Die 93-jährige Lotte Finkbeiner aus Tonbach hat Jürgen Morlok einiges zu berichten. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Geschichte: Jürgen Morlok bringt Kalender mit historischen Motiven heraus / Exemplare ins Ausland verkauft

Die Bilder von gestern sind die Kalenderfotos von morgen. Im Herbst 2016 wird der neue historische Jahreskalender für das kommende Jahr fertig sein. Die sorgfältige Recherchearbeit dafür leistete Jürgen Morlok aus Baiersbronn.

Baiersbronn. Der gelernte Versicherungskaufmann kann sich noch gut erinnern, wie alles begann: ganz klein und unspektakulär mit ein paar alten vergrößerten Postkarten, die er als Dekoration seines Schaufensters in der Versicherungsagentur ausstellte. "Schon nach kürzester Zeit blieben die Passanten stehen und zeigten großes Interesse an den historischen Bildern", erinnert sich der 51-Jährige.

Rückblick auf Historisches

Schnell war die Idee geboren, einen historischen Kalender über die Gemeinde mitsamt ihren Teilorten herauszubringen, die dann im Jahr 2011 mit der Erstausgabe der "Baiersbronner Zeitreise-Gebäude" in die Tat umgesetzt wurde. Seit nunmehr fünf Jahren verbringt Jürgen Morlok einen Teil seiner Freizeit mit der Recherche und der Jagd nach neuen Bildern. "Es geht um Baiersbronn und um den Rückblick auf Historisches. Besonders beeindruckt bin ich von den einfachen Aufnahmen, die etwas Ursprüngliches zeigen und den dazugehörigen Anekdoten", schwärmt Morlok. Bereits im ersten Jahr war die limitierte Auflage von 100 Stück schnell vergriffen. Sogar an die Nachkommen von Baiersbronner Auswanderern wurden fünf Zeitreise-Exemplare in die USA verschickt.

Als waschechter Baiersbronner ist es ihm wichtig, für seine Kalender Motive aus der Baiersbronner Heimat zu verwenden. Dafür wählt er wechselnde Jahresthemen und hat sich nach dem Vorjahresthema "Gasthäuser" im kommenden Jahr das Thema "Menschen" ausgesucht. Bereits jetzt präsentiert er stolz seine neueste Ausgabe und von der "Familien-Kapelle Züfle" aus dem Jahr 1898 bis hin zum "Förster Haist" im Jahr 1952 lächeln von gestochen scharfen Schwarz-Weiß-Aufnahmen die Menschen von den neuen Kalenderblättern 2017.

Morlok zeigte schon immer Interesse an Erzählungen aus früheren Tagen. So manche nette Begegnung ergab sich dabei. "Ich wurde schon über Facebook angeschrieben und habe einer US-Soldatin den Kontakt zu ihren Vorfahren aus Baiersbronn vermitteln können", erinnert er sich und freut sich, seinen Teil zur Familienzusammenführung beigetragen zu haben.

Als "Baiersbronner Historiker" hat er sich bereits einen Namen gemacht und die Leute öffnen ihm gerne ihr ganz privates Fotoalbum. Sie wissen viel zu den Bildern zu berichten. Auch Sätze wie "das interessiert dich ja eh nicht" bekommt Morlok oft zu hören. Natürlich sind es nicht die ganz privaten Porträtaufnahmen die er sucht, sondern den Alltag, die Berufe und die Örtlichkeiten, die ihre ganz eigene Geschichte auf den Kalenderblättern erzählen können. Bilder von harter Arbeit, von großen Sportveranstaltungen und vom alltäglichen, harten Leben im Schwarzwald des vergangenen Jahrhunderts. "Die gute alte Zeit" lässt er wieder lebendig werden.

Auflage von 400 Stück

Er ist sich seiner Verantwortung bewusst. "In Baiersbronn gibt es zwar ein Gemeindearchiv, mit dem ich sehr gut zusammenarbeite, doch ein klassisches Bildarchiv gibt es hier nicht". Einige Tausend Bilder hat Jürgen Morlok bereits auf seinem Computer archiviert. Daher ist er ein beliebter Ansprechpartner für historisches Bildmaterial über Baiersbronn.

Seine großformatigen und kleinformatigen Kalender erscheinen in diesem Jahr bereits in einer Auflage von rund 400 Stück und auch für die Ausgabe im Jahr 2018 steht das Thema "Ereignisse" bereits fest, sodass die Zukunft der Vergangenheit bereits gesichert scheint. Nachdem Morlok schon auf vielen privaten Vorträgen seine Bilder präsentieren konnte, kam ihm die Idee, einen öffentlichen Vortrag anzubieten. Am heutigen Donnerstag wird er ab 19 Uhr in der Friedrichstaler Mehrzweckhalle am Kniebisweg einen Bildvortrag mit mehr als 300 bisher noch unveröffentlichten Fotos gestalten. Dazu sind alle Interessierten eingeladen. "Unter dem Titel vom Oberdorf ins Unterdorf lade ich alle zu einem virtuellen Spaziergang durch die Vergangenheit ein. Dabei wird der Eindruck vermittelt, dass man durch das Baiersbronn von vor 100 Jahren läuft", verspricht er. Die meist aus Privatbesitz stammenden Aufnahmen zeigen auf eindrucksvolle Weise die Entwicklung des Ortsbildes und geben Einblicke in den damaligen Alltag der Baiersbronner vor über 100 Jahren. Ergänzt wird der Bildervortrag durch viele Informationen und Erläuterungen. Der Eintritt inklusive einem Getränk beträgt drei Euro.