Erwin Zepf, Ingo Christein (beide CDU-Gemeindeverband), Landtagsabgeordneter Norbert Beck, Redner Patrick Rapp, Bürgermeister Michael Ruf, Andreas Bombel (CDU-Kreisverband Freudenstadt) und Horst Medel vom CDU-Gemeindeverband (von links). Foto: Braun

"Schwarzwald - quo vadis?" Landtagsabgeordneter Norbert Beck sieht Warten auf Gutachten als Hängepartie.

Baiersbronn - Viele kritische Töne gab es zum Thema Nationalpark bei einer Veranstaltung, zu der der CDU-Kreisverband Freudenstadt und der Gemeindeverband Baiersbronn eingeladen hatten. Redner war Patrick Rapp, Sprecher für Naturschutz der CDU-Landtagsfraktion.

Landtagsabgeordneter Norbert Beck, der den Abend moderierte, wünschte sich gleich zu Beginn einen Neuanfang in der Diskussionskultur: "Wir sollten durch Argumente überzeugen, nicht durch abfällige Dinge." Er persönlich stehe dem Nationalpark kritisch gegenüber, erklärte Beck, "da wir einen funktionierenden Naturpark haben". Einen Mehrwert für den Tourismus sehe er nicht.

"Das Warten auf das Gutachten ist eine unsägliche Hängepartie, findet dieses Thema den Weg in den Landtag, ist der Nationalpark beschlossene Sache", sagte Norbert Beck.

"Ich bin kein Holzlobbyist", stellte Patrick Rapp klar, der zu 40 Prozent bei einem Großsägewerk beschäftigt ist. Vielmehr gehe es ihm darum, einseitige öffentliche Festlegungen zu lockern. Unter der Fragestellung "Schwarzwald – quo vadis?" umriss Rapp die drei großen Nationalpark-Diskussionsthemen Biodiversität, Klimaschutz und Tourismus. "Die Grün-Rote Regierung will sich mit dem Nationalpark ein Flaggschiff erschaffen", so Rapp.

Ein Nationalpark sei lediglich eine Kulisse, die Magnetwirkung für den Tourismus würde von neu gebauten Destinationen ausgehen, die aber niemand finanzieren könne. Waldumbau, Borkenkäferproblematik und der Verlust von Arbeitsplätzen seien einige von vielen Problemen, die so ein Großraumschutzprojekt mit sich bringe. "Es ist ökologischer Ablasshandel, wenn man die Bevölkerung befragt, die nicht betroffen ist", so Rapp zu den Plänen der Landesregierung, keine Befragung der Menschen vor Ort vorzunehmen. "Wir wollen, dass die regenerative Energie in Baden-Württemberg produziert wird, warum beschränkt man sich da auf die Windkraft?", fragte Rapp und erklärte, dass es in diesem Zusammenhang nicht zu verantworten sei, die Biomasse Holz außer Funktion zu setzen. Rapp: "Diese Energie werden wir noch brauchen." Eine gescheite Politik sei es, den Nachhaltigkeitsprozess vernünftig zu verfolgen, so Rapp.

Von Monika Braun Baiersbronn. Groß war das Interesse an der CDU-Veranstaltung zum Thema Nationalpark, da reichte der Platz im Saal des Hotels Hirsch kaum aus. Rege nutzten die Besucher die Möglichkeit, Fragen zu stellen und Statements abzugeben, dabei wurde durchaus auch scharf und emotional diskutiert.

Carola Broermann aus Freudenstadt sprach von einer großen Chance für den Tourismus, würde man das Geld für den Nationalpark nicht nehmen, fließe es in das Biosphärengebiet im Südschwarzwald. "Wie kann ein Ministerpräsident sich im Vorfeld schon so festlegen, bevor eine Entscheidung gefallen ist", kritisierte Rudolf Mirus aus Baiersbronn. Ein Teilnehmer aus Loßburg forderte, die Namen derjenigen aufzulisten, die für einen Nationalpark sind und diese später regresspflichtig zu machen.

