Behält seine drei Sterne: Harald Wohlfahrt (Restaurant Schwarzwaldstube in der Traube Tonbach). Foto: Traube Tonbach

"Guide Michelin" 2017: Köche aus Baiersbronn bleiben im Olymp. Südbadener sind

"Guide Michelin" 2017: Köche aus Baiersbronn bleiben im Olymp. Südbadener sind im Gourmetführer auch stark vertreten.

Karlsruhe/Baiersbronn Deutschlands Gastro-Branche boomt weiter. Die Spitzen-Restaurants holen in diesem Jahr so viele Michelin-Sterne wie noch nie. Insgesamt 292 ausgezeichnete Häuser listet der gestern veröffentlichte "Guide Michelin" 2017 auf, zwei mehr als im Vorjahr. Der Südwesten hat mit 74 gekrönten Restaurants so viele Gourmet-Tempel wie kein anderes Bundesland.

Der Rückkehrer

Im vergangenen Jahr einer der Verlierer, ist die Alte Post in Nagold (Kreis Calw) nach einem Jahr Pause wieder unter den Trägern eines Michelin-Sterns. Mit Stefan Beiter, der seit April das Traditionshaus am Nagolder Vorstadtplatz führt, gelingt die erhoffte Rückkehr in die Spitzengastronomie auf Anhieb. Auch wenn es Beiter selbst nicht gerne hört, wird er in Gourmet-Kreisen gerne als "deutscher Bocuse" bezeichnet: Beiter kocht "kräftig und mit viel Dampf" in den Aromen, kombiniert lustvoll zum Beispiel Fisch und Fleisch auf einen Teller und setzt ganz auf "Butter und Knoblauch" als ultimative Geschmacksverstärker. "Wir sind hier total happy, können es kaum fassen", heißt es gestern Abend in der Alten Post. Dann muss der frisch gebackene Sternekoch Beiter auch schon wieder reichlich Hände von Gratulanten schütteln und Glückwünsche aus aller Welt am Telefon entgegennehmen.Das Gourmetrestaurant Berlins Krone in Bad Teinach-Zavelstein (Kreis Calw) verteidigt derweil seinen Michelin-Stern. Franz Berlin versucht mit seiner Küche, regionale, nationale und internationale Elemente zu verbinden.

Weiter im Olymp

Im Olymp der Gourmetgastronomie in Baiersbronn (Kreis Freudenstadt) bleibt alles beim Alten: Harald Wohlfahrt (Restaurant Schwarzwaldstube in der Traube Tonbach), verteidigt seine drei Sterne ebenso wie Claus-Peter Lumpp (Restaurant Bareiss). Über Wohlfahrt schreiben die Karlsruher Testesser: "Der Großmeister bleibt sich und seiner Küche treu. Neumodische Trends und Effekthascherei sind nicht seine Welt, vielmehr kocht Harald Wohlfahrt unkompliziert und ehrlich." Auch Jörg Sackmann vom Restaurant Schlossberg im Hotel Sackmann im Baiersbronner Ortsteil Schwarzenberg kann sich weiter mit seinen zwei Michelin-Sternen schmücken. Wohlfahrt zeigt sich gegenüber unserer Zeitung hoch erfreut: "Die Verteidigung der drei Sterne ist natürlich nicht nur für mich eine wunderbare Bestätigung, sondern auch für das gesamte Team und für den Betrieb, das Hotel Traube Tonbach. Es freut einen natürlich, wenn man für so lange Zeit ein solch hohes Niveau halten kann. Offensichtlich treffen wir noch immer den Zeitgeist und sind nach wie vor auf dem richtigen Weg." Lumpp äußert sich kurz und prägnant: "Zehn Jahre mit drei Sternen im Guide Michelin für das Team des Restaurant Bareiss. Wir sind überglücklich!" Und Sackmann meint: "Für mich ist die Auszeichnung keine Selbstverständlichkeit. Ich freue mich sehr, dass wir die Auszeichnung bekommen haben – als Küchenteam, zu dem seit zwei Jahren auch mein Sohn Nico gehört."

Keine Überraschung

Weiter westlich, in der Ortenau zeigt sich das gleiche Bild: Sowohl der Adler in Lahr-Reichenbach (ein Stern) als auch das ammolite – The Lighthouse Restaurant (zwei Sterne) im Europa-Park Rust behalten ihre Auszeichnungen. Das Le Pavillon im Hotel Dollenberg in Bad Peterstal-Griesbach trägt zwei Sterne, der Wilde Ritter in Durbach einen Stern. Keine Überraschungen, weder im positiven noch im negativen Sinn auch in und um Freiburg. Hier gibt es viele Feinschmeckerrestaurants mit – mindestens – einem Stern.Dreimal, wie im vergangenen Jahr schon, werden die Michelin-Tester allein im Freiburger Stadtgebiet fündig: Die seit vergangenem Jahr ausgezeichnete Wolfshöhle nahe Schlossberg in der Altstadt, die Zirbelstube im altehrwürdigen Colombi-Hotel und das sHerrehus im Schloss Reinach vor den Toren der Stadt im Stadtteil Munzingen haben allesamt ihren Stern verteidigen können. Das gilt auch für ausnahmslos alle Sterne-Restaurants im Freiburger Umland: Zehner’s Stube in Pfaffenweiler im Markgräflerland, der Storchen in Bad Krozingen, Merkles Restaurant in Endingen am Kaiserstuhl, der Raben in Horben bei Freiburg, der traditionsreiche Schwarze Adler in Vogtsburg, der seinen Stern schon seit 1969 ununterbrochen hält, haben weiterhin einen Michelin-Stern: das offizielle Gütesiegel für ein sehr gutes Restaurant, wie es im Michelin-Sprachgebrauch sachlich korrekt heißt. Die Genießer-Region ist stabil: "Es ist schön, dass die Leistung und das Engagement der Köche in der Region von den wichtigsten Testern erneut bestätigt wurde", sagt Küchenchef Oliver Rausch vom sHerrehus in Freiburg-Munzingen gestern. Im Top-Segment der Zwei-Sterne-Küchen tummelt sich zudem wie im Vorjahr der Hirschen mit Südbadens einziger Spitzenköchin Douce Steiner in Sulzburg im Markgräflerland.