Teile eines Belüftungsschachts zum Glasbrennofen wurden jetzt freigelegt. Foto: Kulturpark Glashütte

Teile eines Belüftungsschachts zum Glasbrennofen entdeckt.  Gesteinsmahlhaus wird saniert.

Baiersbronn-Obertal - Im Gesteinsmahlhaus, historische Produktionsstätte der ehemaligen Glashütte Buhlbach, wurden jetzt Teile eines Luftschachts aus Sandsteinplatten freigelegt. Er führte einst rund 30 Meter zum Glasbrennofen, war Teil eines raffinierten Systems aus Schächten und Belüftungszügen für den Ofen.

Sie steckt halt immer noch voller Geheimnisse, die alte Glashütte im Buhlbachtal, deren Betrieb 1909 eingestellt wurde und die jetzt als Kulturpark zum zweiten Leben erweckt wird. Trotz allen Forschens und Stöberns in alten Lageplänen, Dokumenten und Fotos stoßen Mitglieder und Freunde des Fördervereins immer wieder auf neue Erkenntnisse.

So war es auch mit dem jetzt freigelegten Belüftungsschacht zum Glasbrennofen, erzählt Fördervereinsvorsitzende Dora-Luise Klumpp. Schon immer habe man sich beim Studium alter Lagepläne des Gesteinsmahlhauses (das Gebäude mit der dunkelroten Fassade) über ein eingezeichnetes großes Rad vor einer Öffnung an der rückwärtigen Front gewundert. Öffnung und Rad sind längst verschwunden.

So recht konnte man sich keinen Reim drauf machen, ebenso wenig wie auf den mächtigen Zementsockel an der Stelle des Rades. Erst als die Zementplatte bei Umbauarbeiten aufgestemmt wurde, kamen die "Forscher" dem Geheimnis ein Stück näher.

Denn darunter öffnete sich ein mehr als hüfthoher quadratischer, sauber gemauerter Schacht, bis oben angefüllt mit Scherben und feinem, feuchten Sand. Und als dieser rausgeschaufelt war, entdeckte man zunächst auch die ehemalige Öffnung nach draußen und dann den aus Sandsteinplatten sauber gefugten Schacht, der etwa anderthalb Meter unter der Erdoberfläche gut erhalten in Richtung Brennofen führt. Langsam machen sich die Beteiligten einen Reim aus der Sache. Beim Zerkleinern des Gesteins auf dem mächtigen runden Mahlstein in unmittelbarer Nähe wurde wohl der anfallende Sand mit Wasser in die Grube und von dort durch eine Öffnung im Mauerwerk nach außen geschwemmt. Gleichzeitig diente die Anlage mit einem großen durch Wasserkraft angetriebenen Ventilator und dem Belüftungsschacht dazu, dem Brennofen frische Luft zuzuführen. Die benötigte er, um bei Befeuerung mit Holzkohle auf eine Temperatur von über 1400 Grad zu kommen, die zur Glasschmelze notwendig sind. Der Förderverein, Träger und Betreiber des Kulturparks, versucht nun, diese Konstruktion wieder sichtbar zu machen, möglichst detailgetreu. Das ist so einfach nicht, da das "Windrad" und seine Befestigung nicht mehr aufzutreiben sind.

Der Lüftungsschacht verläuft unter dem geteerten Zugang zur Glashütte zum Brennofen. Auch dieser Ofen, beziehungsweise Teile des zerstörten Ofens, war erst vor gut einem Jahr wieder entdeckt und zum Teil ausgegraben worden.

Er wurde zwischenzeitlich wissenschaftlich untersucht, ist mit einem Dach geschützt und wartet darauf, freigelegt zu werden. Doch dazu fehlt das Geld. Zurzeit wird mit den restlichen Mitteln aus dem Zuschussprogramm Leader die rückwärtige Seite des Gesteinsmahlhauses saniert, eine Arbeit die dringend notwendig war. Außerdem möchte Dora-Luise Klumpp Zug um Zug im Gesteinsmahlhaus die drei ehemaligen Werkstätten wieder einrichten: Die Schleiferei, die Gesteinsmühle und eine alte Schmiede.

Unterstützung für die Schmiede findet sie dabei durch den Baiersbronner Schmiedemeister Egon Haist, der Teile einer ausgedienten Hallwanger Schmiede in Buhlbach wieder einbauen will. Denn die Erfahrung, so Dora-Luise Klumpp, lehrt, dass solch alte Gerätschaften kaum mehr käuflich zu erwerben sind: "Da muss man warten, bis sie einem einfach begegnen."