Das Naturbad Mitteltal hat sich in den vergangenen Jahren gut entwickelt. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Naturbadverein: Vorsitzender will Amt niederlegen / Viele große und kleine Unstimmigkeiten

Ärger in Mitteltal: Die Ära Jochen Rothfuß als Vorsitzender des Naturbadvereins geht nicht auf dem üblichen Weg zu Ende. Nach fast zehn Jahren wird Rothfuß alle Ämter niederlegen und nur noch als passives Mitglied dem Verein treu bleiben.

Baiersbronn-Mitteltal. Was für Jochen Rothfuß bleibt, ist Enttäuschung, aber auch das Wissen, ein großartiges Projekt realisiert zu haben. Hintergrund sind akute Meinungsverschiedenheiten, insbesondere über die verlängerten Öffnungszeiten des Naturbads auch über den Sommer hinaus. "Das Naturbad Mitteltal ist schöner denn je, und ich weiß, wie groß mein Anteil daran ist", so Jochen Rothfuß.

Nur noch auf dem Papier an der Spitze

Rothfuß hat in den vergangenen Monaten als angestellter Hausmeister im Naturbad Mitteltal gearbeitet. Seitdem kam es zu vielen großen und kleinen Unstimmigkeiten, die ihn nun zum Rücktritt bewogen. Bereits in der Hauptversammlung Anfang April war von ihm die Vertrauensfrage gestellt worden, doch Rothfuß konnte weiterhin als Vorsitzender die Geschicke des Vereins leiten. "Seither war der Vertrauensverlust in meine Person als Vorsitzender sehr gravierend, und ich war nur noch Vorstand auf dem Papier", sagt Rothfuß.

Den Hauptgrund sieht er in seiner Vereinsphilosophie, die seit einiger Zeit vom Rest des Vorstandsteams sehr kritisch gesehen wird. Rothfuß ist schon seit Gründung des Naturbads glühender Verfechter einer besonders langen Badesaison, auch in den kalten Monaten, und trifft in diesem Punkt auf massiven Widerstand.

Nationalpark als Partner als Vision

Einen weiteren Grund für die mangelnde Akzeptanz von ihm an der Vereinsspitze sieht er in der Tatsache, dass er immer seine Sympathie für den Nationalpark bekundet hat und diesen gerne als Partner des Naturbads mit ins Boot geholt hätte. "Ich hätte gerne noch einige gute Ideen und Visionen umgesetzt und mir eigentlich einen anderen Abschied gewünscht, doch es gibt wohl kein Happy End für mich", so Rothfuß. Trotzdem wünsche er dem Schwimmbad und den Vereinsmitgliedern für die Zukunft weiterhin alles Gute und viel Erfolg.

Von einer ganz anderen Seite betrachten die Vorstandskollegen von Rothfuß die Gründe – sie würden es bedauern, dass ihr Vorsitzender wenig gesprächsbereit gewesen sei und ihre Argumente nicht habe gelten lassen. "Wir möchten uns für sein Engagement und seine Verdienste um das Naturbad Mitteltal bedanken", heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme der anderen Vorstandsmitglieder – Kassiererin Doris Fahrner, Schriftführerin Bettina Gerbershagen, Vizevorsitzender Manfred Wein und der technische Leiter Benjamin Bukenberger. Man wisse, welchen großen Anteil Jochen Rothfuß am Fortbestehen eines Freibads in Mitteltal gehabt habe und auch, welchen persönlichen Einsatz er in das Projekt Naturbad investiert habe.

Trotzdem seien sie bei dem Thema "längste Badesaison" und den damit verbundenen immensen Stromkosten anderer Meinung. Das müsse auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht in vertretbare Bahnen gelenkt werden. "Hier geht es einzig und allein um die finanziellen Belastungen für den Verein."

Uneins über das Heizen

"Im Herbst 2015 ist Jochen Rothfuß mit der Bitte um Anstellung als Hausmeister in Teilzeit auf die Vorstandschaft zugekommen. Um dies finanziell darstellen zu können, aber den langjährigen kontroversen Diskussionen um das Abstellen der Heizung ein Ende zu bereiten, einigte man sich, durch Einsparungen bei den Stromkosten die Anstellung von Jochen Rothfuß zu ermöglichen", heißt es in dem Schreiben der Vorstandsmitglieder.

Da der Verein die kompletten Stromkosten allein trage und die monatlichen Kosten nur durch ein frühes Abschalten der kostenintensiven Wärmepumpe gesenkt werden können, werde hier massives Einsparpotenzial gesehen. Es gehe schließlich um ein Naturbad, da sei es nicht angebracht, Ressourcen zu verschwenden, nur um noch bei herbstlichen Temperaturen ein gut geheiztes Bad zu haben, da zeigen sich die Vorstandsmitglieder im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten einig. Natürlich sei der Verein bei den Öffnungszeiten weiterhin flexibel: Spiele das Wetter mit, so wie in diesem Jahr, werde die Badesaison entsprechend verlängert.

Die Vermutungen in Sachen Nationalpark weisen die anderen Vorstandsmitglieder entschieden zurück. Es sei lediglich im August 2014 in der heißen Phase der Nationalparkdiskussion beschlossen worden, dieses Thema aus Rücksicht auf den Verein vorerst zurückzustellen.

Nach dem angekündigten Rücktritt von Rothfuß als erstem Vorsitzenden wird der stellvertretende Vorsitzende Manfred Wein die kommissarische Vereinsführung übernehmen. Im kommenden Jahr bei der regulären Hauptversammlung stehen dann turnusmäßig Neuwahlen an. Insgesamt seien sie zuversichtlich, das Naturbad Mitteltal weiterhin in eine gute Zukunft zu führen, stellen die Vorstandsmitglieder fest.