Eine beeindruckende schauspielerische Leistung zeigten die Akteure in der Marienkirche. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder Bote

Theater: Das Alltagsdrama "Eine Nacht mit Luther" verbindet Vergangenheit mit Gegenwart

Baiersbronn. Die evangelische Marienkirche in Baiersbronn wurde zur Theaterbühne. Die evangelische Kirchengemeinde hatte sich etwas Besonderes einfallen lassen und präsentierte das Alltagsdrama "Eine Nacht mit Luther".

Gleich vor dem sonst mit Blumen und Kerzen geschmückten Altar war die große Bühne aufgebaut worden, eine Lautsprecheranlage und die entsprechende Bühnenbeleuchtung sorgten für passende Effekte. Pfarrer Friedemann Kley begrüßte die vielen Gäste in der Marienkirche und dankte allen Helfern für die Vorbereitung des Theaterabends. Die Begrüßung der Schauspieler Benjamin Stoll (Thomas) und Rolf Dieter Degen (Horst) sowie der regieführenden Monica Degen fiel herzlich aus, Kley versprach einen besonderen Abend.

Zwei-Mann-Stück mit mystischen Szenen

In der kaum beleuchteten Kirche spielten sich bei dem Zwei-Mann-Stück mystische Szenen ab. Ein Gewitter ist Auslöser für das Zusammentreffen zweier Männer, die unterschiedlicher kaum sein können. Im Augustinerkloster teilen sich der bekennende Ur-Bayer und Katholik Horst und der ex-protestantische "Preuße" Thomas nicht ganz freiwillig ein Zimmer. Schnell wird klar, dass sie nicht nur in Luthers Leben eintauchen, sondern auch ihre persönlichen Schicksale und Sorgen aufarbeiten.

Am Ende werden beide Freunde

"Mit der Kirche habe ich abgeschlossen", beginnt das Gespräch der beiden gänzlich unterschiedlichen Männer, die am Ende Freunde werden. Humorvoll und gleichzeitig tragisch nimmt die Geschichte ihren Lauf.

Die Geschichte um Luther wird lebendig. Im Kloster scheint der Geist des Reformators zu walten, dabei wird das Historische geschickt mit den Sorgen und Ängsten der beiden Zimmergenossen verwoben. Thomas, der durch eine Autopanne im Kloster gestrandet ist, offenbart sich nach und nach. Der Tod der eigenen Tochter macht ihm schwer zu schaffen. Horst, der ins Kloster kam, um Ruhe zu haben, sinniert über seine Eheprobleme und sucht Selbsterkenntnis. Auf mysteriöse Weise fangen beide plötzlich an, von Martin Luther zu träumen. Dabei tauchen sie ein ins tiefste Mittelalter und lassen Luther in seinem Wirken und Reden lebendig werden.

Die Zuschauer erlebten eine ruhe- und rastlose Nacht mit. Vor einem minimalistischen Bühnenbild begeisterten die Inszenierung und das schauspielerische Können. Szenische Einlagen, tiefgründige Dialoge, gespickt mit Gesellschaftskritik, dargestellt aus einer ungewöhnlichen Perspektive, sorgten für einen Theaterabend, der nachwirkt. "Unglaublich", so das Lieblingswort des bayerischen Katholiken Horst, der mit seinem Kollegen eine unglaublich gute schauspielerische Leistung erbrachte – mit einer Leidenschaft und Theatralik gespielt, die nachdenklich stimmte. Am Ende gab es viel Applaus für das beeindruckende Schauspiel. "Das war für mich ein persönlicher Gewinn", brachte es Pfarrer Kley auf den Punkt und dankte den Schauspielern für einen überaus gelungenen Abend.