Ein kolorierter Kupferstich eines Hungertalers Foto: Landeskirchliches Archiv Stuttgart Foto: Schwarzwälder-Bote

Veranstaltungsreihe: Erster Vortrag der "Baiersbronner Geschichte(n)" im kommenden Winterhalbjahr

Baiersbronn. Die heimatkundliche Vortragsreihe "Baiersbronner Geschichte(n)" des Heimat- und Kulturvereins der Gesamtgemeinde Baiersbronn wird auch dieses Jahr wieder fortgesetzt und startet am Mittwoch, 28. September, um 19 Uhr im Rosensaal in Baiersbronn. Der Eintritt frei.

Sabine Holtz, Professorin für Landesgeschichte an der Universität Stuttgart, wird den ersten Vortrag halten über die Ereignisse vor 200 Jahren, als 1816 der Sommer ausfiel. Im April 1815 war im fernen Indonesien der Vulkan Tambora ausgebrochen und hatte gewaltige Mengen Asche in die Atmosphäre verfrachtet. Im Juni 1816 begannen schwere Gewitter und Hagelunwetter auch den Südwesten heimzusuchen. Darauf folgte ein besonders strenger Winter.

Die Ursache der Katastrophe konnten die Menschen damals nicht wissen, sie bemerkten nur deren Auswirkungen: Unwetter, Missernten und Hungersnöte. Die Selbstversorgung der Bevölkerung war nicht mehr sichergestellt. Die Bettlerzahlen stiegen gewaltig an und viele Menschen sahen in der Auswanderung den letzten Ausweg aus der Not. Es wurde von einer regelrechten Auswanderungssucht gesprochen. Der Staat reagierte mit Ausfuhrverboten für Getreide. Andere staatliche Maßnahmen, wie die Gründung der landwirtschaftlichen Unterrichts-, Versuchs- und Musteranstalt 1818 in Hohenheim, folgten.

Was aber war mit jenen Menschen, die sich eine Auswanderung nicht zutrauten? Sie bedurften der Unterstützung im eigenen Land. Königin Katharina von Württemberg ergriff die sozialpolitische Initiative. Sie gründete den Wohltätigkeitsverein: Eine Hilfsorganisation, die unter Ausnutzung bestehender Verwaltungsstrukturen Hilfe zur Selbsthilfe leisten sollte. Im Januar 1817 erfolgte der Gründungsaufruf für einen "Allgemeinen Wohltätigkeitsverein". Durch Zuwendungen der Königin und einen Staatsbeitrag wurde der finanzielle Grundstock dafür gelegt. Auch die Gründung der Sparkasse im Frühjahr 1818 geht auf eine Initiative Königin Katharinas zurück. Die Sparkasse sollte dazu dienen, den Wohlstand bei den ärmeren Schichten zu erhalten. Dienstboten, niedere Beamte und Arbeiter bekamen die Möglichkeit, ihre Ersparnisse anzulegen.

Nach der Bewältigung der Krise hatten viele Menschen das Bedürfnis, den überstandenen Schrecken für die Nachwelt festzuhalten. Es entstanden Erinnerungsstücke wie Hungertaler, Schraubtaler und Hungertafeln, die die Erinnerung daran wachhielten, dass das tägliche Brot keine Selbstverständlichkeit war.