Christoph Wörner, Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Friedrichstal, neben einer Puppe mit der Uniform der ehemaligen Werkskapelle. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder-Bote

Heimatgeschichte: Schmiedefest bietet interessante Einblicke

Zweimal im Jahr lädt der Förderverein der Dorfgemeinschaft Friedrichstal zum Schmiedefest ein. Auch diesmal konnten die Grube Sophia, der Königshammer und das ehemalige Back- und Waschhaus der Schwäbischen Hüttenwerke besichtigt und es konnte eingekehrt werden.

Baiersbronn-Friedrichstal. Die lauten, rhythmischen Klänge des Sensenhammers wiesen den Besuchern bereits von weit her den Weg zum historischen Königshammer. Am Freilichtmuseum zeigten Christoph Wörner und Harald Weber, Vorsitzender und Schriftführer der Dorfgemeinschaft, den Schmiedeofen und den mächtigen Sensen-Breithammer, an dem einer der 36 zur Herstellung einer Sense nötigen Arbeitsschritte erledigt wird, sowie den angeschlossenen Museumsraum.

Am – früher durch Wasserkraft angetrieben – Sensenhammer demonstrierte Christoph Wörner, welche Arbeitsschritte einst zur Herstellung von Gartengeräten nötig waren. Im Museumsraum erhielten die Besucher Einblick in die bewegte Geschichte der Schwäbischen Hüttenwerke Friedrichstal (SHW).

Werkskapelle war Pflicht

Im Museum Königshammer sind eine Fülle interessanter Exponate aus mehreren Epochen, Sensen, Spaten, Breithammer und diverse andere Gartengeräte sowie alte Kataloge und Auftragsbücher zu bestaunen. Wie Harald Weber berichtete, stammt die Mehrzahl der Ausstellungsstücke im Schauraum aus den Beständen der Hüttenwerke; zahlreiche Exponate steuerten aber auch Einheimische bei.

Auch über die bis Ende der 60er-Jahre bestehende Werkskapelle der SHW informierte Harald Weber, stilgerecht in deren ehemalige Uniform gekleidet. Gegründet wurde die Kapelle vom damaligen Leiter der SHW. Die Teilnahme war aber nicht unbedingt freiwillig. Vielmehr wurden die Mitspieler geradezu zwangsrekrutiert und im Fall der Weigerung entlassen. Sie trugen eine Bergmanns-Uniform. Je nach Anlass zierte die Kopfbedeckung eine rote (Alltag), schwarze (Beerdigung) oder weiße (Hochzeit) Quaste.

Frauen klebten Etiketten

Auch dass die Friedrichstaler Sensenschmiede früher angesehene, gut bezahlte Facharbeiter waren, wurde bei der interessanten Führung deutlich. Firmenjubilare erhielten als "Helden der Arbeit" für langjährige Betriebszugehörigkeit gar eine vom damaligen Reichspräsidenten Hindenburg persönlich unterschriebene Jubiläumsurkunde. Die Arbeit der beschäftigten Frauen wurde weniger hervorgehoben: Sie waren dazu da, auf die Spaten die Etiketten zu kleben.

Nach den Vorführungen konnten sich die Besucher am früheren Wasch- und Backhaus der Siedlung mit Holzofenbrot aus dem Backhäusle stärken. Auch dieses frühere Betriebsgebäude der SHW war völlig in Vergessenheit geraten. Mit alten Ölfässern gefüllt, fristete es ein Schattendasein. Erst im Jahr 2003 wurde das Backhäusle von der Dorfgemeinschaft grundlegend restauriert; der original erhaltene Backofen wurde grundlegend saniert. Seither finden in Friedrichstal regelmäßig Backtage statt, und an den Schmiedefesten dient es als Bewirtungsstation. Die Keyboardgruppe der Jugendmusikschule Baiersbronn sorgte für Unterhaltung.

Wie Vorsitzender Wörner berichtet, hat sich sein Verein Dorfgemeinschaft Friedrichstal zum Ziel gesetzt, das kulturelle Erbe des Orts zu bewahren. Aus dieser Initiative gingen viele Projekte hervor, unter anderem der über die Region hinaus bekannte Museumsweg "Im Tal der Hämmer". Voller Stolz sagt Wörner: "Wir kümmern uns um das gesamte Dorf." Das Museum Königshammer ist frei zugänglich und bildet zudem die erste Station auf dem vier Kilometer langen Erlebnispfad "Im Tal der Hämmer". Schmiedevorführungen sind möglich nach Vereinbarung unter Telefon 0175/277 50 26 oder E-Mail an christoph.woerner@web.de.

Friedrichstal war lange Zeit keine politische Gemeinde im eigentlichen Sinn, sondern eine Werkssiedlung der SHW. Die Ursprünge der SHW gehen auf die königlichen Hüttenwerke zurück. Viele Jahrzehnte lang war die SHW ein Großkonzern, der fünf Werke in Baden-Württemberg betrieb. Im Jahr 1996 wurde der Friedrichstaler Betriebsteil der SHW von der Firma Idealspaten Herdecke übernommen. Bis heute ist das Werk Friedrichstal Weltmarktführer für Frontladezinken.