Die Planer stellten in der zweite Runde ihre konkreten Planungen auch am Modell vor. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Leitbild: Jetzt wird es konkreter: Planungsteams stellen eine Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten vor

Die zweite öffentliche Ideenpräsentation im voll besetzen Rosensaal zum Thema Umgestaltung des Unterdorfs im Rahmen der geplanten Unterdorfsanierung stand ganz im Zeichen der Vorstellung der Umsetzungsmöglichkeiten.

Von Monika Braun

Baiersbronn. Bereits in der ersten Runde im Oktober hatten die drei Planungsbüros erste Vorschläge und Visionen für das Unterdorf präsentiert (wir berichteten), nun folgten konkrete Gestaltungsmöglichkeiten und Ideen.

Größte Überraschung des Abends war der Konsens der Experten, beim Bahnübergang eine Kreisverkehrlösung anzustreben. Bereits zu Beginn hatte Kerstin Gothe (Gothe+Partner, Stuttgart), die mit Philipp Dechow (ISA Stadtbauatelier, Stuttgart) das Verfahren betreut, ein Feuerwerk an Ideen versprochen.

"Dieses Verfahren nennt sich Ideenkonkurrenz, am Ende wird es darum gehen, welche Ideen plausibel sind." Die Planer präsentierten auf der Grundlage des ersten Kolloquiums umsetzbare Zukunftsstrategien für Baiersbronn, die auch die Problempunkte einschlossen.

Forbach soll erlebbargemacht werden

"Selbstverständlich Baiersbronn – Dorf mit Freiraum" – unter dieser Überschrift startete das Team "Berchtoldkrass" vom Planungsbüro "Berchtoldkrass Space & Options" in Karlsruhe in die Vorstellungsrunde. Philipp Krass betonte zunächst die Wichtigkeit der beiden Flüsse Forbach und Murg. "Der Forbach ist der, der erlebbar gemacht werden sollte, man sollte die Hochwasserschutzmaßnahmen so einsetzen, dass man Huckepack noch eine Ortsverbesserung erreicht." Im Bereich der "Alten Krone" habe der Ort Kontakt mit dem Wasser, hier könne man Möglichkeiten schaffen. "Ebenfalls könnte der alte Mühlkanal wieder aktiviert werden und hier die Optik mit dem Nutzen verbunden werden, zum Beispiel durch Kleinturbinen, die Strom erzeugen." Weiterhin sprach sich das Team für einen schlüssigen Weg in der Landschaft aus, so könne man die alte mit der neuen Mühle verbinden. "Eine harte Nuss ist die gesamtörtliche Verkehrsplanung", so Krass. Nach ersten Einschätzungen sei auch der Vorschlag des Teams, die Straßenbahn auf die Trasse der Straße zu verlegen, umsetzbar. "Der bisherige Problem-Bahnübergang sollte durch eine Kreisverkehrlösung gelöst werden, das ist kostengünstiger als die geplante große Lösung", so der Planer.

Nach Ansicht des Teams könnte die "Alte Krone" als Ort für kulturelle Veranstaltungen dienen. Für das Gebäude Baustoffhandel Heizmann schlug das Team einen "Showroom" für das lokale Handwerk vor und regte eine mögliche Zusammenarbeit mit dem Nationalpark an.

Florian Rauch ging auf das Thema Baukultur ein und bescheinigte Baiersbronn einen reichen baukulturellen Schatz. "Ich rate aber von Gestaltungssatzungen ab, da diese die Architektur eher abwürgen." Wichtig sei, dass die Bürger ein Bewusstsein für Baukultur entwickeln, auch ein Lehrbuch über die regionale Kultur des Orts sowie einen Schindellehrpfad könnte sich Rauch vorstellen. "Es ist wichtig, dass sich auch die Privateigentümer bewusst werden, dass ihr Eigentum Teil des öffentlichen Raums ist."

Stefan Werrer vom Team "711 Labor für urbane Orte" vertiefte den Vorschlag, den Platz an den Forbachbrücken als Eingangsportal zu nutzen sowie eine Art Aussichtsplattform gegenüber dem Café Rundblick zu schaffen.

Auch sein Team favorisiere die Kreisverkehrlösung und könnte sich dort auch den Standort für ein Seniorenheim vorstellen. "Wir glauben, dass wir an vielen Stellen neue Nutzungen unterbringen können, so ist auch die Nahversorgung am Rosenplatz wichtig und möglich." Der Rosenplatz sei die gute Stube des Orts, dort müsse man in der Mitte ein markantes Zeichen setzen. Weitere Möglichkeiten, die das Team vorschlug, waren ein Bildstöckletürmchen oder ein Punkt für Eltern, um dort ihre Kinder abholen und absetzen zu können. Tobias Baldauf zeigte anhand einer Postkartengestaltung, wie der Platz im Bereich der "Alten Krone" gestaltet werden könnte und machte sich für eine Art Murgsteig, einen Wanderweg durch die Murg, stark. Am bestehenden Kreisverkehr setze das Team auf den Neubau von Gebäuden als sichtbares Eingangsportal. Dort könnte zum Beispiel ein Schwarzwaldkaufhaus mit Souvenirs angesiedelt werden.

Der Verkehrsexperte des Teams schlug für die Freudenstädter Straße vor, Tempo 30 einzuführen, die Straße in Abschnitten zu gestalten und sie weg von den Gebäuden zu verlagern. "Sie müssen den Verkehr integrieren und nicht verlagern."

Ober- und Unterdorfals ein Ganzes

Das Team Schaudt/Senner vom Büro "Schaudt Architekten bda" betonte die Chance, sich als Nationalparkgemeinde zu positionieren. "Wir wollen das Ober- und das Unterdorf miteinander verbinden und zu einem Ganzen machen, auch der Bahnhofsbereich ist die Visitenkarte ihres Ortes." Der Verkehrsexperte dieses Teams plädierte ebenfalls für eine Kreisverkehrlösung im Bereich Bahnhof, aber auch für eine Verbindungsbrücke zum Oberdorf. Die Seilbahnlösung, die beide Hausberge verbindet, wurde planerisch konkretisiert.

Deutlich machte Helmut Hagmüller, dass sein Team das Projekt Seniorenwohnen auf der Wiese nahe des Rosenplatzes ablehnt. "Es gibt Leerstände wie die alte Mühle und die ›Alte Krone‹, da sollte man sich gut überlegen, wie viel Bebauung das E-Bühl verträgt."

Ebenfalls eine Möglichkeit sei Seniorenwohnen im Bereich Bahnhof, eine Gettoisierung sei nicht das Gelbe vom Ei, vielmehr sei eine Aufsplittung sinnvoll.

Die "Alte Krone" bezeichnete Hagmüller als räumlichen Abschluss der Forbachstraße. Man könne sie zwar abreißen, aber es müsse wieder ein Haus hin. Sein Team schlug für den Eingang Nord einen Neubau, zum Beispiel für eine Seilbahnstation, anstelle des Gebäudes Baustoff Heizmann vor.

Weitere Vorschläge waren die Fahrbahnverschiebung der Bundesstraße Richtung Forbach und eine Verbindung vom Rosenplatz durch einen begleitenden Wasserlauf zu den Schelklewiesen. Auch Hagmüller riet von einer Gestaltungssatzung ab, damit würde man unnötig eine Situation zementieren.