Der Winterdienst in Baiersbronn ist derzeit im Dauereinsatz. Foto: sb

Fahrer kämpfen gegen die Schneemassen. Geparkte Autos machen Arbeit oft nicht leicht.

Baiersbronn - Wenn die weiße Pracht vom Himmel fällt und Straßen gefährlich glatt werden, sind sie gefordert: Die Winterdienstfahrer sorgen dafür, dass Autofahrer und Fußgänger ihr Ziel sicher und meist unbeschadet erreichen – und das ist im Augenblick Schwerstarbeit.

Bernd Finkbeiner aus Baiersbronn ist einer der Fahrer, der derzeit gegen die Schneemassen kämpft. Seit 15 Jahren ist er im Bereich Oberdorf für gestreute Straßen zuständig. Für ihn bedeutet dies derzeit vor allem eines: kurze Nächte. "Um vier Uhr morgens kam am Wochenende der Anruf von Bauhofleiter Wolfgang Opferkuch, dass wir raus müssen", erzählt Bernd Finkbeiner der sich dann mit seinem 170 PS starken JCB Fasttrack auf den Weg machen muss.

Schneeräumen, das bedeute dabei nicht einfach durch die Straßen sausen, sondern erfordert Geschick, Können und Übersicht. Erschreckend steil und beängstigend eng sind die Straßen und Gassen die zu Finkbeiners Räumstrecke gehören, doch der erfahrene Fahrer lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Gekonnt steuert er an den parkenden Autos vorbei, bewegt mit Joystick die große Schneeschaufel hin und her und sofort ist zu sehen: Hier ist ein Profi am Werk.

"Meine Strecke im Oberdorf ist schon sehr anspruchsvoll und einige Steilstrecken, für die ich auch mal Schneeketten benötige, gehören dazu", sagt er und kurbelt gelassen an geparkten Fahrzeugen vorbei. "Die Autos, klar die sind schwierig zu umfahren und kosten auch Zeit", sagt er. "Heute gehören zu jedem Haushalt oft zwei bis drei Autos und gerade im Oberdorf ist die Parksituation nicht immer ganz einfach", so Finkbeiner der auch Verständnis für die Autobesitzer zeigt.

Gelassenheit und Ruhe sind gefordert und genau die strahlt Bernd Finkbeiner aus, der den Spitznamen "Balu" bei seinen Kollegen hat. Tatsächlich wirkt er gemütlich wie der tanzende Bär aus dem Dschungelbuch, doch seinen Tanz vollführt er mit dem Räumfahrzeug. "Mich kann kaum etwas aus der Ruhe bringen", sagt er, und überlegt: Nur wenn manche Autofahrer mit ihren Fahrzeugen noch kurz vor seinem Schneepflug auf die Straße schießen und dann an der nächsten Steigung hängen bleiben, dann schüttelt "Balu" den Kopf.

17 Fahrzeuge stehen zur Verfügung

Natürlich kann beim Fahren auch mal was passieren: "Ich bin auch mal abgerutscht und ein Auto wurde beschädigt", erzählt Finkbeiner. Rund vier bis viereinhalb Stunden dauert seine Runde, auch die Winterwanderwege in der Gemeinde gehören dazu. "Ganz früh morgens diese Winterlandschaft zu sehen ist schon toll", schwärmt er.

Noch früher als seine Winterdienstfahrer bekommen Wolfgang Opferkuch, der Leiter des Bauhofs der Gemeinde Baiersbronn und Koordinator des gesamten Winterdienstes, sowie sein Stellvertreter Robert Trück die verschneite Winterlandschaft in den frühen Morgenstunden zu Gesicht. "Wir fahren im wöchentlichen Wechsel meist so um drei Uhr morgens raus und entscheiden ob gestreut und geräumt werden muss", erzählt Opferkuch.

Im Einsatzfall wechselt Robert Trück dann auf den Lastwagen und Opferkuch übernimmt die Streckenkontrolle. Einfach sei das nicht, denn die Gemeinde verfüge über verschiedene Höhenlagen, so Opferkuch. So sieht die Schneelage in Obertal oft deutlich anders aus als in Baiersbronn.

Insgesamt 17 Fahrzeuge, die auf Räum- und Streurunden eingesetzt werden können, stehen zur Verfügung, davon werden fünf Runden von Fremdfirmen abgedeckt. Handkolonnen übernehmen die schwer zugänglichen Bereiche. "Wir haben momentan eine Lagerkapazität für Streusalz von rund 180 Tonnen, das ist deutlich zu wenig, denn wenn es richtig schneit kommen wir auf dem Zahnfleisch daher", klagt Opferkuch.

Sein Wunsch ist eine Lagerhalle für rund 600 Tonnen Streusalz, da sei man auf der sicheren Seite, denn der Vorlauf für die Beschaffung von neuem Salz betrage drei Tage, erzählt der Bauhofleiter. Obwohl sie täglich ihr Bestes geben, um die Straßen der Gemeinde zu räumen, sind Anfeindungen und Kritik das tägliche Brot des Bauhofleiters. "Leute lasst euch auf kein Gespräch ein, Beschwerden bearbeite ich, sage ich zu meinen Fahrern", berichtet Wolfgang Opferkuch, der sich schon einiges anhören musste. "Klar, Schnee vom Schneepflug in der gerade erst geräumten Privatzufahrt ist ein Ärgernis, aber Absicht steckt keine dahinter", versichert er.

Baubetriebsleiter Jürgen Maichele betont zudem, dass laut Gesetz nur für Straßen der Kategorie eins (verkehrswichtig und gefährlich) eine Räumpflicht der Gemeinde bestehe. Diese gebe es in Baiersbronn nicht. Ab der Stufe zwei sei die Gemeinde nicht mehr verpflichtet zu streuen oder zu räumen. "Wir sprechen hier von einer Komforträumung, entgegen der Meinung besteht für uns keine Verpflichtung öffentliche Wege und Straßen frei zu räumen", stellt Maichele klar.