Spitze, Blüten, Perlen, Federn, Knöpfe: In Sachen Fascinator kennt Julia Deuringers Fantasie keine Grenzen. Fotos: Brändle/ Deuringer Foto: Schwarzwälder-Bote

Julia Deuringer setzt mit CherryDot kreative Farbtupfer aufs Haupt ihrer Kundinnen

Von Diana Brändle

Baiersbronn/München. Man trägt wieder Tracht, ist stolz, "ein Dorfkind" zu sein – wie die Dorfrocker singen. Dazu gehört das passende Outfit – Dirndl und Lederhosen. Wer dann noch mit einem besonderen Accessoire aus der Menge der Trachtenträger herausstechen will, kann sich an Julia Deuringer aus Baiersbronn wenden.

Sie kreiert kleine Schmuckstücke, vorzugsweise zum Dirndl zu tragen. "Als ich 2012 zum ersten Mal auf der Münchner Wiesen war, wollte ich ein Accessoire, das genau zu mir und meinem Dirndl passt. So etwas im Laden zu finden ist schwierig, also habe ich mir selbst einen Fascinator gebastelt", erinnert sich die 24-Jährige. "Meine Freundinnen waren total begeistert und wollten unbedingt auch so etwas", strahlt die Hobby-Designerin.

Soviel Begeisterung spornt an, und dem kreativen Kopf fielen ständig neue Ideen ein. Blumenbänder fürs Haar, Ketten, Broschen, Haarclips, kleine Hütchen und seit Neuestem sogar Stirnbänder für Babys.

Nachdem die kreativen Farbtupfer im Bekanntenkreis reißenden Absatz fanden, ging Julia Deuringer im Sommer 2013 den nächsten Schritt und meldete ein eigenes Gewerbe an. Der Name dafür, CherryDot, stand längst für sie fest. "Es ist wie die Kirsche (englisch "Cherry") auf dem Sahnehäubchen und wie das Tüpfelchen ("Dot") auf dem "I", erklärt Julia Deuringer die kreative Wortkombination.

Gemeinsam mit einem Grafikdesigner entwickelte sie dazu passend ein Logo, und schnell ging die eigene Homepage online. Dank Facebook verbreitet sich die Marke quasi fast von selbst. Dort hält die 24-Jährige ihre Fans immer mit den neuesten Kreationen auf dem Laufenden.

Trotzdem liegt ihr der direkte Verkauf sehr am Herzen: "Man muss sich die Teile live angucken – dann verliebt man sich sofort", sagt sie mit einem Augenzwinkern. Deshalb will sie künftig auch auf Messen und Märkten mit einem Stand vertreten sein. Dort hat sie eine Auswahl ihrer Schmuckstücke im Köfferchen. Allerdings ist jedes Teil ein Unikat. Jeder Kunde bekommt seinen ganz individuellen Fascinator. "Ich richte mich da ganz nach dem Stil des Besitzers und dem Kleidungstück, zu dem mein Entwurf passen soll."

Je nach Auftrag arbeitet sie etwa eine Stunde an jedem Teil – mit viel Liebe zum Detail. "Wenn ich mal eine Grundidee habe, sprudeln die weiteren Ideen aus mir heraus." Julia Deuringer versichert: "Ich will damit nicht das große Geld machen, für mich ist das eine Herzensangelegenheit. Ich bin in jedes meiner Werke verliebt und freue mich für jeden Kunden, der eines kauft."

Beim Schneiden und Kleben kann Julia Deuringer vom Alltag abschalten. Nach ihrer Ausbildung zur Medizinisch-Technischen Assistentin an der Uniklinik Tübingen hat sie fünf Jahre lang in der Radiologie im Krankenhaus Freudenstadt gearbeitet.

Die Kreativität scheint ihr, dank Papa Tobias, in die Wiege gelegt. Er leitet die Baiersbronner Musikschule. "Aber Instrumente sind gar nicht mein Ding. Ich tobe mich lieber beim Basteln künstlerisch aus", sagt Julia Deuringer. Mama Regina gefällt’s, sie besitzt natürlich auch Kreationen ihrer Tochter. Als Hommage an ihre Heimat hat die 24-Jährige auch eine Schwarzwald-Edition des Fascinators geschaffen – mit Bollenhut und Hirschgeweih. Den gibt’s bei "Gunda’s Geschenkideen" in Tonbach.

Auch im "Karusa" in der Münchner Innenstadt liegen Julias Fascinators aus. Denn wie das Schicksal so spielt, hat Julia damals, 2012 auf dem Oktoberfest, ihr Herz an einen Münchner verloren – "mit meinem allerersten Fascinator im Haar", ergänzt sie lächelnd. Seit diesem Sommer wohnt sie nun mit ihm zusammen in der bayerischen Hauptstadt, der Metropole für Trachtenmode schlechthin: "Das passt natürlich perfekt. In München ist mein Klientel. Da gibt es für Frauen ständig Anlässe, ihr Dirndl zu tragen. Die Tracht hat einen viel höheren Stellenwert."

Keine Frage also, dass die junge Unternehmerin auch das eine oder andere Mal Gast auf der Wiesn sein wird, die zurzeit wieder gefeiert wird. Immer dabei natürlich eines ihrer Schmuckstücke – und ein paar Visitenkärtchen von CherryDot.

Weitere Informationen: www.cherrydot.de

u Als Fascinator bezeichnet man Kopfschmuck aus Stoff, Spitze, Federn, Knöpfen, Blumen oder Perlen, der mit Haarklammern oder einem Haarreif auf dem Kopf befestigt wird. Sozusagen ein kleiner Blickfang als Ergänzung zur Mode. Der Trend stammt aus Großbritannien, wo man Fascinator anfangs überwiegend bei den Damen der Königshäuser gesehen hat. In Deutschland hat sich durch den Trachten-Boom der vergangenen Jahre der Fascinator als Dirndl-Accessoire entwickelt.