Die alten Zähler werden bald Vergangenheit sein. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Strom: Gemeindewerke sollen weiterhin auch die Messstellen betreiben / Leichter Kostenanstieg

Das neue Messstellenbetriebsgesetz ist Anfang September in Kraft getreten. Das bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Gemeinde Baiersbronn, denn umfangreiche Änderungen werden die Struktur in der Energiewirtschaft grundlegend wandeln.

Baiersbronn. Marius Thiel, der stellvertretende kaufmännische Betriebsleiter der Gemeindewerke, erläuterte in der jüngsten Gemeinderatsitzung die Eckpunkte und die Problematik des neuen Gesetzes für die Stromkunden und die Netzbetreiber.

Gebiet soll verstärkt für externe Anbieter geöffnet werden

"Das Zähler- und Messwesen lag bisher hauptsächlich in der Verantwortung des Netzbetreibers, nun soll dieses Gebiet verstärkt für externe Anbieter geöffnet werden, um so das politische Ziel umzusetzen, die technische Basis für die Einführung flexibler Tarife zu schaffen", erläuterte Thiel. Der Gemeinderat müsse die Entscheidung treffen, ob die Gemeindewerke weiterhin als Netzbetreiber auch Messstellenbetreiber bleiben oder diesen Bereich vollkommen auslagern. Thiel sprach sich dafür aus, die Messstellen weiterhin zu betreiben, auch um eine gewisse Kundenbindung nicht zu verlieren und innerbetrieblich keine Stellen einzubüßen.

Ein weiterer Knackpunkt der neuen Gesetzgebung sei die Verpflichtung, die Messstellen um ein "Smartmeter-Gateway" zu ergänzen. Dadurch würden sie zu intelligenten Messsystemen aufgerüstet, mit der Möglichkeit einer täglichen Datenübertragung. Diese Erweiterung würde jedoch nur rund 1300 Kunden im Stromnetzgebiet der Gemeindewerke Baiersbronn betreffen, denn dafür müsse der jährliche Verbrauch eines Kunden über 6000 Kilowattstunden liegen oder der Kunde über abschaltbare Stromverbraucher verfügen, so Thiel. "Die meisten privaten Haushalte sind davon nicht betroffen. Diese müssen zwar sukzessive mit einer modernen Messeinrichtung ausgerüstet werden, diese ist jedoch nicht fernsteuerbar."

Für die Umrüstung habe man ab 1. Januar 2017 acht Jahre Zeit. Um die Daten der intelligenten Messstellen entsprechend auszuwerten und zu empfangen, ist ein sogenannter "Smartmeter-Gateway-Administrator" notwendig. Diese Aufgabe sollte von einem externen Anbieter übernommen werden. "Aufgrund der enormen Anforderungen an Software, Personal und IT-Sicherheit können die Gemeindewerke diese Aufgabe nicht selber wahrnehmen", teilte Thiel mit.

Die neue Technik wird auch etwas höhere Kosten für die Verbraucher mit sich bringen. So würde der Großteil der Stromkunden 20 Euro brutto pro Jahr für die neuen Zähler aufwenden müssen, bisher liege man bei rund 13 Euro pro Jahr, so Thiel. Aufgrund gesetzlicher Obergrenzen könnten für Großkunden je nach Mengenstaffelung jährliche Kosten bis zu 200 Euro anfallen.

Kommune soll weiterhin Ansprechpartner für die Bürger bleiben

Bürgermeister Michael Ruf betonte, dass man in jedem Fall als Messstellenbetreiber weiter fungieren müsse – schon, um weiterhin auch Ansprechpartner für die Bürger zu bleiben. "Deren Verbrauchsdaten dürfen wir nicht Dritten überlassen", sagte Ruf.

"Ich finde es sehr gefährlich, solche sensiblen Daten an fremde Betreiber abzugeben, wir sollten daher eine eigene Energiepolitik betreiben", so Gemeinderat Gerhard Gaiser (SPD). Er forderte, die neuen Zähler intelligent einzusetzen, etwa um neue Tarife für die Kunden anbieten zu können.

Auf Nachfrage von Gemeinderat Karlheinz Nestle (FWV) bestätigte Thiel, dass ein Hacker-Risiko für die intelligenten Messsysteme bestehe, daher habe man sich auch entschieden, die Gateway-Administration nicht intern auszuführen. "Wenn wir nicht Administrator sind, sind wir auch nicht verantwortlich", verdeutlichte Ruf.

Gemeinderätin Christine Günter (FWV) wünschte sich eine gute Öffentlichkeitsarbeit, um die Bürger über das neue Zählersystem umfassend zu informieren. Einstimmig segnete der Rat den Vorschlag der Gemeindewerke ab, weiterhin als Messstellenbetreiber zu fungieren, jedoch einen externen Anbieter für die Gateway-Administration zu suchen.

Bürgermeister Ruf betonte abschließend, dass dies keine Maßnahme der Gemeindewerke sei, sondern es gelte, eine gesetzliche Vorgabe umzusetzen. "Wir kommen nicht darum herum, wir müssen es tun", so Ruf.