Zu einem gewaltigen Gesamtchor schlossen sich die Chöre zum Schluss des Konzerts zusammen. Fotos: Männergesangverein Röt-Schönegründ Foto: Schwarzwälder-Bote

MGV verabschiedet sich bei seinem letzten Konzert mit Dankbarkeit und Wehmut / Bürgermeister übergibt Zelter-Plakette

Baiersbronn-Röt-Schöne-gründ. Der Männergesangverein Röt-Schönegründ, der jetzt nach 101 Jahren Bestehen aufhören wird, gab sein letztes Konzert. Dabei wurde ihm im Namen von Bundespräsident Joachim Gauck für 100 Jahre Chorgesang die Zelter-Plakette verliehen.

Das voll besetzte Röter Kurhaus spiegelte das große Interesse an dem Abschiedskonzert wider. Die Röter Sänger wurden unterstützt von ihrem Patenchor MGV Klosterreichenbach und vom befreundeten Liederkranz Obertal. Zur Eröffnung sangen die Röter das "Raiter Lied", ihre Dorfhymne, die Landschaft, Natur und Leben in ihrer Ortschaft teils idyllisch, teils humorvoll schildert. Dem folgte eine Chorversion des Cat-Stevens-Songs "Morning has broken". Bürgermeister Michael Ruf übergab in Vertretung von Landrat Klaus Michael Rückert und im Namen des Bundespräsidenten die Zelter-Plakette für 100 Jahre Chorgesang. Er betonte die große Ehre, die diese Medaille für den Verein darstelle. Um sie zu bekommen, müsse man eine lückenlose Geschichte des Vereins nachweisen. "Die Röter Sänger haben seit ihrer Vereinsgründung im Jahr 1913 viel zum kulturellen und zum sozialen Leben in der Gemeinde beigetragen." Er, so Ruf, bedauere sehr, dass dieses segensreiche Wirken jetzt an sein Ende gekommen sei. Er drückte die Hoffnung aus, dass das Motto des Abends "´s Raiter Lied verklingt nach 101 Jahren" irgendwann durch den Slogan "´s Raiter Lied erklingt jetzt wieder" ersetzt werde.

Der Vorsitzende Hannes Hornberger erklärte: "Wir haben uns das Aufhören nicht leicht gemacht." Das Sterben der traditionellen Chöre sei ein allgemeiner Trend, und so "ist auch in Röt zu wenig jüngerer Nachwuchs für die aufhörenden alten Sänger gekommen. Die Folge ist, dass wir jetzt den Rand der Singfähigkeit erreicht haben". Hornberger ließ in dankbarer Rückschau vergangene Konzerte, Jahresfeiern, Ausflüge, viele schöne Stunden in kameradschaftlicher Runde und drei CD-Aufnahmen des Chors Revue passieren.

Die anderen Redner brachten ebenso Dankbarkeit über das Erreichte zum Ausdruck, aber bei allen Reden klang zugleich Wehmut mit. Auch im Publikum und bei den Sängern war eine gewisse Traurigkeit zu spüren, weil allen bewusst war, dass in Röt in Zukunft etwas fehlen wird. In diesem Sinne äußerten sich Ortsvorsteherin Andrea Heinsohn und Verbandspräsident Hermann Friedrich. Friedrich betonte: "In den vergangenen 101 Jahren wurde in Röt an den Stimmen und am Menschen gefeilt." Das Singen gehaltvoller Texte habe Auswirkungen auf das moralische Empfinden der Sänger und helfe ihnen, mit ihren Emotionen besser umzugehen.

Stefanie Klumpp sprach als Vertreterin aller Ortsvereine. Sie berichtete anschaulich über ihre Kindheits- und Jugenderinnerungen, die sie mit dem Gesangverein verbindet: Theaterstücke, Gartenfeste mit Fahrten der Eisenbahn und Kletterbaum, Heimatabende, aber auch Trauerfeiern.

Die Liedvorträge des Abends wurden abwechselnd von drei Dirigenten geleitet: Martin Günter, Martin Sprenger und Hannes Hornberger. Den Klavierpart übernahm souverän Stefan Mohosch. Gesungen wurde eine Liedauswahl aus der 101-jährigen Geschichte des MGV Röt-Schönegründ. Sie reichte von volkstümlich – zum Beispiel "Durchs Wiesetal gang i jetzt na" – über klassisch wie "Der Jäger Abschied" (Mendelssohn-Bartholdy) oder "Abendfrieden" (Franz Schubert) bis modern – zum Beispiel mit "Die Rose" (Amanda McBroom).

Der MGV Röt-Schönegründ trug gemeinsam mit seinem Patenverein MGV Klosterreichenbach drei Lieder vor, ebenso mit dem Liederkranz Obertal. Der musikalische Höhepunkt war, als zum Schluss alle drei Männerchöre zusammen sangen: Dieser gewaltige Chor von 45 Männern durchbrauste das Kurhaus, sodass das begeisterte Publikum eine Zugabe verlangte und schließlich zart besinnlich mit dem Lied "Schöne Nacht" von Wilhelm Nagel verabschiedet wurde.