Großaufgebot von Rettungskräften und Fahrzeugen vor dem Hotel Berghof. Fotos: Michel Foto: Schwarzwälder-Bote

Chlorgasunfall in Hotel / 31 Verletzte / Feuerwehr holt Menschen von Dachterrasse

Von Helga Michel Baiersbronn. Gestern gegen 10.30 Uhr: Chlorgasunfall – Großeinsatz für Rotes Kreuz und Feuerwehr am Baiersbronner Hotel Berghof. 31 Verletzte, davon acht schwer verletzt, lautet mittags vor Ort die Bilanz von Andreas Kuhnert, dem leitenden Notarzt.Ein Rettungswagen und Notarztwagen nach dem anderen kommt nach der Alarmierung in der Feriengemeinde an, bis aus Forbach und Horb, vom Krankenhaus Freudenstadt kommt auch ein Fahrzeug mit speziellen Medikamenten, um die Verletzten am Unfallort zu versorgen. Die Polizei ist mit sechs Beamten vor Ort, unter Einsatzleitung von Christof Wanke.

Ein Rettungshubschrauber aus Villingen bringt einen Schwerstverletzten in eine Spezialklinik nach Tübingen, die anderen werden in die Krankenhäuser Freudenstadt, Rastatt und Forbach gebracht. Übelkeit, Atemwegsreizungen, akute Atemnot und beginnendes Lungenversagen schildert der leitende Notarzt die Folgen der Chlorgasvergiftung. Insgesamt sind 45 Kräfte des DRK mit 15 Fahrzeugen im Einsatz, der von Hubertus Tritschler geleitet wird. Zahlreiche Schaulustige verfolgen die Arbeiten.

Bei einem Pressegespräch gegen Mittag schilderte Marc Fischer, Pressesprecher der Feuerwehr, den Auslöser des Unfalls: In einem Nebenraum des Schwimmbads hatte sich beim Mischen von Chlorschwefelsäure und Flockmittel Chlorgas gebildet, das sich über das Treppenhaus verbreitete. Betroffen waren Mitarbeiter und Gäste des Hotels. Einige von ihnen flüchteten auf die Dachterrasse und wurden von dort von der Feuerwehr mit einer Leiter gerettet. Die anderen kamen ohne Hilfe ins Freie.

Kurz nach dem Unfall änderten sich die Zahl der Verletzten und die Angaben über den Schweregrad der Verletzungen ständig. Denn bei manchen stellte sich erst später heraus, dass sie schwerer betroffen waren als vermutet. Einige wurden im nahe gelegenen Hotel Rosengarten mit Sauerstoff erstversorgt, andere in den Krankenwagen. Bei den Leichtverletzten rechnet Kuhnert damit, dass sie nach 24 Stunden wieder fit sind. Ein bis zwei Wochen könne es bei den Schwerverletzten dauern. Es seien im Regelfall keine Folgeschäden zu erwarten.

Unter Gesamteinsatzleitung von Harald Bischoff war neben der Feuerwehr Baiersbronn mit 22 Mann auch der Gefahrgutzug aus Loßburg mit 24 Mann vor Ort, dessen Einsatz Thomas Wolfer leitete. Auch Kreisbrandmeister Frank Jahraus machte sich ein Bild von der Lage.

Die Männer drangen zunächst unter Vollschutz ins Gebäude ein, um die Lage zu erkunden und Messungen vorzunehmen. Das Gebäude wurde mit einem Drucklüfter vom Gas befreit. Vier Kanister mit Chlorschwefelsäure und Flockungsmittel wurden von den Feuerwehrleuten geborgen und luftdicht verschlossen. "Für die Bevölkerung und die Einsatzkräfte hat keine Gefahr bestanden", so Wolfer.

Als nach weiteren Messungen feststand, dass im Hotel keine Gefahr mehr besteht, wurde das Gebäude am frühen Nachmittag wieder freigegeben. Die genaue Ursache für den Unfall steht laut Polizei noch nicht fest. Laut Feuerwehr könnte es sich um einen Fehler beim Mischen der Chemikalien handeln. Feuerwehr-Pressesprecher Marc Fischer betonte, die Behältnisse für die Chemikalien seien ordnungsgemäß gelagert gewesen. Die Abteilung Gewerbe und Umwelt der Polizeidirektion Freudenstadt hat die Ermittlungen aufgenommen.