Gemeinderat: Projektidee Wanderhütte: Engagiertes Ringen um ersten Beschluss

Die Projektidee Wanderhütte wird in Huzenbach heiß diskutiert, so heiß, dass Bürgermeister und Tourismusdirektor sich zuweilen wie auf dem heißen Stuhl vorkommen müssen. Jetzt gibt es zwar einen einstimmigen Beschluss, aber von Einigkeit ist man in Huzenbach noch weit entfernt.

Baiersbronn. Der Beschluss, den der Gemeinderat bei seiner Sitzung am Dienstag in Huzenbach zur Projektidee Wanderhütte nach einer zum Teil sehr emotional geführten Debatte gefasst hat, lässt im Grunde alles offen. Das Gremium befürwortet grundsätzlich die Projektidee Wanderhütte in Huzenbach. Für die Themen Lärm und Verkehr am Standort Silberberg sollen über eine Projektgruppe unter Beteiligung von Anliegern, Investor und Betreiber, Ortsvorsteher und Ortschaftrat, Baiersbronn Touristik und Verwaltung Lösungen erarbeitet werden. Die vom Ortschaftsrat vorgeschlagenen Alternativstandorte Bereich Sulzwaldhütte und Hardt sollen vertieft geprüft werden. Die Ergebnisse werden dann erneut dem Ortschaftsrat und dem Gemeinderat vorgelegt, bevor der finale Beschluss gefasst wird.

Besorgte Bürger

Soweit der Beschluss. Doch bis es soweit war, ging es im Gemeinderat heftig zur Sache. Schon bei der Einwohnerfragestunde, zwei Tagespunkte zuvor, war die Wanderhütte das prägende Thema. Da reichten die Wortmeldungen von der Befürchtung, durch die Hütte würden bestehende Betriebe in ihrer Existenz bedroht, über Zweifel an der Rechtmäßigkeit, dass bei der Abstimmung im Ortschaftsrat ein Mitglied als befangen eingestuft worden war, bis zum Vorschlag, mal einen Ortstermin zu machen.

Bürgermeister Michael Ruf erläuterte beim eigentlichen Tagesordnungspunkt Hütte kurz den Stand der Dinge, an deren Anfang der Auftrag des Gemeinderats an die Verwaltung stand, weitere Wanderhütten zu entwickeln. Bei der Suche nach geeigneten Standorten anhand verschiedener Kriterien hatte sich das Waldgebiet oberhalb der Wassertretstelle am Silberberg in Huzenbach als Standort herauskristallisiert, der "aus unserer Sicht machbar ist". Ruf räumte aber ein, die Straße sei schmal und der Abstand zu bewohnten Gebäuden gering.

Die Verwaltung hatte sich auch mit den beiden vom Ortschaftsrat in der Woche zuvor vorgeschlagenen Alternativstandorten befasst, ist aber wegen der Kürze der Zeit, nicht intensiver eingetaucht. Beim Standort Hardt habe die untere Naturschutzbehörde signalisiert, sie gehe davon aus, dass er wegen vorhandener Biotope eher nicht genehmigt werde. Was den Standort Sulzwaldhütte angeht schätzt das Bauamt die Erschließungskosten auf knapp 250 000 Euro.

Erhöhter Blutdruck

Laut Ruf gibt es noch keine Verträge. Der Zuschussantrag bei Leader sei vom Investor gestellt worden. Er, so Ruf. sehe die Hütte eher als positives Instrument, um einer negativen Entwicklung im Tourismus entgegenzuwirken. Auch Tourismusdirektor Patrick Schreib zeigte sich überzeugt, dass das Projekt dem Tourismus in der Gesamtgemeinde und in Huzenbach dient. Für Huzenbach könne die Hütte zudem ein zusätzlicher Anlaufpunkt werden.

Von zum Teil schlaflosen Nächten und erhöhtem Blutdruck sprach Ortsvorsteher Eckard Wahr. Für ihn seien viele Fragen offen. So stellte er zum Beispiel die Fragen, ob es eine Sternehütte werden soll, und worin die Wertschöpfung für den Ort liege. Und: In der Schule würde der Lehrer sagen, dass eine anfahrbare Wanderhütte "Thema verfehlt" sei. Wahr sprach sich dafür aus, sich Zeit zu nehmen, eine für alle verträgliche Lösung zu finden, und machte keinen Hehl daraus, dass er den Standort Silberberg nicht befürwortet.

