Steg mit Aussichtsturm: Der Skywalk ist der markanteste Teil des Besucher- und Informationszentrums. Foto: Ministerium

Material für Außenverkleidung des Besucherzentrums kommt vielleicht nicht aus dem Land. Mit Kommentar

Nordschwarzwald - Das geplante Besucherzentrum am Ruhestein soll das Aushängeschild des Nationalparks sein. Doch das Holz an seiner Außenverkleidung könnte am Ende nicht aus Baden-Württemberg stammen. Dafür gibt es einige Kritik.

Es wäre "ein Treppenwitz der Geschichte", wenn das Holz nicht aus der Region komme, sagte Landrat Klaus Michael Rückert, auch Vorsitzender des Nationalparkrats, in der jüngsten Sitzung des Kreistags. Der Nationalparkrat habe das Land Baden-Württemberg aufgefordert, dafür zu sorgen, dass das Holz aus der Region stamme. Allerdings gebe es ein Auschreibungsrecht, und da sei viel zu beachten. Aufs Tapet gebracht hatte die Frage Kreisrat Hermann John (FWV).

Ausschreibung derzeit in Arbeit

Die Zeichen deuten derweil auf eine "zufriedenstellende Lösung" hin, sagte Thomas Dobrzewski, Pressesprecher des Nationalparks Schwarzwald. Es sei Bewegung in den Gesprächen, aber Definitives gebe es noch nicht. Er ist sich sicher, dass bald eine Entscheidung verkündet wird. Etwas bedeckter hielt sich Gerhard Habermann. Er ist Abteilungsleiter Hochbau im Amt Pforzheim von Vermögen und Bau Baden-Württemberg. Das Amt ist für den Bau des Zentrums zuständig. "So weit sind wir noch nicht. Wir arbeiten an der Ausschreibung", sagte Habermann auf Nachfrage unserer Zeitung über die Ausschreibung des Punkts "Holzbau Konstruktion".

Noch unkonkreter äußert sich das Finanzministerium des Landes, die übergeordnete Behörde von Vermögen und Bau. "Ein öffentlicher Auftraggeber darf den Wettbewerb allerdings grundsätzlich weder regional noch lokal, direkt oder indirekt beschränken", teilte die Presseabteilung mit. Wegen der Gleichbehandlung der Teilnehmer am Wettbewerb gemäß dem nationalen und europäischen Vergaberecht können Herkunft oder Verarbeitungsort der Bäume nicht festgelegt werden, so das Finanzministerium. Allerdings könne nach einer ersten Prüfung bei der Leistungsbestimmung der Ausschreibung eine heimische Baumart, also beispielsweise die Weißtanne, festgelegt werden. Sofern das rechtlich im europäischen Vergaberecht umsetzbar sei, wolle das Ministerium das in der Projektausschreibung berücksichtigen. Die Ausschreibungen für die Baustelleneinrichtung und den Rohbau sogenannter erdberührter Bauteile, sprich Beton, sind bereits erfolgt und teilweise sogar vergeben. Die Ausschreibung für den Rohbau mit dem Punkt "Holzbau Konstruktion" ist derzeit in Vorbereitung. Mit den Bauarbeiten soll noch dieses Jahr begonnen werden. Dabei handelt es sich um Holzfällarbeiten. Mit Erdarbeiten soll es im kommenden Jahr weitergehen, sobald die Schneelage es zulässt, sagte Thomas Dobrzewski vom Nationalpark.

Es sei hanebüchen, wenn das Besucherzentrum nicht mit heimischen Holz gebaut werde, sagte Jochen Bier, der Vorsitzende des Waldbesitzervereins. Jede Kommune bringe es fertig, mit heimischen Holz zu bauen, sagte der Göttelfinger Forstunternehmer. Gerade bei einem solchen Prestigebau sei es besonders wichtig, dass heimisches Holz verwendet werde. Besondere Verantwortung sieht Bier dabei bei einer grünen Landesregierung.

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Im neuen Besucher- und Informationszentrum (BIZ) und auf dem Ruhestein soll die Bedeutung des Nationalparks Schwarzwald für den Erhalt von Natur und Lebensräumen vermittelt werden. Auf rund 3000 Quadratmetern sind neben Räumen für Ausstellungen, Vorträge und Besprechungen auch ein Kino, Gastronomie und Büroarbeitsplätze vorgesehen. Im Sommer hat das Ministerium für Finanzen die Baufreigabe für das Projekt erteilt, das auch ein neues Verwaltungsgebäude beinhaltet. Der markanteste Teil des Neubaus ist der Skywalk, ein offener Steg mit Aussichtsturm.

Das Land investiert 22,5 Millionen Euro in die beiden Neubauten. Mit der öffentlichen Erschließung, einem Haus für pädagogische Zwecke und der Risikovorsorge belaufen sich die Baukosten auf insgesamt 32 Millionen Euro.

In die Gestaltung der Ausstellung und die Inneneinrichtung fließen weitere drei Millionen Euro aus dem Landeshaushalt. Dazu kommen noch gut zwei Millionen Euro für die Neuordnung der Verkehrs- und Parkplatzsituation auf dem Ruhestein. Im vergangenen Jahr gab es einen Planungswettbewerb für den Neubau eines Besucher- und Informationszentrums für den Nationalpark Schwarzwald. Als Preisträger ging das Architekturbüro Sturm + Wartzeck GmbH aus Dipperz hervor. Als Leitidee des Entwurfs für das BIZ diente der naturbelassene Waldboden beziehungsweise die Bodenstruktur quer liegender Baumstämme.

Kommentar: Hohn und Spott

Von Volker Rath

Ein Besucherzentrum für den Nationalpark aus Importholz aus Asien oder Osteuropa? Das möchte man sich gar nicht vorstellen. Es kann so kommen, wenn die Auftraggeber nicht gegensteuern, muss aber nicht zwangsläufig. Einerlei: Ein solches Szenario wäre ein echtes Narrenstück, weder in der Region vermittelbar noch in der Außenwirkung gut. Die Debatte hätte das Potenzial, in ganz Deutschland Hohn und Spott auszulösen. Natürlich kommt das Land Baden-Württemberg nicht drumrum, sich an geltendes Recht zu halten und muss den Auftrag europaweit ausschreiben. Aber wer bestellt, bestimmt auch die Kriterien. Die Verwendung von Holz aus dem Schwarzwald lässt sich sicher festschreiben. Oder das Land klammert das Gewerk komplett aus, weil die Nationalpark-Freunde die Fassade in Eigenleistung bauen. Wir können schließlich alles. Außer Hochdeutsch.