Buchautor Wolf Hockenjos beim Signieren Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Veranstaltungsreihe: Autor Wolf Hockenjos stellt Buch über Bannwaldgebiet vor

Das Bannwaldgebiet am Zweribach in der Nähe von St. Märgen gilt als eines der ältesten Naturreservate Deutschlands. Dort ist der Buchautor Wolf Hockenjos aufgewachsen. In Obertal stellte er sein Buch "Wo Wildnis entsteht" vor.

Von Gabriele Adrian

Baiersbronn-Obertal. Hockenjos hat die Entwicklung von einer landwirtschaftlich genutzten Landschaft zum "Urwald aus zweiter Hand" miterlebt. Im Rahmen der Vortragsreihe "Baiersbronner Geschichten" stellte der Autor nun sein Werk "Wo Wildnis entsteht" im evangelischen Gemeindehaus in Obertal vor. Keine Lesung im klassischen Sinn erwartete die zahlreichen Besucher, sondern ein Vortrag über den reich bebilderten Inhalt seines 159-seitigen Werks, das für die Zuhörer sicher auch wegen der Aktualität der im Raum Freudenstadt-Baiersbronn so kontrovers diskutierten Nationalpark-Problematik besonders interessant schien.

Hockenjos, Forstamtsleiter im Ruhestand und heute Buchautor und Fotograf, schildert am Beispiel des Bannwaldgebiets Zweribach den Weg und die Entwicklung eines Waldes, aus dem seit den frühen 1950er-Jahren Sägen und Äxte verbannt sind und der sich von einer gepflegten Kulturlandschaft in ein Naturschutzareal verwandelt hat.

Der Autor kommentierte seine Forderung nach Entstehung von Wildnis mit den Worten: "Damit kann man sich im Schwarzwald ganz schön in die Brennnesseln setzen." Laut einem Gutachten zum Nationalpark Schwarzwald begrüßten zwar 42 Prozent der Bevölkerung ein Mehr an Wildnis, die Bedenken dagegen seien jedoch nie ganz ausgeräumt. So stellte Hockenjos die Frage, die er selbst auch beantwortete: "Was passiert, wo Wildnis entsteht?" Der Wald selbst rufe in den Besuchern Staunen hervor, beruhige sie, löse Begeisterung aus und erwecke Sehnsucht. Daher wird die Umwandlung in einen Urwald, der nur schwer begeh- und begreifbar sei, oft mit großer Kritik gesehen.

Die Rückverwilderung in einen "Urwald aus zweiter Hand", die Hockenjos selbst miterlebte, war von Verlust, aber auch von Gewinn gekennzeichnet, so der Autor. In eindrucksvollen Bildsequenzen und Texten dokumentierte er, wie sich Pflanzen und Tiere einerseits "verlieren", sich andererseits aber auch Nischen für viele Rote-Liste-Arten entwickeln, die auf Alterung und Zerfall im Ökosystem, eben auf Wildnis, angewiesen sind.

Sein Buch, ein sehr persönliches Plädoyer für das Zulassen von Waldwildnis, stellt auch gleichzeitig eine Hommage an seinen Vater Fritz Hockenjos dar, der als ehemaliger Forstamtsleiter von St. Märgen den Anstoß für die Entstehung des ersten Bannwalds in Baden gegeben hatte. So zeigt Wolf Hockenjos in seinem Buch auf, wie das sich in den Jahren entwickelnde Totholz beispielsweise Schwarzspechten eine beliebte Wohnung bietet, wie sich seltene Baumpilze entwickeln und Ahorn, Buche und Weißtanne neuen Lebensraum finden.

"Deutschland ist Waldland", stellte der Autor fest. Es sei nur recht und billig, dass man der UN-Resolution zur Umsetzung der biologischen Vielfalt folge und zwei Prozent der Landesflächen und fünf Prozent der Waldflächen aus der Bewirtschaftung entlasse. Eine nach dem spannenden Vortrag angebotene Diskussion gab es nicht. Großes Interesse zeigten die Zuhörer aber an dem vorgestellten Buch, das der Autor auf Wunsch auch gerne signierte.

Das Buch: Wolf Hockenjos, "Wo Wildnis entsteht", Der Kleine Buchverlag, Karlsruhe, ISBN 978-3-7650-8413-3, 34,90 Euro.