Kümmern sich um die Neuankömmlinge (von links): Ulli Schmelzle und Gerhard Gaiser mit den syrischen Flüchtlingen und Maike Weiss und Thomas Brucker (rechts) vor der neuen Unterkunft in Obertal Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlinge werden in Obertal freundlich empfangen / Viele ehrenamtliche Helfer stehen ihnen zur Seite

Von Monika Braun

Baiersbronn/Obertal. Die ehemalige Gaststätte Mausefalle ist seit fast zwei Wochen Unterkunft für 18 junge Männer aus Syrien. Damit ist die erste größere Flüchtlingsgruppe in der Murgtalgemeinde untergebracht worden.

Nachdem der Besitzer der Gaststätte die Räumlichkeiten dem Landratsamt angeboten hatte, folgte eine recht rasche Unterbringung der Asylbewerber. Unter der Leitung der Gemeinderäte Gerhard Gaiser, Ulli Schmelzle und Maike Weiss wird aktuell versucht, den ausländischen Gästen den Ort und das Leben in der Gemeinde etwas näher zu bringen und ihnen hilfreich zur Seite zu stehen.

Pfarrer Daniel Hoffmann, der zusammen mit Gerhard Gaiser die Flüchtlinge begrüßte, engagierte sich ebenso wie Wolf Kölblin für die Neuankömmlinge und übernahm einige organisatorische Aufgaben. "Schwierig sind natürlich die Sprachbarrieren, denn nur wenige von ihnen können englisch sprechen, aber wir bemühen uns trotzdem", so Gerhard Gaiser, der schon einige Male mit den Syrern beim Einkaufen war.

"Als sie hier mit dem Bus ankamen, war nichts da. Wir haben dann versucht, wenigstens Lebensmittel und das Nötigste zu besorgen", so Maike Weiss, die wie auch ihre ehrenamtlichen Mithelfer versucht, in vielen Dingen behilflich zu sein. Einer der Asylbewerber war Empfangschef in einem internationalen Fünf-Sterne-Hotel in Damaskus und berichtet über ihre Flucht und die vielen Schwierigkeiten die sie überwinden mussten. "Hier ist es schön, besonders die Landschaft und die Freundlichkeit der Leute ist toll, aber wir wollen auch keinem zur Last fallen und würden sehr gerne arbeiten", sagt der Mann, der seine Heimat verlassen musste.

In Damaskus war es einfach nicht mehr möglich, zu leben, erzählen die Syrer. Krieg, Zerstörung, Verfolgung und Bedrohung waren für viele der 18 Männer Gründe, die beschwerliche Flucht auf sich zu nehmen und ihre Familie in der Heimat zurückzulassen. "Sie haben nur das gehabt, was sie auf dem Leib trugen, und viele haben eine richtige Odyssee hinter sich. Hinzu kommen kriegs- und flucht- bedingte Verletzungen, auch Schussverletzungen, die nun erst einmal behandelt werden", erzählt Gerhard Gaiser und freut sich über die durchweg freundlichen Aufnahme der Männer in Obertal.

Fernseher oder Radio hätten sie abgelehnt, das gebe nur Unruhe, und sie wollten ein friedliches Zusammenleben, berichtet Gerhard Gaiser, der über die Disziplin der Flüchtlinge erstaunt ist. Alle sind sehr gut ausgebildet, viele haben Abitur, sind Koch, Bäcker, Handwerker, Volkswirte oder Studenten – und sie sind nur zu gerne bereit, hier zu arbeiten oder sich nützlich zu machen.

"Sie würden sich auch gerne ehrenamtlich engagieren, doch selbst das geht aus versicherungstechnischen Gründen nicht", erklärt Gaiser. Der ehemalige Empfangschef erklärt, dass sie es gar nicht erwarten können, endlich Deutsch zu lernen. Thomas Brucker, Vorsitzender der Kirchengemeinde, freut sich, dass für nächste Woche ein Deutschkurs organisiert wurde. "Gestern haben wir schon die Räumlichkeiten im Gemeindehaus angeschaut, in dem zwei ehrenamtliche Lehrerinnen unterrichten", berichtet Brucker.

Gerhard Gaiser und Ulli Schmelzle, die täglich vor Ort sind, freuen sich, dass in der kurzen Zeit schon einiges bewegt werden konnte. "Die Schwimmbadfreunde haben eine Spende an die Gemeinde gemacht, so dass die Asylbewerber bis zum Saisonende kostenlos ins Freibad gehen dürfen", berichtet Maike Weiss. Auch am jüngsten Schliffkopfgottesdienst konnten die Männer, unter denen Christen und Muslime sind, teilnehmen. "Der Kirchenbesuch war ihnen ein großes Anliegen und so haben wir einen Fahrdienst organisiert", erzählt Gaiser. Wie lange die Männer in Obertal bleiben, ist noch unklar, doch die Menschen begegnen ihnen freundlich, und auch die ehrenamtlichen Helfer, viele aus dem Freundeskreis Asyl, unterstützen sie im Alltag. Fragt man die Neuankömmlinge nach ihrer Familie in Syrien, wirken sie traurig. Nur über Handy sei ein wenig Kontakt möglich, sagen sie.

Der Bezirksbeirat Obertal mit seiner Vorsitzenden Maike Weiss wird sich in der zweiten Septemberhälfte bei einer öffentlichen Sitzung im Gemeindehaus unter anderem mit der Unterbringung von Asylanten im Gebäude der ehemaligen Mausefalle beschäftigen.