Aus zwei mach eins: Café Rundblick-Chefin Petra Klumpp übernimmt die Backstube von Eberhard Holz. Foto: Schwenk

Eberhard Holz zieht sich in den Ruhestand zurück. "Café Rundblick"-Chefin Petra Klumpp übernimmt Backstube.

Baiersbronn - Ob Etagenbäcker oder Discounter-Backstation: Was hier in den Ofen geschoben wird, nennt sich Teigling und stammt zumeist aus Osteuropa. "Das tut schon weh", sagt Eberhard Holz und legt die Stirn in Falten. Holz ist Bäckermeister aus Leidenschaft. Einer, der für das Gegenmodell zum zugereisten Teigling steht. Und das seit immerhin 40 Jahren.

Holz setzt auf das traditionelle Bäckerhandwerk, folgt dem Leitmotiv "aus der Region für die Region". Rund fünf Millionen Euro hat er in den vergangenen Jahrzehnten in den elterlichen Betrieb gesteckt. Zu dem gehören heute, neben dem "Stammhaus" samt Backstube in Schönmünzach das "Café Hofbäck" am Baiersbronner Rosenplatz und die "Schwarzwälder Schokomanufaktur". Nicht zu vergessen, die Bäckereifiliale im hiesigen Edeka-Markt.

Das verlangt Einsatz: Bis heute ist der 64-Jährige stets der erste in der Backstube. Doch damit soll bald Schluss sein: Eberhard Holz und Ehefrau Michaela zieht es in den wohlverdienten Ruhestand.

In der Holz’schen Backstube in Schönmünzach werden die Öfen dennoch nicht ausgehen. Das war dem Bäckermeister wichtig. "Sonst hätte es zwischen Gernsbach und Baiersbronn keinen backenden Betrieb mehr gegeben." Das, sagt Holz, müsse man sich einmal vorstellen. Für den Bäckermeister ein Unding.

Immerhin trägt Holz sein Handwerk seit unzähligen Jahren in die ganze Welt hinaus. Nur in Australien, Neuseeland und Südamerika war er noch nicht. "Sonst haben wir auf der ganzen Welt gebacken." Etwa in China. "Da hieß es, die Chinesen essen keine Brezeln und keine Schwarzwälder Kirschtorte." Holz buck die schwäbischen Spezialitäten trotzdem. Und musste sie schließlich mit Polizeischutz unters Volk bringen, so groß war der Andrang.

Was einen freilich nicht wundern muss: Die "Schwarzwälder" aus dem Hause Holz genießt Kultstatus. Auch sonst steht der Name Holz für Qualitätsbackwaren, nicht umsonst finden sich auf der Kundenliste 16 Michelinsterne. Große Fußstapfen für Petra Klumpp: Die wollte eigentlich die eigene Backstube vergrößern, griff aber gerne zu, als Holz ihr spontan die seine anbot. Seit zehn Jahren führt Klumpp in fünfter Generation das Café Rundblick nebst der zugehörigen Bäckerei und der Pension mit 48 Betten. Die "Schank-Hütte" zwischen Baiersbronn und Kosterreichenbach gehört zum Betrieb, ebenso drei Verkaufswagen, ein Frühstücksservice für gut 70 Firmen in der Region, und eine Oldtimervermietung.

Ab 1. Juli kommen das "Café Hofbäck" und die Holz’sche Backstube in Schönmünzach samt der Angestellten hinzu. Für Klumpp eine echte Herausforderung: "Wir haben selber 24 Angestellte. Für uns bedeutet das eine Verdoppelung der Betriebsgröße." Und die zieht eine Umstrukturierung des gesamten Betriebs nach sich: Bäckermeister Martin Frey, seit 25 Jahren im Haus, wird Betriebsleiter und somit Klumpps rechte Hand. Er wird, gemeinsam mit Klumpp und Eberhard Holz, in den ersten beiden Monaten nach der Übernahme die Betriebe zusammenführen.

Was im "Rundblick" serviert wird, kommt dann aus der Backstube in Schönmünzach. Mit Ausnahme der Brezeln. Die sind quasi die Schwarzwälder Kirschtorte der Klumppschen Traditionsbäckerei und werden im "Rundblick" auch weiterhin frisch aus dem Ofen serviert. Immerhin versuchte sich hier schon Fernsehkoch Horst Lichter am Brezeln knoten. "Er hat festgestellt, dass das gar nicht so einfach ist", schmunzelt Petra Klumpp. Das fast schon legendäre Laugengebäck aus der Backstube Klumpp wird also bleiben. Und auch die Holz’sche Schwarzwälder Kirschtorte genießt Bestandsschutz.

"Ansonsten werden wir uns Zeit nehmen, die Sortimente abgleichen und ausloten, was bei den Kunden beliebter ist: Das Mehrkornbrötchen von uns oder von der Bäckerei Holz. Dann entscheiden wir gemeinsam, was weiterproduziert wird." Die Qualität, verspricht Klumpp, wird bleiben. "Wir formen jede Brezel von Hand und werden das auch weiterhin tun."

Die erste Zeit, meint Klumpp, "wird sicher eine Herausforderung für alle. Aber die Stimmung in beiden Betrieben ist unglaublich positiv". Außerdem kann Klumpp auf die Unterstützung von Ehemann Frank, Vater Otto und Mutter Lore zählen. Nach wie vor packen die beiden Seniorchefs täglich im Betrieb mit an. "Ohne würde es auch gar nicht gehen. Schon allein wegen dem Kartoffelsalat meiner Mutter. Der ist Kult."

Und auch in der "Schokomanufaktur" geht es weiter: Zum 1. Mai wird die von der Bäckereikette "K&U" übernommen. Wie auch die Filiale im Edeka-Markt, die bereits ab dem heutigen Samstag von "K&U" weitergeführt wird. Eine gute Lösung, ist sich Holz sicher. Jeder einzelne seiner gesamt 32 Angestellten wurde übernommen. "Das war mir wirklich wichtig."