Elke Dießner machte den Anfang des Erzählreigens. Fotos: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Märchen: Internationales Festival der Erzähler zieht Kinder und Erwachsene ins Hauff-Museum

Das zwölfte internationale Festival der Märchenerzähler in Baiersbronn präsentierte Geschichten aus aller Welt, die von professionellen Märchenerzählern eindrucksvoll erzählt wurden. Die Veranstaltung zog wieder viele Gäste ins Hauff-Museum.

Baiersbronn. Das beliebte Festival der Märchenerzähler war etwas für Kinder und Erwachsene. Auch Schulen und Kindergärten profitierten vom Besuch der Märchenerzähler. Johannes Smeets, der verantwortliche Organisator vom Heimat- und Kulturverein, war beim morgendlichen Besuch der Erzähler in den Kindergärten und Schulen dabei und freute sich, dass mehr als 800 Kindgarten- und Schulkinder in den Genuss einer Märchenstunde kamen.

Gut besucht waren auch die zwei Märchenspaziergänge mit Xenia Busam und Elke Dießner im Sankenbach- und im Reichenbachtal, an denen über 70 Erwachsene und Kinder teilnahmen.

Tourismusdirektor Patrick Schreib und Johannes Smeets eröffneten das zweitägige Märchenfestival und sprachen von einer Erfolgsgeschichte und einem besonderen Ereignis. "Es ist einfach toll, wenn man durch das Sankenbachtal oder Reichenbachtal spaziert und an all jenen Orten die Märchenerzählungen hört, wo einst Wilhelm Hauff seine Inspiration für seine Geschichten gefunden hat", schwärmte Tourismusdirektor Patrick Schreib. Johannes Smeets dankte vor allem der Baiersbronn Touristik mit Veranstaltungsleiterin Melanie Waldvogel für die tolle Organisation, aber auch den vielen Besuchern des Märchenfestivals. "So eine Veranstaltung kann über diesen langen Zeitraum nur existieren, wenn sie mit ihrem Besuch so ein großes Interesse zeigen", freute sich Smeets, der in Vertretung von Bürgermeister Michael Ruf, zugleich Vorsitzender des Heimat- und Kulturvereins, die Grußworte sprach.

Geschichten geben Orientierung

Es sei nicht selbstverständlich in einer Zeit der immer stärker werdenden Dominanz der elektronischen Medien das gesprochene Wort in den Vordergrund zu rücken, so Smeets. "Märchen helfen mit ihren einfachen Botschaften auch ein wenig, Orientierung zu geben." Die Pflege des Kulturguts Sprache müsse ein Anliegen sein, denn Sprache sei der Ausdruck der kulturellen Identität einer Gesellschaft. "Märchen gewinnen in der Pflege alter Menschen, besonders bei Demenzerkrankungen, eine immer größere Bedeutung", sagte Smeets. Denn Märchen hätten für ältere kranke Menschen einen hohen Erinnerungswert.

Bereits am ersten Erzählabend war kaum noch ein Platz frei. Erwachsene und Kinder lauschten begeistert den professionellen Erzählern, die mimik- und gestenreich ihre Geschichten zum Besten gaben. Im heimeligen Ambiente des Hauff-Museums sorgte ein Gitarren-Trio für die musikalische Umrahmung des ersten Abends. Insgesamt neun hochkarätige Märchenerzähler hatte Johannes Smeets diesmal für die Teilnahme gewinnen können. Sie sorgten – verteilt auf zwei Abende – für märchenhafte Unterhaltung mit ihrem schier unerschöpflichen Märchenrepertoire. Ganz am Rand der kleinen Bühne saßen viele Kinder, um von Geschichten und Begebenheiten aus längst vergangenen Zeiten zu hören.

Den Anfang machte Elke Dießner aus Kalletal. Sie erzählte von Jack und den Zauberbohnen. Uwe Günzel aus Berlin hatte ein Märchen von Hans Christian Andersen im Gepäck und ließ die Gäste am Schicksal des Soldaten, der durch ein Zauberfeuerzeug zu Reichtum kam, teilhaben.

Sabine Schulz aus Oberhausen löste in ihrer Geschichte das Rätsel der drei gleichen Puppen und begeisterte am Ende ihres Vortrags mit einem Zungenbrecher-Märchen, das sie faszinierend sicher erzählte. Damit punktete sie nicht nur bei den Kindern.

Der ausgebildete Märchenerzähler Lothar Schröer war schon mehrfach zu Gast in Baiersbronn. Mit seiner angenehm ruhigen Stimme verzauberte er die über 100 Zuhörer mit dynamischer Erzählkunst, der richtigen Betonung und einem Märchen aus Schweden.

Mit viel Einfühlungsvermögen gestalteten die Erzähler den ersten Abend des Festivals, aber auch am zweiten gab es lebhafte Erzählungen und aussagekräftige Gesten. Passend zum Thema Märchen umrahmte Maria Wiesböck mit ihrem sanften Harfenspiel musikalisch den Abend. Die Akteure hatten hochkarätige Erzählungen vorbereitet. Das Duo Delatorre und Halmazna servierte in einem interessanten Dialog ein persisches Märchen vom Weißwurstkönig und überraschte die Zuhörer zunächst mit der Tatsache, dass es die Weißwurst scheinbar auch schon im alten Persien gegeben haben musste. Erzähler Norbert Bögle aus Graben-Neudorf präsentierte in seiner authentischen Erzählweise unter dem Titel "Das kluge Kalb" ein lustiges Märchen aus Dänemark. Ebenso bereicherten Gabriele Zeitler aus Hamburg sowie Elke Dießner und Lothar Schröer den zweiten Erzählabend mit ihren Märchen und Geschichten. "Es war wieder ein großartiger Erfolg, und ich danke allen Helfern, die daran beteiligt waren", so Johannes Smeets, der auch allen Sponsoren und anderen Unterstützern dankte.