Keine heile Welt: Auch in Baiersbronn kann es in den Schulen Mobbing geben. Foto: Schwarzwälder-Bote

Schulsozialarbeiterinnen Britta Müller und Tina Dieterle berichten: Der Umgang wird immer respektloser.

Baiersbronn - Quer durch alle Fraktionen lobten die Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung die Jugendsozialarbeit in der Gemeinde und würdigten die Leistungen von Britta Müller und Tina Dieterle.

Bereits zum sechsten Mal erstattete Britta Müller, die hauptsächlich für die Grundschule und die jüngeren Schüler zuständig ist, dem Gremium ausführlich Bericht. "Es hat sich sehr viel getan", betonte Müller, "denn Schule ist nicht nur Lernort, sondern auch Lebensort." Soziale Kompetenzen würden vielfach erst in der Schule erlernt und nicht mehr im Elternhaus. "Schon in der Grundschule arbeite ich präventiv, hier ist der Zugang zu Schülern und Eltern oft leichter, und es werden bereits hier die Grundlagen gelegt", berichtete Müller.

Erfreulich sei, dass die Schulsozialarbeit mittlerweile als Qualitätsmerkmal gesehen werde und nicht mehr als ein "Stigma für Brennpunktschulen", führte Müller weiter aus. Ihren persönlichen Schwerpunkt setze sie im Bereich der Prävention. Eine Vielzahl von Angeboten, auch während der Ferien, hätten das Ziel, das Selbstvertrauen der Kinder zu stärken und eine gute Beziehungsarbeit zu leisten. "In Baiersbronn haben wir schon lange keine heile Welt mehr, daher ist es wichtig, in die Schulsozialarbeit zu investieren", so Müller. Schulsozialarbeit richte sich an alle Schüler, nicht nur an schwierige oder verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche.

Eine neue Herausforderung ist laut Müller die neu eingerichtete Ganztagsschule an der Wilhelm-Münster-Grundschule: "Die Kinder haben nachmittags mehr Freiräume, daher ist es notwendig, die dadurch entstehenden Konflikte am Vormittag aufzuarbeiten." Wichtig sei es ihr zu erwähnen, dass die Eltern auch noch für ihre Kinder verantwortlich sind, nicht nur die Schulsozialarbeiterinnen, so Müller.

Seit einem Jahr ist Tina Dieterle die Zweite im Bunde. Ihr Arbeitsschwerpunkt liegt hauptsächlich auf der Betreuung der Kinder an den weiterführenden Schulen. "Mir war es zunächst einmal wichtig, reinzuschnuppern, zu sehen, was gibt es schon, was kann ich noch anbieten und was wird gewünscht", beschrieb Dieterle in ihrem ersten Bericht im Gemeinderat ihre ersten Einsätze.

Anhand eines Fragebogens habe sie ermittelt, was für ein Angebot gewünscht werde. Den höchsten Bedarf sehe sie mittlerweile an der Werkrealschule, wo sie schwerpunktmäßig tätig sei. "Cyber-Mobbing ist ein großes Thema in allen Klassenstufen und zeigt absolute Notwendigkeit von präventiven und begleitenden Maßnahmen durch die Schulsozialarbeit", betonte Dieterle. Der Arbeitsalltag bestehe überwiegend aus Gesprächen. So könne Hilfe sowohl im privaten als auch schulischen Bereich angeboten werden. Der fachliche Austausch mit ihrer Kollegin Britta Müller sei wichtig und die Zusammenarbeit funktioniere sehr gut. Auf eine entsprechende Frage von Gemeinderat Gerhard Gaiser (SPD) hin lobten beide die Zusammenarbeit mit dem Kreisjugendamt und das stets offene Ohr der Schulleitungen für die Belange der Schulsozialarbeit.

Als besonderen Brennpunkt sieht Britta Müller die neuen Medien und den Umgang der Schüler untereinander an. "Oft ist schon sehr viel geschehen, bis die Probleme an uns herangetragen werden, auch Anzeigen bei der Polizei sind nicht selten." Die Zusammenarbeit mit der Polizei funktioniere hervorragend. Der Umgang untereinander werde immer respektloser, ergänzte Tina Dieterle.

Auf die Frage von Gemeinderat Lutz Hermann (FDP/UBL), inwieweit beide Mitarbeiterinnen psychologisch geschult seien, auch Opfer in Bezug auf sexuelle Gewalt zu erkennen, bestätigten ihm beide Schulsozialarbeiterinnen die entsprechende Kompetenz. Bürgermeister Michael Ruf dankte ihnen für ihre "wichtige Arbeit".