Wildtiere sollen im Nationalpark auch durch temporäre Schutzzonen geschützt werden. Foto: Michel

Wegekonzept für Nationalpark auf der Zielgeraden. Gemeinderäte geben Machern Hausaufgaben mit.

Baiersbronn - Das Wegekonzept für den Nationalpark ist laut Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl jetzt auf der Zielgeraden. Der Gemeinderat gab bei der Präsentation des Konzeptentwurfs den Machern nochmal Hausaufgaben mit auf den Weg.

Als eines der derzeit bewegenden Themen bezeichnete Bürgermeister Michael Ruf das Wegekonzept für den Nationalpark. Dass es bewegt, zeigte bei der jüngsten Sitzung des Gemeinderats auch die mit Herzblut geführte Diskussion. Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl stellte gemeinsam mit Sönke Birk, Sachbereichsleiter Geodatenmanagement, den Entwurf für das Wegekonzept vor, der in der Woche zuvor schon im Kreistag präsentiert worden war. Anfang April soll das Konzept vom Nationalparkrat beschlossen werden.

Viele Anregungen eingeflossen

"Sie sind jetzt das erste Gremium, das quasi noch dampfend die Ergebnisse präsentiert bekommt", sagte Bürgermeister Michael Ruf zu der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Wegekonzept, die erst wenige Stunden vor der Sitzung des Gemeinderats zu Ende gegangen war. Bei dieser Sitzung seien auch Anregungen aus den Gremien berücksichtigt worden.

Waldenspuhl beleuchtete auch im Gemeinderat noch einmal das Beteiligungsverfahren – von der Grundlagenerhebung über bilaterale Gespräche und Bürgerworkshops bis zum Onlinedialog – und ging auf die konkreten Vorschläge der Nationalparkverwaltung für das Konzept ein. Dazu gehört unter anderem, dass die bisherigen ausgewiesenen Wege größtenteils übernommen werden, und die Einführung von flexiblen Winter- und Wildtierschutzzonen mit temporären Wegesperrungen, mit denen dem Schalenwild und dem Auerhuhn Rechnung getragen werden soll. Ziel sei die Optimierung des vorhandenen Wanderwegenetzes, mit der Ergänzung Reiten und Radfahren und mit Rücksicht auf die Natur, so Waldenspuhl.

Sönke Birk beleuchtete Details des Konzepts. So soll der Buhlbachsee nicht mehr umrundet werden können, aber dafür von unten erlebbar gemacht werden, eventuell mit einer Aussichtsplattform. Dagegen soll beim Huzenbacher See im Gegensatz zum vorherigen Entwurf der Weg um den See erhalten bleiben.

Im Schönmünztal soll der Weg bis zur Darmstädter Hütte, der laut dem ursprünglichen Entwurf nur von Wanderern hätte genutzt werden sollen, nun auch für Radfahrer zugänglich gemacht werden. Sollte die Nato-Pipeline-Trasse ursprünglich wegen des Auerhuhnschutzes rausgenommen werden, so sei die Idee jetzt, sie saisonal zu sperren, so Birk. Für die Sperrungen würden in der Regel Matten genutzt und Umleitungen angeboten, sodass Wanderer nicht in eine Sackgasse laufen, sagte Waldenspuhl auf eine Frage von Maike Weiss (CDU). Sie machte sich dafür stark, die Umrundung des Buhlbachsees weiterhin möglich zu machen. Das sei eine Herzensangelegenheit für die Bürger in Obertal. Die geplante Sperrung am Buhlbachsee sei wichtig, zum einen für die Tiere, zum anderen, damit Stille auch erfahrbar werde, erklärte Waldenspuhl, der aber zusagte, einen von Ulli Schmelzle angeregten Kompromissvorschlag zu prüfen.

Erwin Zepf (CDU) konnte der aktuellen Fassung des Entwurfs mehr abgewinnen als der Version, die im Kreistag vorgestellt worden war. Kritik gab es aber trotzdem. Es störe ihn, dass der schöne Weg entlang der Schönmünz aufgegeben werden soll. Der Ortschaftsrat lege Wert darauf, dass dieser Weg im Tal erhalten bleibe, insbesondere auch wegen des Hochwasserschutzes. Laut Waldenspuhl bedeute die Aufgabe des Weges in Teilen nicht den Verzicht auf Hochwasserschutz. Zu Zepfs Kritik an temporären Sperrungen und ihren Auswirkungen auf das Wegenetz erklärte Tourismusdirektor Patrick Schreib: "Der Wanderhimmel ist und war unseres Erachtens durch das Wegekonzept nicht gefährdet." Alle Wanderewege, auch Mountainbikewege, blieben erhalten.

"Ich bin überzeugt, dass sich alles einspielen wird", stellte Gerhardt Gaiser (SPD) fest. "Wir sind auch mit dem Konzept einverstanden", sagte Ludwig Wäckers (BUB). Er sprach sich ausdrücklich für die Sperrungen zum Schutz des Auerwilds aus. Provokant könne man auch sagen, es sei ja ein Nationalpark und kein Wanderpark. Christine Günter (FWV) erklärte, sie hoffe, dass noch viel mehr Anregungen der Gremien und der Bürger, die den Konzeptentwurf zum Teil als Beschneidung sehen, einfließen. Sie sprach Wege an, die – geht es nach dem bisherigen Entwurf – nicht mehr wie bisher genutzt werden sollen und sprach von einer "Zerstörung eines Naherholungsgebiets für die Bevölkerung".

Waldenspuhl machte deutlich, dass nicht alle Wege erhalten bleiben können – auch vor dem Hintergrund, dass für deren Erhalt permanent investiert werden muss. Bürgermeister Ruf stellte fest, dass viele Anregungen aus den Gremien in den Entwurf aufgenommen worden seien. Nicht jeder Waldweg sei ein ausgewiesener Wanderweg, erklärte er zum Thema Bestandsschutz. Ruf versprach, dass die Stellungnahmen des Ortschaftsrats Schönmünzach-Schwarzenberg noch einmal intensiv betrachtet würden.