Lukas Ullrich (rechts) und Till Florian Beyerbach vor den Dreiecken, die sich im Laufe der Aufführung zu einer Kuppel formten. Foto: Adrian Foto: Schwarzwälder-Bote

Play Luther: Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach bieten Schauspiel und Musik im spannenden Wechsel

Das musikalische Theaterstück "Play Luther", das auf Initiative der evangelischen Kirchen der Gesamtgemeinde zur Aufführung kam, lockte viele Besucher in die Baiersbronner Schwarzwaldhalle.

Von Gabriele Adrian

Baiersbronn. Eine Mixtur aus Spielszenen, die sich um die Person und das Leben des großen Reformators Martin Luther drehten, wie auch Diskussionen über die Religion im Mittelalter und in der heutigen Zeit, zudem ausgewählte Lutherlieder, modern vertont und gesungen, bildeten die drei thematischen Ebenen des Theaterstücks.

Die beiden Schauspieler Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach touren schon seit 2014 durch die Lande und absolvierten jetzt ihre bereits 84. Vorstellung, wie sie stolz verkündeten. Die beiden Akteure gehören der Theatergruppe Eure Formation an, Autor und Dramaturg des Stücks ist der Theaterfachmann und Kirchenkenner Uwe Hoppe, die musikalische Leitung hatte der Musiker Andrew Zbik übernommen.

Zu den abwechslungsreichen Debatten über den Gesamtbegriff Kirche, über den Ablasshandel der katholischen Kirche im Mittelalter und die Frage, inwieweit auch heute ähnliche Missstände im kirchlichen Leben zu verzeichnen sind, mussten sich die Zuschauer selbst ihre Gedanken machen.

Ausgewählte Lieder in einem zeitgemäßen Gewand

Im szenischen Spiel beleuchteten die Schauspieler eindrucksvoll und lebendig zunächst die Jugend des Reformators – dazu ließen sie auch den äußerst strengen Vater Martin Luthers auftreten – und dann das Schlüsselerlebnis des Reformators, in dem der junge Luther während eines schrecklichen Gewitters Gott versprach, Mönch zu werden, sollte er die Katastrophe überleben.

Die Geschichte setzte sich fort mit der Anklage Luthers vor dem Reichstag in Worms, seiner Gefangenschaft auf der Wartburg, wo er die Bibel aus dem griechischen Text übersetzte und für das Volk in ausdrucksvoller Sprache verständlich formulierte. Auch Szenen mit seiner Ehefrau wurden nachgespielt und eine Begegnung mit Thomas Müntzer, dem Anführer des Bauernaufstands.

Immer wieder wechselten sich die szenischen Auftritte mit Musikbeiträgen ab, in denen Lukas Ullrich voller Elan das E-Piano spielte und Till Florian Beyerbach mit Kraft und Virtuosität das E-Schlagzeug bediente. Ausgewählte Lutherlieder wie etwa "Ein feste Burg ist unser Gott" oder gar "Vom Himmel hoch, da komm ich her" wurden zeitgemäß und in unterschiedlichen Stilrichtungen wie Elektropop, Reggae oder auch als Volkslied gekonnt intoniert, wobei beide Schauspieler auch ihre Stimmsicherheit bewiesen oder die Werke im Sprechgesang vortrugen.

Aus Dreiecken entsteht ein kuppelartiges Gebäude

Interessant war das Bühnenbild, das aus ineinander gesteckten Dreiecken bestand, die immer wieder zu wachsen schienen, indem die Schauspieler neue hinzufügten – so lange, bis ein kuppelartiges Gebäude entstanden war. Die Dreiecke symbolisierten die Dreifaltigkeit, das Bauwerk sollte mit seinem sich stets erweiternden Raum Luthers Glaubenswelt darstellen und weiterführend den stetigen Wandel, in dem sich die Kirche auch heute noch befindet.

Ernsten Szenen folgten geistreich-lustige und erfreuten und beeindruckten das Publikum. Till Florian Beyerbach, meist die Person Luthers verkörpernd, und Lukas Ullrich, in verschiedenen Personen mal als Luthers Vater, als Priester und gar als Luthers Ehefrau auftretend, hatten ein immenses Sprechprogramm zu bewältigen, das sie scheinbar mühelos beherrschten.

Die Aktualität, die die lutherische Reformation auch heute noch hat, und die nie beendet sein wird, zeigte sich in kritischen Bemerkungen der Schauspieler wie jener, in der die Frage auftauchte, wie oft auch heute noch mit Geld das Seelenheil der Menschen erkauft werde. So könne man eben auch den Anschlag der Thesen als Reaktion auf das Diktat unaufhörlicher Kapitalvermehrung deuten und Fairtrade- und Bio-Produkte lediglich als Beruhigung des Gewissens der Menschen sehen.

Nach eineinhalbstündiger pausenloser Darbietung hatten sich Lukas Ullrich und Till Florian Beyerbach den großen Applaus des Publikums in Baiersbronn wahrhaft verdient.