Arbeiten an der Erfassung der Kleindenkmale in Baiersbronn: Dorothee Kühnel und Christoph Nitschke. Archiv-Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Kleindenkmale: Christoph Nitschke sucht und dokumentiert Grenz- und Gedenksteine im Gemeindegebiet

Kleindenkmale gibt es in ganz Europa. Auch in der Gemeinde Baiersbronn sind viele dieser Zeugen vergangener Zeiten zu finden. Ob Grenzstein oder Gedenkstein – oft geht man an ihnen achtlos vor-über, ohne die genauere Bedeutung zu kennen.

Baiersbronn. Dies soll sich in Zukunft ändern. Dafür ist Christoph Nitschke seit rund fünf Jahren ehrenamtlich tätig, denn er sucht und dokumentiert die Kleindenkmale auf dem Gebiet der Gemeinde Baiersbronn. Vom Frühjahr bis in den Herbst hinein ist Christoph Nitschke auf den Wanderwegen in den heimischen Wäldern unterwegs und hat bisher rund 200 Kleindenkmale in Baiersbronn gefunden und dokumentiert. "Das sind aber längst noch nicht alle, wie viele es noch gibt, kann ich noch nicht sagen", sagt Nitschke.

Der gebürtige Görlitzer wohnt seit zehn Jahren in der Gemeinde und hat seit seiner Pensionierung das Aufspüren der historischen Relikte für sich entdeckt. "Im Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamts habe ich eine Anzeige mit dem Aufruf nach ehrenamtlichen Helfern gefunden und mich daraufhin gemeldet", erinnert er sich an die Anfänge zurück. Dabei sieht Nitschke seine Tätigkeit als Hobby, an dem er Spaß und Freude hat.

In Land- und Wanderkarten, aber auch in der Literatur findet er seine Quellen. Ist ein Kleindenkmal gefunden, so wird es fotografiert und auf einem speziellen Erfassungsbogen festgehalten. Die ältesten Grenzsteine stammen aus dem 17. Jahrhundert und erzählen eine ganz eigene Geschichte. Etwas Besonderes sind die sogenannten Stundensteine, von denen bislang fünf im Kreis Freudenstadt bekannt sind. "Das sind Steine, die früher von den Postkutschen als Wegweiser benutzt wurden, dort wurden die Stunden bis zum Ziel angegeben", erklärt der Experte. "Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Entfernungen nämlich in Stunden angegeben und nicht wie heute üblich in Kilometern."

Zusammen mit Gemeindearchivarin Dorothee Kühnel arbeitet Nitschke an der Forschung und der Erfassung der Kleindenkmale in Baiersbronn. An bestimmten Tagen ist er im Archiv tätig, forscht nach neuen Standorten oder dokumentiert das bereits Gefundene.

Auch Dorothee Kühnel weiß viel über die stillen Zeitzeugen, die im Gemeindegebiet zu finden sind. "In Baiersbronn sind besonders die Grenzsteine wichtig, das liegt daran, dass wir hier an der Grenze zu Baden liegen", erklärt sie. "Durch die Kleindenkmale versteht man eine Landschaft besser", so Dorothee Kühnel, die sich freut, dass seit den 80er-Jahren das Interesse daran deutlich zugenommen hat. Mit der Gründung der "Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg" 1985 sind sie weiter in den Fokus gerückt, auch eine eigens eingerichtete Stelle beim Landesdenkmalamt kümmert sich seit einigen Jahren um die Erfassung im gesamten Land.

Ein wirklich besonderes Denkmal ist das Ensemble beim Euting-Grab oberhalb vom Wildsee, erzählt Christoph Nitschke. Für das kommende Frühjahr hat er sich den Grenzverlauf von der Alexanderschanze bis Schönmünzach vorgenommen und ist sich sicher, hier auf einige kleine Kunstwerke zu stoßen.

Vielleicht gibt es später auch ein Nachschlagewerk

"Wichtig ist die Dokumentation. Die Kleindenkmale verschwinden mit der Zeit, mal durch einen eifrigen Mitbürger, der sich verbotenerweise so einen Stein im Garten aufstellt, oder aber durch die Vollernter im Wald, die einfach Grenzsteine mitreißen", so die Gemeindearchivarin. "Die stehen 300 bis 400 Jahre dort, und wir schaffen es im 21. Jahrhundert, sie zu zerstören."

Offen ist noch, ob nicht auch ein kleines Buch oder eine Broschüre über die in der Gemeinde stehenden Kleindenkmale veröffentlicht werden soll. "Wir werden uns dann zu gegebener Zeit an die Entscheidungsträger wenden. Sicher wäre es toll, solch ein Nachschlagewerk in Baiersbronn zu haben. Andere Gemeinden haben so etwas auch", sagt die Archivarin.

Dankbar wären Dorothee Kühnel und Christoph Nitschke auch über weitere Hilfe bei der Suche nach Kleindenkmalen und deren Dokumentation. "Wer mitwirken möchte, kann sich gerne bei mir im Archiv melden, auch für Informationen aus der Bevölkerung über mögliche Standorte sind wir sehr dankbar", so Kühnel.