Tauschten sich über Gastronomie und Tourismus aus (von links): Bürgermeister Michael Ruf, Minister Guido Wolf, CDU-Landtagsabgeordneter Norbert Beck und Tourismusdirektor Patrick Schreib Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Tourismus: Minister Guido Wolf diskutiert mit Gastronomen / Großer Andrang im Rosensaal

Guido Wolf, der neue Minister für Justiz und Europa, der auch für Tourismus zuständig ist, kam nach Baiersbronn und stellte sich den Fragen und Wünschen des Hotel- und Gastgewerbes.

Baiersbronn. Der Rosensaal war gut besetzt, obwohl der Termin am Spätnachmittag zu einer Zeit stattfand, zu der die meisten Zuhörer im heimischen Betrieb normalerweise gut beschäftigt sind. Bürgermeister Michael Ruf begrüßte die Gäste. Wie wichtig dieser Termin sei, zeige, dass auch die örtliche Spitzengastronomie dabei sei, sagte Ruf.

Der Landtagsabgeordnete Norbert Beck (CDU) sagte, es sei ein Zeichen von Wertschätzung, dass Wolf so bald nach seinem Amtsantritt nach Baiersbronn gekommen sei. Diese Wertschätzung für den Tourismus hätte er die vergangenen fünf Jahre vermisst. "Das Zusammenwirken von Arbeitszeitgesetz und Mindestlohn ist ein Problem. Es ist nicht mehr zeitgemäß, und ich würde mich über eine Initiative zur Änderung freuen", forderte Beck seinen Parteikollegen auf.

Sorge um Verkehrssituation

Wolf sagte, dass die Ressorts, für die er zuständig ist, gut verbunden seien. Denn Europa und der Tourismus könnten von einander profitieren. "Die Welt ist ein wenig aus den Fugen geraten, daher werden die Leute in sicheren Ländern Urlaub machen. Ich fühle mich in der Pflicht, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen", sagte Wolf. Baiersbronn sei eine Marke, die gutes Essen und gutes Leben miteinander verbinde. "Ich weiß um die Sorge, was die Verkehrssituation angeht", betonte Wolf. Baiersbronn sei leider im neuen Bundesverkehrswegeplan nicht berücksichtigt worden. Ruf sprach sogar von "rausgefallen".

Ruf betonte, dass das Thema Verkehr auch ein Wohlfühlfaktor sei. Er vermisse den Stellenwert des Tourismus, wenn es um den Verkehr gehe. Wolf versprach, sich des Verkehrs anzunehmen. Auch was das Mindestlohngesetz betreffe, müsse man die Bundespolitiker in die Pflicht nehmen. "Nicht alles, was sozial gedacht ist, wirkt auch sozial", so Wolf.

Wolf sagte zu, sich um den Ausbau der digitalen Infrastruktur im ländlichen Raum und um bessere steuerliche Rahmenbedingungen für das Hotel- und Gastgewerbe zu kümmern. Tourismusdirektor Patrick Schreib zeigte in seinem Vortrag die Entwicklung Baiersbronns zur florierenden Tourismusgemeinde auf. "Alles, was wir tun, machen wir nicht nur für die Gäste, sondern auch für den Standort Baiersbronn", betonte Schreib.

Die anschließende Fragerunde verlief eher verhalten. Wolf betonte, dass man alles tun müsse, um den ländlichen Raum attraktiv zu halten. Dazu gehöre auch eine entsprechende ärztliche Versorgung. Einen besseren Zugang der Hotellerie zu den Entwicklungsprogrammen Ländlicher Raum regte Jörg Möhrle an. In der Vergangenheit seien die Gelder eher in den Umweltschutz geflossen.

Ruf forderte eine moderate Auslegung des Umweltschutzes. Denn viele Hotelbetriebe würden in den Außengebieten liegen. und es gebe bei Erweiterungswünschen häufig Probleme mit dem Naturschutz.

"Es ist schon ärgerlich, wenn der Naturschutzbeauftragte wegen des kleinen Käfers gleich die großer Keule auspackt", sagte Ruf. Er regte eine Gleichstellung mit den privilegierten landwirtschaftlichen Betrieben an. Gegen eine zu starke Reglementierung sprach sich auch Wolf aus. Er glaube nicht, dass der Tourismus sich den Ast absäge, auf dem er sitze. Die Branche gehe umsichtig mit der Natur um, so Wolf.

Auch die Flüchtlinge waren Thema in der Diskussion. Der Wunsch nach mehr Servicekräften aus Indien wurde unter anderem laut. Wolf bezweifelte, dass durch die Flüchtlinge der Fachkräftemangel in den Griff zu bekommen sei. Er rief jedoch dazu auf, durch verpflichtende Sprachförderung die Leute in Lohn und Brot zu bekommen.