Mit der Zeit klappte es mit dem Füttern. "Es war toll zu sehen, wie die Vögel sich entwickeln", sagt Stefan Braun. Foto: Braun

Vogelschutz: Familie Braun aus Tonbach rettet drei junge Mauersegler. Mehlwürmer und Kirschkernkissen.

Baiersbronn-Tonbach - Familie Braun aus Tonbach hat eine turbulente Zeit hinter sich. Völlig unerwartet wurde sie zu Ersatzeltern für drei Mauerseglerküken, die wohl aus dem Nest gefallen waren.

Alles fing mit einem kleinen Vogel an, den die Schwestern Theresa, Clara und Greta vor dem Haus eines Nachbarn fanden. "Unsere Mädchen haben das hilflose Wesen gleich mit nach Hause gebracht und wollten es auf jeden Fall retten", erinnert sich Katja Braun, die daraufhin den Vogelexperten Achim Klumpp kontaktierte. "Er hat sofort gewusst, dass es sich um einen Mauersegler handelt, eine bedrohte Vogelart, die kaum noch Nistplätze findet", erklärt Stefan Braun.

Nach dem Besuch beim Tierarzt, der der Familie wenig Hoffnung auf ein Überleben des Vogels gemacht hatte, wollte die Familie alles zu tun, um das Leben des Winzlings zu retten. "Dies bedeutete, den Vogel alle zwei Stunden zu füttern, zum Glück nur tagsüber, aber das war schon einen gewaltige organisatorische Aufgabe", berichtet Katja Braun und spricht von einer sehr anstrengenden Zeit.

"Bereits am nächsten Tag haben wir erneut einen aus dem Nest gefallenen Mauersegler gefunden, und über Achim Klumpp hat eine Familie aus Tonbach uns nochmals einen kleinen Vogel zur Aufzucht vorbei gebracht, sodass wir am Ende drei hungrige Vögel zu Hause hatten", sagt Stefan Braun und lacht. "Die ersten Tage haben wir gedacht, das schaffen wir nicht, denn die Mehlwürmer und Heimchen mussten als Lebendfutter in zeitaufwendiger Weise den kleinen Vögeln als Mahlzeit gereicht werden. Wir haben im Internet dann das Futter geordert, und es war zunächst schon eine Überwindung, die lebenden Tiere an die Vögel zu verfüttern", sagt Katja Braun.

Morgens hieß es um 5.15 Uhr aufstehen, und die gesamte Familie saß am Küchentisch und übernahm gemeinsam die Vogelfütterung. "Alle Kinder waren mit von der Partie, und zu Beginn haben wir pro Vogel rund 30 Minuten gebraucht, um ihm überhaupt etwas Nahrung zu geben", berichtet Katja Braun. Ein aufgeheiztes Kirschkernkissen sorgte für die entsprechende Nestwärme, und viel Ruhe in einem eigenen Raum brachte dann den Erfolg. Mit der Zeit lief auch die Fütterung reibungsloser, und die Vögel wurden von Tag zu Tag kräftiger und immer mehr Teil der Familie. "Max, Moritz und Felix haben wir sie genannt und konnten sie an winzigen Details unterscheiden", erzählt Greta, die Jüngste der Familie.

Nächstes Jahr werden Nistkästen installiert

Vogelexperte Achim Klumpp hat Familie Braun sehr geholfen und stand ihr mit Rat und Tat zur Seite. "Wir schätzen sein Wissen und seine Arbeit sehr und freuen uns, einen so kompetenten Ansprechpartner in der Gemeinde zu haben", betont Stefan Braun, der sich für den Verein zum Schutz und Erhalt der Greifvögel und Eulen im Nordschwarzwald, dessen Vorsitzender Klumpp ist, mehr Unterstützung wünscht. "Wir haben gesehen, wie teuer allein das Futter ist, denn rund 150 Euro haben wir für die Aufzucht der drei Mauersegler ausgegeben", berichtet Stefan Braun. "Aber es war toll zu sehen, wie die Vögel sich entwickeln." Als Erklärung für das gehäufte Auffinden der Vogelkinder nennt er die extreme Hitze zu der Zeit, denn die Mauersegler würden ganz an den Rand des Nests kriechen, da es ihnen im Inneren zu warm sei und dabei häufig hinausfallen.

Familie Braun ist längst zum Mauersegler-Expertenteam geworden. Die Wohnung wurde zur Aufzuchtstation umfunktioniert. Sogar die Hände wurden vor jeder Berührung desinfiziert, damit das Federkleid der Tiere nicht verklebte. Und dennoch hieß es Abschied nehmen: Nach rund sechs Wochen waren alle Vögel als kräftige Tiere in die Freiheit geflogen – dank des Einsatzes ihrer Pflegeeltern. "Im nächsten Jahr werden wir Mauersegler-Nistkästen aufhängen, denn die Tiere sind sehr nützlich und fressen auch die Stechmücken", sagt Stefan Braun.