Großer Bahnhof für das Therapiezentrum Osterhof (vordere Reihe von links): Charlotte Orzschig, Traudel Schmid, Ulrich Schmid, Roland Kaiser, Bettina Schmid, Martin Schmid, Hans Hopf, (hintere Reihe von links): Michael Ruf, Klaus Michael Rückert und Michael Günter Foto: Keck Foto: Schwarzwälder-Bote

Das Therapiezentrum Osterhof begeht sein 50-jähriges Bestehen mit einem großen Festakt / Gute Worte von vielen Seiten

Von Gerhard Keck

Baiersbronn-Klosterreichenbach. Martin Schmid, Leiter des Therapiezentrums Osterhof in Heselbach, bekräftigt: "Wir machen hier eine intensive Arbeit, und wir machen sie gern!" Wer das Haus kennt und die vielen anerkennenden Worte vernahm, die auf der Jubiläumsveranstaltung geäußert wurden, nimmt ihm dies ohne Weiteres ab.

50 Jahre Osterhof: Der Festakt war gekennzeichnet von einem üppigen Stelldichein namhafter Erziehungsexperten, Pädagogen des Hauses und umgebender Schulen, Kooperationspartnern und externen wie lokalen Amtsträgern wie Landrat Klaus Michael Rückert, Jugendamtsleiterin Charlotte Orzschig und Baiersbronns Bürgermeister Michael Ruf.

Aus dem halben Dutzend Ansprachen schälte sich unverkennbar heraus: Das Therapiezentrum Osterhof genießt weithin höchste Wertschätzung als Einrichtung, die mit hoher Professionalität, pädagogischer Überzeugung und bis an die eigenen Grenzen reichender Einsatzbereitschaft ihren Dienst an geschädigten Kindern und Jugendlichen versieht (wir berichteten ausführlich). Ihren Teil zum Erfolg trägt auch die gesamte Anlage bei, die Ruhe und Geborgenheit ausstrahlt.

Die Reden eröffnete nach der Begrüßung durch den Hausherrn der Leiter des Landesjugendamts, Roland Kaiser. Dem Osterhof bescheinigte er "verlässliche, familiennahe Betreuung in gelebter Gemeinschaft". Die Elternarbeit mit ihrem besonderen Konzept sei vorbildlich. Die aktuellen gesellschaftspolitischen Ereignisse stellten Städte und Landkreise, Ämter und Einrichtungen vor große Herausforderungen, die zum Ziel hätten, den Benachteiligten, namentlich auch Flüchtlingen, eine "gute Beheimatung zu schaffen".

Osterhof-Chef Diplom-Psychologe Martin Schmid skizzierte das pädagogische Konzept seines Hauses. Es basiert auf der Erkenntnis, dass Integration nicht möglich sei ohne das soziale Umfeld. Ein Erfolg verlange den "Dreiklang mit den Eltern". Ein Motto mache die Runde: "Osterhof statt Ritalin". Dies heißt: Statt auf medikamentöse Abhängigkeit setzt das Zentrum auf ein therapeutisches Beziehungsangebot in vielerlei Form. Es kämpft darum, Kindern ein stabiles Selbstbild zu verschaffen. Auf dieses Ziel hin stehe, so Schmid, seine Einrichtung in ständigem Austausch mit Ämtern, begleitenden Schulen und Kooperationspartnern.

Ulrich Schmid, Seniorchef und Gründer des Osterhofs, rief die Anfänge des Hauses, seine Stabilisierung und erfolgreiche Weiterentwicklung in Erinnerung. Dazu griff der rüstige 84-Jährige, der ursprünglich Architekt werden wollte und eher zufällig auf einen sozialen Beruf kam, auf eine Reihe heiterer Anekdoten zurück. Aus seinen Worten sprach eine tiefe Verbindung zu seinem Lebenswerk zugunsten benachteiligter junger Menschen.

Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapeut Hans Hopf, selbst sieben Jahre im Osterhof tätig gewesen, referierte über die stationäre Psychotherapie im Kinderheim Osterhof unter dem Titel "Hilfe zum Überleben". Am Beispiel eines von ADHS betroffenen Jungen zeigte er die für diese Beeinträchtigung typischen Merkmale wie Aggressivität und Regelbruch auf. Im Gegensatz zu anderen Wissenschaftlern sieht er in diesen Erscheinungsbildern keine hirnorganischen, sondern frühe Bindungs- und Beziehungsstörungen. Hier greife wieder das Erfolgsrezept des Osterhofs, das auf ruhiger Konsequenz beruht. Diese allerdings stelle hohe psychische Ansprüche an die Mitarbeitenden. Mit ihren ordnenden Regeln würden diese Verlässlichkeit und Sicherheit für ihre Schutzbefohlenen schaffen, so Hans Hopf.

Mit "Himmelstürmchen und Bohnensuppe" überschrieb der renommierte Facharzt, unter anderem für Psychotherapie, Michael Günter seine Ansprache. Er ging anhand von Statistiken sowie einiger praktischer Beispiele der Frage nach, wie sich traumatisierte Kinder im Osterhof entwickelten. Die wissenschaftliche Begleitung des pädagogischen Prozesses förderte schließlich zu Tage, dass Strukturen, verlässliche Beziehungen und Professionalität Erfolgskomponenten sind. Im Osterhof werde, so seine Überzeugung, "wissenschaftlich abgesicherte Menschlichkeit gelebt". Eine Trommelgruppe der Heimschule Osterhof unter der Leitung von Andreas Aldinger lockerte die Redebeiträge auf. Die musikalische Untermalung steuerten Sophia Dietl an der Violine und Kevin Dilper am Klavier bei.