Interessen an Praxen und Krankenhäusern im ländlichen Raum wecken / Junger Mann fühlt sich wohl in Baiersbronn

Kreis Freudenstadt. Nach längerer Pause hospitierte wieder ein Medizinstudent der Universität Heidelberg bei niedergelassenen Ärzten in Baiersbronn. Erstmals übernahm dabei der Landkreis Freudenstadt die Unterbringungskosten für den jungen Studenten.

Es soll nicht das letzte Mal gewesen sein. Seit Jahren ist die Praxis der Allgemeinmediziner Ernst Klumpp und Dieter Krampitz in Baiersbronn eine der sogenannten akademischen Lehrpraxen im Landkreis Freudenstadt. Dorthin kommen immer wieder angehende Mediziner, um ihre Studien auf dem Weg zum Arzt um praktische Erfahrungen zu erweitern.

Die Studenten sind auf dem Land gern gesehen. Man erhofft sich, dass diese Geschmack an der Arbeit in der Provinz finden und sich später in Praxen oder Krankenhäusern im ländlichen Raum eine Existenz aufbauen. Daniel Schünemann kommt aus Buchholz bei Hamburg und ist mit seinen 23 Jahren Medizinstudent im neunten Semester an der Universität in Heidelberg.

In einem sogenannten Block-Praktikum wurde er für 14 Tage der Lehrpraxis Klumpp/Krampitz zugewiesen, die vor zweieinhalb Jahren im neuen Gesundheitszentrum Spritzenhaus in Baiersbronn modellhaft eine Kooperation mit der Praxis Seitz eingegangen ist. Diese Kooperation ist inzwischen um zwei Ärzte erweitert. Wolfgang von Meißner ist bereits Facharzt für Anästhesie, Veith Hägele Facharzt für plastische Chirurgie. Beide machen derzeit in Baiersbronn zusätzlich die Weiterbildung zum Facharzt für Allgemeinmedizin in der Absicht, auch in Baiersbronn zu bleiben.

"Ich habe viel gelernt in diesen zwei Wochen", blickt Daniel Schünemann zurück. Vor allem der Umgang eines Hausarztes mit Patienten, die er seit Jahren kennt und behandelt, hat ihn beeindruckt im Gegensatz zu dem doch oft recht distanzierten Arzt-Patienten-Verhältnis in großen Kliniken.

Sein Praktikum in Baiersbronn hat Daniel Schünemann so gefallen, dass er gleich für eine Famulatur in die Praxis am Spritzenhaus zurückkommen wird, erzählt er. Ernst Klumpp, sein "Praktikumsvater", hört es mit einem Lächeln. Klumpp hatte erreicht, dass der Landkreis Freudenstadt die Unterbringungskosten während des Blockpraktikums für den jungen Studenten in Baiersbronn übernimmt.

Das war das erste Mal. Eine Wiederholung will Klaus-Ulrich Röber, Erster Landesbeamter im Landratsamt Freudenstadt, nicht ausschließen. "Wir prüfen derzeit, ob wir auch in Zukunft Medizinstudenten bei Praktika unterstützen können", sagt Röber. Schon vor Jahren hatte der Landkreis ein Förderprogramm aufgelegt, nach dem Medizinstudenten oder Assistenzärzte während ihrer Ausbildung in niedergelassenen Arztpraxen oder in den Krankenhäusern des Landkreises eine Studienbeihilfe bis 500 Euro monatlich über einen bestimmten Zeitraum erhalten können. Bisher, so Röber, ist das in sechs Fällen geschehen. Die Antragsfrist für dieses Jahr läuft Ende April aus. Bereits drei Bewerbungen liegen vor. Übrigens: Das Modell der Gemeinschaftspraxis im Spritzenhaus scheint nach Worten seines Initiators Ernst Klumpp zu greifen, auch wenn die Umsetzung wesentlich mehr Zeit und Geld erfordert, als ursprünglich gedacht. Im Bemühen, den Landarzt wieder zu einem attraktiven Beruf zu machen und dafür junge Mediziner zu begeistern, hatten die Allgemeinärzte Klumpp und Krampitz und der Internist Seitz im Spritzenhaus Raum für sechs bis sieben Ärzte geschaffen, die sich dort niederlassen und – wenn erwünscht – in der Familienphase Beruf und Privatleben besser unter einen Hut bringen können. Derzeit ist das Spritzenhaus belegt mit den Ärzten Klumpp, Krampitz, Seitz, von Meißner und Hägele. Ein weiterer Arzt wird im Sommer 2016 dazu kommen. Beim allgemeinen Ärztemangel im ländlichen Raum sorgt sich Ernst Klumpp nicht nur um den beruflichen Nachwuchs und dessen Freizeit. Das Modell soll auch gestandene Mediziner entlasten. Informationen über das Stipendium gibt es im Internet unter www.klf-web.de/stipendium oder im Landratsamt Freudenstadt, Telefon 07441/ 9 20 11 11.