Schauspielerische Leistung, Kostüme und der Klosterhof als Kulisse – all das fügt sich zum Theatergenuss. Fotos: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Neue Studiobühne glänzt bei "Jedermann"-Premiere im Klosterhof / Gute Unterhaltung mit Tiefgang

Von Monika Braun Baiersbronn-Klosterreichenbach. Bei der gut besuchten Premiere des Baiersbronner Sommertheaters im Klosterhof in Klosterreichenbach verzauberten die Akteure der Neuen Studiobühne die Zuschauer mit dem "Jedermann" von Hugo von Hofmannsthal und damit mit einem Thema, das bis heute an Aktualität nichts verloren hat.Der reiche, profitgierige und herzlose "Jedermann", verkörpert von Frank Gaiser, der in seiner Rolle brillierte, soll aus dem Leben abgerufen werden, doch trotz seiner verzweifelten Versuche, sie zu überreden, will keiner seiner vermeintlichen Freunde ihn begleiten. All sein Reichtum kann ihn im Angesicht des Todes nicht retten, während das Gute und das Böse um seine Seele kämpfen.

Gaiser als überzeugendes reiches Ekel in weißem Anzug und schwarz glänzendem Fellmantel versteht es, seine Wandlung vom unbarmherzigen Lebemann zum hilflosen Sterblichen auf die Bühne zu bringen. Während Gott, gespielt von Clemens Schmid, und der Teufel, verkörpert von Eberhard Haist, um die Seele des genusssüchtigen Edelmanns buhlen, wird dem Zuschauer ein amüsant-tiefgründiges Schauspiel um moralische Werte und die menschlichen Verfehlungen "Jedermanns" vor Augen geführt.

Geld und Reichtum sind der Lebensinhalt des "Jedermann", doch all der irdische Reichtum kann ihn nicht vor den Fängen des Todes, gespielt von Markus Vögele, bewahren. Die altdeutsche Kunstsprache Hofmannsthals, von den Schauspielern gekonnt mit modernen Elementen der heutigen Zeit kombiniert, versetzt die Zuschauer in die Welt des "Jedermann". Eindrucksvoll auch die Kostüme und die geschickt eingestreuten Liedpassagen.

Gespannt lauscht das Publikum den Dialogen des süffisant grinsenden und Kokain schnupfenden Teufels, der sich seiner Sache nur allzu sicher scheint, während Ursula Koelblin in der Rolle der Geliebten engelsgleich über die Bühne schwebt und die wahre Liebe zu ihrem "Jedermann" beteuert.

"Ein reicher Mann ist hart geplagt mit all dem Geld", sagt Frank Gaiser als "Jedermann" so überzeugend, als wäre ihm die Rolle auf den Leib geschrieben worden.

Während Heike Stoll-Dieterle das Stück mit passenden Gesangsstücken bereichert, machen die Akteure auch in vielen kleinen Nebenrollen das Sommertheater zu einem stimmigen Ganzen. Vor der schönen Kulisse der Münsterkirche kommen die Dialoge und einzelnen Szenen so richtig zur Geltung, ein passendes Bühnenbild und die atmosphärische Beleuchtung tragen ebenfalls zum Gelingen bei. Einmal mehr haben es Joachim Wolf und seine Frau Marianne geschafft, an die Maßstäbe der vergangenen Jahre anzuknüpfen und erschufen mit ihrem Ensemble den "Klosterreichenbacher Jedermann", der sich in punkto Unterhaltung und Tiefgang mit den Stücken auf den großen Bühnen messen kann. "Theater soll unterhalten und belehren", so Joachim Wolf in seinen Eingangsworten, denen er Taten folgen ließ. Auch Bürgermeister Ruf sprach von einem besonderen Genuss, so ein Stück unter freiem Himmel genießen zu können. Nach dem Premierenwochenende folgen noch zwei weitere Aufführungszyklen, mit je drei Aufführungsterminen: von 5. bis 7. Juli und von 12. bis 14. Juli. Beginn ist um 20.30 Uhr, sonntags um 20 Uhr.