Peter (links) und Michael Batsch sind mit ihrem Taxiunternehmen auch auf Krankenfahrten angewiesen. Foto: Lajko

Im ländlichen Raum sind Krankenfahrten wesentlicher Bestandteil der Dienstleistungen.

Kreis Freudenstadt - "Spiel’ den Sirtaki nochmal", singt Patrick Lindner im Radio. Vor dem Radio singen ein Herr und eine Dame mit. Er fährt Auto, sie wippt auf dem Beifahrersitz mit den Füßen im Takt. Draußen zieht die verschneite Landschaft vorbei. Was wie eine Ausflugsfahrt wirkt, ist eine Krankenfahrt – mit dem Taxi.

Während Taxiunternehmen in Großstädten ihr Geld mit viel Laufkundschaft verdienen, seien Taxifahrer im ländlichen Raum auf solche Krankenfahrten angewiesen, also das Fahren von Patienten zur Bestrahlung oder Dialyse in die umliegenden Kliniken , sagt Peter Batsch aus Schönmünzach. Der 69-Jährige muss es wissen – er fährt seit über 50 Jahren Taxi, wie seine Mutter vor ihm. Früher habe es mehr Einzelfahrten gegeben, erzählt Batsch. Da hätten die Leute noch Geld gehabt. Und heute?

"Es ist schon ein Kampf geworden", sagt Sohn Michael Batsch, Inhaber von Taxi Batsch in Schönmünzach stellvertretend für viele Taxiunternehmer im Landkreis. Die steigenden Kosten durch teure Versicherungen und hohe Spritpreise machten das Geschäft schwieriger, so der 35-Jährige. Zum 1. September habe es im Landkreis Freudenstadt eine Tariferhöhung für die Taxifahrer gegeben – davor gab es die letzte Tariferhöhung im Jahr 2005. "Sieben Jahre steigende Kosten ohne Tariferhöhung", fasst Michael Batsch die nicht ganz rosige Lage der Taxifahrer im Kreis zusammen. 17 Unternehmen im Kreis Freudenstadt haben für 41 Fahrzeuge sogenannte Mischkonzessionen für Taxi- und Mietwagenverkehr. Dazu kommt eines mit einer reinen Taxikonzession, teilt Waltraut Bosch vom Amt für Ordnung und Verkehr beim Landratsamt Freudenstadt mit. In den vergangenen Jahren habe sich an diesen Zahlen kaum etwas geändert.

Für die Taxifahrer ist es trotzdem schwieriger geworden: "Zu Reichtum bringen Sie’s nicht", stellt Peter Batsch klar. Und das, obwohl Taxifahrer – zumindest im Familienbetrieb – weder Feierabend, noch Wochenende, noch Urlaub haben, so Peter Batsch. Dafür aber Nachtfahrten und das eine oder andere unangenehme Erlebnis, wenn Fahrgäste nach späten Feiern manchmal ihre Manieren vergessen. Über die Jahre lerne man aber, mit solchen Situationen richtig umzugehen, meint Michael Batsch entspannt. Man dürfe Aggression eben nicht mit Aggression begegnen. Mit etwas Menschenkenntnis könne vieles runtergespielt werden. Trotzdem will er nicht, dass seine Freundin – die dritte im Bunde bei Taxi Batsch – nachts mit dem Taxi unterwegs ist. "Ich denke, es ist einfach ein Unterschied, ob da eine Frau oder ein Mann fährt."

Neben vereinzelten Nachtschwärmern nutzten in der Region um Baiersbronn vor allem Kurgäste und Tagestouristen sein Taxiangebot, erzählt Michael Batsch. Dann werden Ausflugsziele wie Wanderhütten oder der Mummelsee angesteuert. Oder ein paar "verwanderte" Wanderer lassen sich zu ihrem Auto fahren – wenn sie versehentlich im falschen Tal gelandet sind und ihr Auto im Nebental auf dem Parkplatz steht, grinst Peter Batsch verschmitzt.

Konkurrenz bekommen die Taxifahrer vor allem durch die Stadtbahn. "Die Stadtbahn hat uns sehr getroffen", sagt Michael Batsch – besonders, seit diese auch spät abends und im halbstündigen Rhythmus fahre.