Alkoholkonsum von Jugendlichen nimmt zu / Auch immer mehr Mädchen greifen zur Flasche

Von Pia Stockburger, Alena Brechenmacher und Linda Fahner

u Die Zahl der Kinder und Jugendlichen, die mit einer Alkoholvergiftung im Krankenhaus landen, ist in den vergangenen Jahren bedenklich gestiegen – von 9514 betrunkenen Jugendlichen 2008 auf 26 673 im Jahr 2012.

Im Vergleich zu früheren Umfragen begeistert der Alkohol auch immer mehr Mädchen. Doch warum verfallen Jugendliche immer öfter der gefährlichen Droge Alkohol? "Ich trinke, weil man durch den Alkohol lockerer wird, und es einem leichter fällt, Leute anzusprechen", äußerte sich eine 15-jährige Schülerin des Richard-von-Weizäcker-Gymnasiums-Baiersbronn uns gegenüber.

Doch viele Jugendlichen sind sich über die Auswirkungen des Alkoholkonsums nicht im Klaren. Der "Kater" danach ist nicht die schlimmste Folge eines Vollrauschs. Koma saufen, Prügeleien oder längere Krankenhausaufenthalte kommen auch bei den unter 18-Jährigen immer häufiger vor. Eine Krankenschwester der Kinderstation im Freudenstädter Krankenhaus zeigte sich verärgert in Hinsicht auf die eingelieferten Jugendlichen: "Es ist zusätzliche Arbeit, die uns daran hindert, Kindern zu helfen, die unsere Hilfe nötiger haben." Zu dieser Arbeit gehört unter anderem das Anziehen von Windeln, das Waschen der Betrunkenen sowie das Ent- und Bekleiden der Jugendlichen. Jugendliche schaden also nicht nur sich selbst, wenn sie ihre Grenzen beim Trinken nicht kennen. "Oft ist das Trinken nicht die eigene Entscheidung, sondern die der Gruppe", sagt die Kinderkrankenschwester im Interview. Diese Verhaltensweise ist unter Jugendlichen auch bekannt als "Gruppensaufen". Bei dieser Art des Konsumierens fällt es den meisten Jugendlichen besonders schwer, sich dem Druck zu widersetzten.

Ein weiterer Trend der bei den Jugendlichen immer mehr Anklang findet, ist das sogenannte "Vorglühen". Hierbei wird vor der eigentlichen Party Alkohol getrunken. "Ich glühe gerne vor, weil die Stimmung auf der Party gleich von Anfang an viel lustiger ist und man außerdem an Geld spart", sagt die Baiersbronner Schülerin weiter. "Schockierend ist es zu sehen, dass die Altersgrenze der eingelieferten Jugendlichen immer weiter sinkt. Mein jüngster Patient war 13 Jahre alt", beklagt die Kinderkrankenschwester. "Meistens liegt es auch an dem Vorbild der Eltern, wie das Kind zum Alkohol steht." Wenn die Eltern sich abends ein Feierabendbier gönnen, wird den Kindern von klein auf den Eindruck vermittelt, Alkohol sei etwas ganz Alltägliches. Fakt ist, dass Alkohol für Jugendliche eine große Verführung darstellt, aber jeder selbst entscheiden kann, ob er dieser Versuchung nachgibt. u Die Autorinnen besuchen die Klasse 8 des Richard-von-Weizäcker-Gymnasiums in Baiersbronn.