Das leer stehende Hotel Sternen in Mitteltal könnte Platz für rund 100 Asylbewerber bieten. Foto: Braun

Haus bietet Platz für rund 100 Personen. Landkreis Freudenstadt rechnet mit Belegung ab kommendem Frühjahr.

Baiersbronn - Der Vertrag ist zwar noch nicht abgeschlossen, doch die Verhandlungen sind weit gediehen: Im Hotel Sternen in Mitteltal werden voraussichtlich ab nächstem Frühjahr Asylbewerber untergebracht.

"Unsere Kapazitäten im Kreis sind mehr als erschöpft, wir brauchen mehr Quartiere", machte Robert Bornhauser, Leiter des Sozialamts im Landratsamts, im Gemeinderat Baiersbronn deutlich. Bornhauser und Benjamin Geigl, im Sozialamt Sachgebietsleiter für die untere Aufnahmebehörde, informierten den Gemeinderat über die geplante Nutzung des schon lange leer stehenden Hotels als Asylbewerberunterkunft. Das Haus, das dem Landkreis vom Eigentümer angeboten worden ist, würde Platz für maximal 106 Personen bieten, bei etwa sieben Quadratmeter pro Person. Auch die Betreuung sei sichergestellt.

Die Themen Deutschunterricht, Einkaufsmöglichkeiten, inklusive Einkaufgutscheine, und Einbinden der Bevölkerung sprach SPD-Gemeinderat Gerhard Gaiser an. Es sei wichtig, die Bürger einzubinden, um sich auch ehrenamtlich um die Flüchtlinge, die zum Teil traumatisiert seien, zu kümmern. Gemeinde und Kirchengemeinden könnten da die Initiative ergreifen, schlug Gaiser vor. Das ist allerdings schon geschehen. Am Donnerstag, 27. November, sei das nächste Koordinierungstreffen, bei dem auch die Pfarrer aller Ortsteile dabei seien, erklärte Bürgermeister Michael Ruf. Am 1. Dezember soll der Arbeitskreis Asyl, der noch keinen offiziellen Namen hat, gegründet werden. Als "mehr als wichtig" bezeichnete auch Bornhauser ehrenamtliches Engagement und verwies auf positive Beispiele in Aach und Talheim.

In der Gemeinde Baiersbronn sind dem Landkreis laut Bornhauser keine weiteren Objekte angeboten worden. Klappe es mit dem "Sternen", erfülle die Gemeinde ihr Soll gut, erklärte er, verwies aber gleichzeitig auf die Jahre, in denen in Baiersbronn keine Asylbewerber untergebracht waren.

Die Wertgutscheine könnten in Baiersbronn beim Penny-Markt und bei Neukauf eingelöst werden. Bornhauser räumte ein, der Landkreis sei einer der letzten, die an der Gutscheinlösung festhalten. Er selbst sehe dabei durchaus Vorteile. So ermöglichten die Gutscheine eine Anwesenheitskontrolle, und außerdem sei es bei Bargeld schwer zu kontrollieren, ob der Haushaltsvorstand das Geld auch wirklich dazu verwendet, Essen für seine Kinder zu kaufen. Die Versorgung laufe in Eigenregie der Asylbewerber in einer Großküche, für die der Landkreis Herde stelle. Gegessen werde in den Zimmern oder in Gemeinschaftsräumen.

Bornhauser hat im Landkreis eine Trendwende in der Einstellung zu Asylbewerbern ausgemacht. Man wolle ihnen so weit wie möglich unter die Arme greifen. Doch es werde gewünscht, es sollten "echte" sein. Da stellte Bornhauser die Frage in den Raum, wo die Not größer sei, bei denen, die aus wirtschaftlichen Gründen fliehen oder denjenigen, die politisch verfolgt seien. Zudem könne der Landkreis keine Unterschiede machen. Er bekomme die Asylbewerber von der Landesaufnahmestelle zugewiesen. Auf die Frage von Ludwig Wäckers (BUB) nach der Nutzung des öffentlichen Personennahverkehrs antwortete Geigl, dass im Taschengeld von 140 Euro pro erwachsenem Asylbewerber eine Pauschale für Fahrscheine enthalten sei.

Horst Medel (CDU) fragte an, wann mit der Unterzeichnung des Vertrags zu rechnen sei. Man sei auf einem guten Weg, stellte Bornhauser fest, es gebe keinen Grund zu der Annahme, dass noch etwas Grundlegendes scheitern könnte. Zunächst müsse der Eigentümer des Gebäudes aber noch investieren. Laut Benjamin Geigl müsse allein für eine Feuertreppe mit rund 150.000 Euro gerechnet werden. Für den Vertrag werde eine Laufzeit von zehn Jahren angestrebt. Die Kosten müssten sich schließlich amortisieren.

Medel regte eine Informationsveranstaltung für die Bürger im Vorfeld an, um Transparenz herzustellen. Das, so Bürgermeister Michael Ruf, sei auch von der Gemeindeverwaltung so angedacht.