Märchenfestival: Erzähler ziehen mit ihren Geschichten Groß und Klein in ihren Bann

Das Internationale Festival der Märchenerzähler wird von Groß und Klein geschätzt. Zum elften Mal jährte sich die zunehmend beliebter werdende Veranstaltung und zog wieder viele Erwachsene und Kinder ins Wilhelm-Hauff-Museum.

Baiersbronn. Johannes Smeets, der verantwortliche Organisator vom Heimat- und Kulturverein, eröffnete in Vertretung für Bürgermeister Michael Ruf das Festival und sprach von einer Erfolgsgeschichte. Die Pflege des Kulturguts Sprache müsse ein Anliegen sein, denn Sprache sei der Ausdruck der kulturellen Identität einer Gesellschaft. Die Sprache der Märchen und auch die Märchen selbst seien altes Kulturgut, so Smeets, der auch das wunderbare Ambiente des Wilhelm-Hauff-Märchen-Museums lobte.

"Uns ist es in diesem Jahr wieder gelungen, hochkarätige Märchenerzähler nach Baiersbronn zu bekommen", erklärte Smeets. Er dankte für die tolle Zusammenarbeit mit der Baiersbronn Touristik und den großen Einsatz von Melanie Waldvogel.

Kaum ein Platz frei im Märchenmuseum

"Aber was wäre das Erzählen, wenn es keine Zuhörer wie Sie gäbe", dankte Smeets den Gästen für den guten Besuch. Sanfte Flötenklänge, gespielt von Martin Dieterle, eröffneten den zweiten Abend des Festivals, nachdem schon am Tag zuvor zahlreiche begeisterte Zuhörer den professionellen Erzählern gelauscht hatten.

Auch dieses Mal war kaum ein Platz frei, und im heimeligen Ambiente des Hauff-Museums in Baiersbronn begannen fünf der insgesamt acht Akteure aus ihrem scheinbar unerschöpflichen Märchenrepertoire zu erzählen. Ganz am Rand der kleinen Bühne saßen viele Kinder, um von Geschichten und Begebenheiten aus längst vergangenen Zeiten zu hören.

Den Anfang des Erzählreigens vor rund 100 Zuhörern machte Elke Dießner aus Kalletal. Sie berichtete vom Tod, der im Apfelbaum festhing. Gabriele Zeitler aus Hamburg blickte in die Kaiserzeit zurück und erzählte das Märchen der schönen Kaisertochter, die eine blaue Rose haben wollte. Der ausgebildete Märchenerzähler Lothar Schröer, der schon mehrfach zu den Erzählern des Festival gehörte, verzauberte mit seiner angenehm ruhigen Stimme und seiner dynamischen Erzählkunst. "Ich schaue mir immer das Publikum an und entscheide dann, was ich erzähle", so Schröer. Für die Kinder hatte er das Märchen von der Kuh, die keine Kuh sein wollte, mitgebracht. Mit viel Einfühlungsvermögen erzählte er die Geschichte. Schröer trat auch in Interaktion mit seinem Publikum und ließ die sich immer wiederholenden Sprachpassagen von der gespannten Menge mitsprechen.

Auch die Erzählerinnen Xenia Busam aus Ludwigsburg und Marianne Vier aus Bad Lippspringe standen ihren Vorgängern in nichts nach und hatten unterhaltsame Geschichten im Gepäck, die sie mit lebhafter Stimme und aussagekräftigen Gesten zum Besten gaben. Die Akteure hatten sich hochkarätige Erzählungen zurechtgelegt, mit denen sie das Publikum großartig unterhielten.

Am Abend zuvor hatten Sabine Schulz aus Oberhausen, Franziska Kren-Leitgeb aus Köflach (Österreich) und Norbert Bögle aus Graben-Neudorf mit ihren Erzählungen zum guten Gelingen beigetragen. "Es war wieder ein großartiger Erfolg. Ich danke allen Helfern, die am Erfolg unseres Festivals beteiligt waren", so Johannes Smeets. Die Schulen und Kindergärten waren von ihm und den Festivalteilnehmern in den Morgenstunden besucht worden, und so kamen über 600 Kinder in den Genuss der alten Märchen und Geschichten. "Das hat mich sehr berührt. Es war ein großartiges Erlebnis zu sehen, wie die Kinder begeistert zugehört haben", so Johannes Smeets, der auch allen Sponsoren und Unterstützern des Festivals dankte.

Neben den Erzählabenden, die diesmal auf zwei Tage beschränkt wurden, waren die angebotenen Märchenwanderungen durch die Wälder Baiersbronns ein großer Erfolg.