Es sei nicht einfach mit dem Dartpfeil in die Landschaft geworfen worden, verdeutlichte Bürgermeister Ruf, dass es sich die Beteiligten bei der Standortsuche nicht leicht gemacht hätten. "Ich finde es schade, dass unterstellt wird, wir hätten uns in keinster Weise Gedanken gemacht", sagte Patrick Schreib.

"Ich oute mich", stieg Erwin Zepf (CDU) in die Diskussion ein. Denn er habe beim Tourismustag gesagt, dass Baiersbronn ein paar Wanderhütten gut tun würden. Nun wundere er sich über die heftigen Reaktionen. Es handle sich ja nicht um eine Mülldeponie oder eine Disco. Als wichtig wertete Zepf die Einrichtung einer Projektgruppe. Er schlug vor, dafür einen externen Berater oder Mediator zu suchen, um zu einer vernünftigen Basis zu kommen.

"Ich werde immer wieder auf unser Hüttenkonzept angesprochen", sagte Gerhard Gaiser (SPD). Er tendiere zu einer Hütte in Huzenbach. Aber die Belastungen für die Anwohner müssten minimiert werden. Sein Fraktionskollege Michael Seitz zeigte sich "ein bisschen irritiert" von der leichten Zugänglichkeit der Hütte. "Ich wäre nicht glücklich, wenn wir heute eine Entscheidung übers Knie brechen", sagte er. Und: Eine echte Wanderhütte sollte der Gemeinde schon einen Batzen Geld wert sein.

Alternative Standorte

Wie von Ludwig Wäckers (BUB) kam auch von anderen Gemeinderäten die Anregung, die vom Ortschaftrat vorgeschlagenen Alternativstandorte näher zu untersuchen. Beate Schaible (ebenfalls BUB) ging unter anderem auf den Standort Hardt und die Biotope ein. Eventuell sei es ja möglich, der Naturschutzbehörde einen Ausgleich anzubieten.

"Nichts zu tun, ist der falscheste Weg, den man überhaupt gehen kann", zeigte sich Karlheinz Nestle (FWV) überzeugt. Nur der beste Standort habe auch die Chance, wirtschaftlich betrieben zu werden. Komme der Gemeinderat zu dem Schluss, der Silberberg sei der beste Standort, dann müssten Einzelne mit gewissen Belastungen leben. Er spreche sich dafür aus, den Standort Silberberg zu favorisieren.

Kein schwarzer Peter

Sie habe niemanden gesehen, der gesagt habe, er sei gegen eine Hütte, sagte Christine Günter (FWV), die zugleich erklärte, sie "fühle sich über den Tisch gezogen". Sie forderte dazu auf, mit allen Mitteln zu versuchen, etwas hinzubekommen. Doch man müsse sich die Zeit nehmen, nach alternativen Standorten zu suchen. Man könne doch erst mit einem Projekt ins Gremium gehen, wenn klar sei, dass es machbar sei, antwortete Ruf, niemand wolle sie über den Tisch ziehen.

"Ich hab’ eigentlich gedacht, die Huzenbacher freuen sich", wunderte sich Ernst Schleh (FWV). Er finde schade, wie es jetzt laufe. Es gebe Befürworter und Gegner, das kenne er vom Nationalpark. "Und dann ist die Verwaltung die Böse." Er, so Schleh, werde nicht den schwarzen Peter spielen. Huzenbach müsse sich selbst darüber klar werden, was der Ort wolle.

Horst Medel (CDU) versuchte die Wogen angesichts des Beschlussvorschlags, der noch nichts festlegt, ein wenig zu glätten. Es sei nicht sinnvoll, unnötig die Diskussion zu befeuern. "Ich glaube mit dem Beschlussvorschlag heute können wir alle leben." Und Michael Seitz wollte eine Lanze für die Verwaltung brechen. Es sei nicht so, dass hier irgendjemand über den Tisch gezogen werden solle.