Balingen im Rücken: Michael Kasier hat für das Buch "Stadtgespräche" 40 Porträts verfasst – entstanden ist so ein besonderes Porträt Balingens. Das Buch erscheint Anfang Oktober im Gmeiner-Verlag. Foto: Maier Foto: Schwarzwälder-Bote

Michael Kaiser stellt Balingen anhand von charmanten

Von Steffen Maier

Balingen. Michael Kaiser gestikuliert, erklärt, redet in einem fort, kommt kaum dazu, Luft zu holen. Der 49-Jährige spricht über die Arbeit, die ihn in den Monaten März bis Juni stark beschäftigt hat – und deren Ergebnis in wenigen Wochen jeder in den Händen halten kann: das Buch "Stadtgespräche aus Balingen". Auf rund 200 Seiten stellt Kaiser anhand von 40 Porträts seine Heimatstadt vor, entstanden ist so ein besonderes Porträt Balingens.

Das Buch ist Teil einer Reihe, die der in Meßkirch ansässige Gmeiner-Verlag herausgibt. Drei Titel erscheinen in diesem Jahr – außer über Balingen auch über die Städte Itzehoe hoch droben im Norden der Republik sowie das oberbayerische Rosenheim. Anspruch der Bücher ist es, lokal stark verwurzelt zu sein; Ziel ist es, anhand persönlicher Porträts ausgewählter Bewohner zugleich markante Orte und damit die Stadt vorzustellen. 40 Porträts hat Michael Kaiser dafür verfasst, zusammengepackt zwischen den Buchdeckeln ergeben sie die "Stadtgespräche".

Die Auswahl der Porträts fiel Kaiser einerseits leicht und doch verdammt schwer. Der 49-Jährige kennt aus früheren Zeit als Lokalredakteur viele Balinger und ist selbst noch vielen bekannt. Das Problem war nicht, so Kaiser im Gespräch mit unserer Zeitung, Leute zu finden – sondern inmitten der aktuell rund 34 000 Einwohner und der ungezählten historischen Weggefährten die 40 auszuwählen, anhand derer sich ein modernes, aktuelles, spannendes und lesenswertes Buch über Balingen zusammenstellen lässt. Das hat er geschafft – und bis auf Stockenhausen sind außerdem auch Personen aus allen Balinger Stadtteilen mit Porträts vertreten.

Komplett außen vor gelassen hat Kaiser die üblichen Verdächtigen: lokale Politiker, Würdenträger, ohnehin fast tageintagaus in der Öffentlichkeit auftauchende Personen. Er wollte vielmehr weniger bekannte Köpfe und deren Geschichten und Schicksale ans Licht befördern – wobei auch klar sei, so Kaiser, dass viele der im Buch auftauchenden Geschichten einigen schon bekannt seien.

Fündig geworden ist Kaiser unter anderem in Museen, beim Busfahren, in der SparkassenArena, auf dem Balinger Friedhof, im Zollernschloss, auf Sportplätzen, in der Stadtkirche – und buchstäblich auf der Straße. Kaiser stellt Menschen vor, die das, was sie tun, mit Liebe und Hingabe tun – beispielsweise die Baaders, die Deutschlands kleinste Jugendherberge leiten, das Ehepaar Stoll, das in Weilstetten zum Laufen einlädt, Clemens Wolff, dessen Passion das Pokern ist, Hans Löwen, der Besucher durch das einzigartige Museum für Waage und Gewicht führt, oder Juandalynn R. Abernathy, die Leiterin des Gospelchors Voices, Hearts & Souls, deren Vater ein enger Weggefährte des US-amerikanischen Bürgerrechtlers Martin Luther King war. Und, und, und. 35 Porträts über noch lebende Zeitgenossen hat Kaiser zusammengetragen, dazu kommen fünf über historische Figuren – etwa über die Figur des Ritter Ulrich auf dem Marktplatz, die laut Kaiser vermutlich gar nicht Ritter Ulrich darstellt, den aus Dürrwangen stammenden Revolutionär Gottlieb Rau oder über Conrad Widerhold, dem im Dreißigjährigen Krieg in Balingen ein unerhörter Raubzug gelang und nach dem heute noch eine Straße benannt ist.

Es ist Kaisers erstes Buch, den Aufwand bezeichnet er als beträchtlich. Seine Fitness befördert hat es in jedem Fall: Zu allen Porträt-Terminen in ganz Balingen und den Stadtteilen ist Kaiser mit dem Fahrrad gefahren. Zusätzlich zu den Texten hat er zu jedem Porträt selbst Fotos gemacht oder aber historische Bilder besorgt. Korrigiert ist das Werk schon, in diesen Tagen liest Kaiser ein letztes Mal drüber, dann geht es in den Druck. Mit einer Auflage von 2000 Exemplaren kommt das Buch am 7. Oktober in den Handel.