Laut Aussage der Landesregierung gebe es keine finanzielle Konkurrenz bei den Naturschutzgroßprojekten, so Rapp. Allerdings habe die Raumschaft ab dem Zeitpunkt des bestehenden Nationalparks kein Mitspracherecht mehr, da würden dann bestimmte Vorschriften gelten. Man müsse auch an die Unternehmer denken, die in der Holzbranche tätig sind. Es sei zu einfach zu sagen, diese hätten 30 Jahre Zeit. Investitionen blieben bei mangelnder Perspektive zwangsläufig auf der Strecke und damit auch die Arbeitsplätze, warnte Rapp.

"Ich bin ein Fan des Naturparks", stellte Martin Klatt vom Nabu fest, allerdings könne der einen Nationalpark im Hinblick auf die Artenvielfalt nicht ersetzten. "Es gibt Leute, die studiert haben, von denen muss man ja denken, sie hätten den Verstand verloren", so Fritz Frey aus Tonbach, der von einem wertvollen und gepflegten Waldbestand sprach, den man nicht zerstören dürfe.

Freudenstadts Oberbürgermeister Julian Osswald sprach zwar von einem Agreement, sich vor dem Gutachten nicht öffentlich zu äußern, bemängelte aber die bereits verteilte Nabu-Broschüre, in der der Ministerpräsident eindeutig Stellung nimmt. "Die Grünen tragen das Wort Bürgerbeteiligung wie eine Monstranz vor sich her, und hier wird keine Befragung durchgeführt und im Vorfeld Stimmung gemacht. Das können wir uns nicht bieten lassen", so Osswald. Man habe im Vorfeld die Vereinbarung getroffen, keine Waldankäufe oder Grundstücksverschiebungen im Hinblick auf das Nationalparkgebiet vorzunehmen, was jedoch geschehen sei, fügte Rapp hinzu. "Das finde ich eine Sauerei, dafür gehört der Regierung auf die Finger geklopft."

Bürgermeister Michael Ruf wies darauf hin, dass man sich – auch wenn der Nationalpark nicht komme – Gedanken in Sachen Tourismus machen müsse, natürlich seien die Fördergelder auch interessant. Der Regierung aber liege relativ wenig am Tourismus, sonst würde nicht gerade eine Initiative laufen, den Mehrwertsteuersatz für die Hotellerie wieder auf 19 Prozent anzuheben. Der Nationalpark sei ein Naturschutzprojekt und kein Tourismusprojekt, so Ruf. "Wir haben jetzt schon Probleme in der Region, Windkraftflächen auszuweisen, alles ist durch Naturschutzflächen belegt." Biblisch wurde es bei Erwin Zepf, Ortsvorsteher von Schönmünzach, der davon sprach, die Schöpfung zu bewahren. In der Bibel stehe nicht, alles verkommen zu lassen. Martin Klatt sprach von einer kleinen Fläche, man wolle nicht die Forstwirtschaft stilllegen. "Was für Sie 0,7 Prozent in Baden-Württemberg sind, sind für mich 44 Prozent meiner Heimat", konterte Markus Kalmbach aus Baiersbronn.

Schärfer wurde der Ton zum Ende der Diskussion aus dem Publikum: "Herr Klatt, Sie sind nicht in der Lage, die Menschen in der Region mitzunehmen, ihnen geht es um Artenvielfalt." Was wir momentan an "Öko-Hype" erleben, da bin ich mir nicht sicher, was dabei rauskommt, warf Rapp ein. Förster Volker Weiß aus Obertal regte an, sich darüber Gedanken zu machen, ob man eine so große Fläche von zehn Hektar überhaupt braucht.

Emotional wurde es zum Schluss. Hotelier Jörg Möhrle erklärte, es sei kein schönes Gefühl, wegen einer anderen Meinung angefeindet und auf der Homepage der Gegner diffamiert zu werden. "Gestehen Sie mir das zu, ich bin deshalb kein schlechter Mensch, macht doch mal die Augen auf, in Baiersbronn ist Stillstand zu sehen. So denunziert zu werden, das trifft mich."