Regierungspräsidium erläutert Projekt "Natura 2000" / Murgtal ist Gebiet von europaweiter Bedeutung
Von Gabriele Adrian
Baiersbronn. Einen "informativen Nachmittag" wünschte sich Bürgermeister Michael Ruf, bei der Informationsveranstaltung des Regierungspräsidiums Karlsruhe zum Thema "Natura 2000 - Wilder See – Hornisgrinde und oberes Murgtal" im Rosensaal – liegt doch seine Gemeinde mitten im geplanten Naturschutzgebiet.
"Wir sind gespannt, was an Neuem auf uns zukommt", so Ruf. Sabine Zipper, Projektkoordinatorin beim Regierungspräsidium, führte zügig in das Thema und die vorgesehenen Managementpläne ein. Sie erläuterte, dass das von der europäischen Union initiierte Netz aus Schutzgebieten erstmals einen weitreichenden Naturschutz über die Grenzen aller Mitgliedsstaaten hinaus ermögliche. So gelte es, gemeinsam mit den Nachbarstaaten das europäische Naturerbe mit seiner Artenvielfalt für nachfolgende Generationen zu sichern und zu bewahren. In Baden-Württemberg sind nun auf einer Fläche von 470 000 Hektar, das entspricht 17 Prozent der Landesfläche, 350 Natura-2000-Gebiete ausgewiesen worden, hinzu kommen 260 Vogelschutzgebiete. Der Nordschwarzwald gehöre zu den abwechslungsreichsten Regionen Deutschlands, war zu hören, und mittendrin liege das Gebiet rund um Baiersbronn. Von der Murg südlich von Forbach bis zum Gipfel der Hornisgrinde besteht eine Höhendifferenz von rund 750 Metern, mit einer Größe von knapp 4 400 Hektar sind die Landkreise Freudenstadt, Rastatt und der Ortenaukreis betroffen.
Unterschiedliche Tier- und Pflanzenarten prägen das Gebiet von europaweiter Bedeutung, in dem zahlreiche inzwischen selten gewordene Lebensräume zu finden sind. Es gibt weitgehend naturnahe Hochmoore, ausgedehnte Wiesentäler, Bergwiesen mit seltenen Pflanzen sowie eine großflächige Grindenlandschaft.
Das Murgtal sei eines der größten und tiefsten Täler des Schwarzwaldes, die Murg biete zudem Lebensraum für seltene Fischarten. "Was müssen und können wir tun?", fragte die Rednerin ein wenig provokativ und stellte den Maßnahmenkatalog vor, den das Regierungspräsidium erarbeitet hatte. Dieser beginnt mit Informationsveranstaltungen, geht weiter über die Bildung eines Beirates, der sich aus Fachleuten der Region zusammensetzen wird bis hin zur öffentlichen Auslegung des Planvorhabens.
Markus Rothmund vom Regierungspräsidium Freiburg erläuterte die Waldbiotopkartierung, die sich den Fragen der Entwicklung und Förderung der heimischen Baumarten wie Buche, Erle, Nadelgehölze, Esche und Weiden ebenso widmet wie den Erhaltungsmaßnahmen von Fließgewässern oder trockenen Heideflächen mit dem Ziel der Förderung heimischer Baumarten und der Verbesserung der Lebensstättenkontinuität. Projektleiter Volker Späth vom Planungsbüro ILN Bühl (Institut für Landschaftsökologie und Naturschutz) stellte unterstützt von Jochen Lehmann, Diplom Ingenieur für Landschaftspflege, die zu schützenden Tierarten vor wie etwa den seltenen Schmetterling "Spanische Fahne", rare Fischarten in der Murg oder Fledermäuse, die in Scheunen, Dachstühlen oder an Waldrändern leben. Zusammenfassend erläuterte Sabine Zipper, dass das gesamte Projekt wohl bis Ende 2017 abgeschlossen werden soll. Groß war der Diskussionsbedarf der anwesenden Landwirte sowie der Vertreter der Forsteinrichtungen und des Bauernverbands. Es wurden Fragen nach Einzelheiten gestellt, etwa wie man beim Mähen der Wiesen im Natura-2000-Gebiet vorzugehen habe und inwieweit es nicht auch Sonderregelungen besonders an den Rändern des Schutzgebiets gebe.
Auch die Forderung, sich rechtzeitig mit den Wald- und Landbesitzern in Verbindung zu setzen und anstehende Fragen zeitnah zu beantworten wurde gestellt, denn wichtig sei eine partnerschaftliche Zusammenarbeit.