Moderator Wieland Backes war zu Gast im Morlokhof Foto: Eberhardt

Gründer und Moderator des "Nachtcafés". Fernsehkarriere war eher Zufall als Plan. Nächtlicher Talk als Lebensschule.

Baiersbronn-Mitteltal - "Morlokhof-Talk" – ein neues Veranstaltungsformat? Vielleicht. Zumindest wenn eine Größe der deutschen Talk-Landschaft in Mitteltal zu Gast ist. In diesem Fall Wieland Backes, Gründer und Moderator des "Nachtcafés".

Als Kopf dieser ebenso außergewöhnlichen wie erfolgreichen Talk-Show wurde Wieland Backes zu einem der bekanntesten Namen der Fernsehlandschaft. "Ein brillanter geistiger Inszenator", formulierte Gastgeber Hermann Bareiss bei der Begrüßung im Dachsaal des Morlokhofs. Hier hatten sich auf Einladung des Hotels Bareiss über 80 Zuhörer versammelt, um einmal live "Nachtcafé"-Atmosphäre zu erleben.

Dabei war Backes gar nicht als Talk-Master und Moderator nach Mitteltal gekommen. Diese Rolle überließ er Martin Hoffmann, einem jungen Moderator, der durch Backes’ Schule gegangen war. Denn eigentlich hieß die Veranstaltung "Autoren live", und im Mittelpunkt stand nicht die Sendung, sondern das, was daraus hervorging: ein Buch mit den legendären Zitaten und Aphorismen, die immer das Schlusswort von Wieland Backes’ Sendung bildeten.

Doch im Grunde sind Sendung, Zitate-Buch und Backes untrennbar miteinander verwoben. Und natürlich wollten die Zuhörer im Morlokhof, die quer durch die Altersklassen begeistert an den Lippen Backes’ hingen, mehr als nur Zitate. Sie wollten auf Tuchfühlung mit der Sendung und dem Kopf dahinter gehen.

Ein Wunsch, dem Wieland Backes und Martin Hoffmann in einem rund anderthalbstündigen Bühnengespräch vollumfänglich gerecht wurden. Wie auf Knopfdruck schaltete Backes im Morlokhof vom zurückhaltend-freundlichen Gast zum Redner um, wie man ihn aus über 700 Nachtcafé-Sendungen kannte.

Sein Kollege Hoffmann erwies sich dabei als würdiger Gegenpart. Der abgestimmten Choreografie folgend, brachte er dennoch eine persönliche Note ins Gespräch. Hoffmann zeigte sich temperamentvoller und lockerer als Backes und sorgte nicht zuletzt dafür, dass sich auch wirklich jeder im Publikum – vom Mittdreißiger bis zum Endachtziger – gut abgeholt fühlte.

In einer abwechslungsreichen Dramaturgie, mit dem Zitate-Buch als Handlungsrahmen, zogen die beiden durch 30 Jahre Sendung, Sendungsgeschichte und natürlich Backes‘ Biografie. "Man sollte nicht ganz sang- und klanglos abtreten", stellte Backes fest, als er sein Zitate-Büchlein aufschlug.

Fernsehkarriere war eher Zufall als Plan

Dieses ist ohnehin nicht das erste Werk aus seiner Feder. Zur 250. Sendung war schon einmal ein Buch erschienen: "Geschichten aus dem Nachtcafé". Unterhaltsame Szenen aus diesem füllten die Abschnitte zwischen Hintergrund-Erzählungen und Zitaten – von Lord Byron bis Georges Pompidou. Im Morlokhof kamen die Zuhörer so in den Genuss dessen, was schon das "Nachtcafé" auszeichnete: den Blick auf die nicht gleich offensichtlichen Aspekte einer Geschichte, die dafür umso spannender sind.

Zum Beispiel der Umstand, dass die Fernseh-Karriere Backes’ eher Zufall als Plan war – der filmbegeisterte Geografie-Doktorand wollte nämlich einen Begleitfilm zu seiner Dissertation drehen und bewarb sich zum Erlernen des Handwerkszeugs als Hospitant beim SWR.

Ebenso unterhaltsam wie informativ war auch die Beschreibung des Sendungsalltags. Von den Anfangszeiten, als Backes das neue Format von der Anstaltsleitung ertrotzt hatte, mit seinem Team in einer alten Mietwohnung hausen musste und sogar einen Platz im Studio verwehrt bekam. Oder vom Chef vom Dienst, der für die Zitate-Sammlung verantwortlich war – welche Backes nicht selten persönlich wieder über den Haufen warf – bis zu den Recherche-Reisen ins Münchner Burda-Archiv, wo man zu Vor-Internet-Zeiten nach möglichen Kandidaten für die Gästeliste suchte.

Nächtlicher Talk als Lebensschule

Denn im Nachtcafé saßen selten Medienprofis wie etwa Politiker, sondern Menschen wie du und ich. "Das Nachtcafé war für mich eine große Schule des Lebens", sagt Backes heute respektvoll. Die Authentizität, die dem Moderator stets attestiert wurde, verfehlte auch in Mitteltal ihre Wirkung nicht.

Und der wohl größte Albtraum eines Moderators, dass ein Gast erbost die Sendung verlässt, war im Fall der Talks im Morlokhof sowieso unwahrscheinlich. Immerhin zweimal ist Backes das in 30 Jahren passiert.

Im Morlokhof indes war eine Verlängerung notwendig. Denn nach dem Bühnen-Dialog stand Bücher-Signieren an, dabei legten die Gäste denselben Enthusiasmus an den Tag wie beim Zuhören.