Zurzeit ist kostenloses Tanken an der E-Säule noch möglich, doch das könnte sich ändern. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

E-Ladesäulen: Abrechnung wäre jetzt möglich – aber noch nicht wirtschaftlich

Der Strom für die beiden E-Ladesäulen in der Gemeinde Baiersbronn wird weiter verschenkt. Grund dafür ist das Fehlen einer wirtschaftlichen Abrechnung des gezapften Stroms.

Baiersbronn. Bereits mehrfach hatten die Gemeinderäte in den Sitzungen die Frage nach den Kosten für den Betrieb der E-Ladesäulen gestellt. In der jüngsten Sitzung legten die Gemeindewerke nun konkrete Zahlen vor.

"Die Nachfrage ist überschaubar", teilte der technische Betriebsleiter Claus Lieb mit. An der Säule am Wilhelm-Münster-Platz wurde in 14 Monaten Strom für 271,33 Euro verbraucht, die Säule am Parkplatz Schifferstraße in Schönmünzach kostete die Gemeinde in elf Monaten 369,19 Euro. "Es war vorgesehen, das Laden in der Pilotphase für Bürger und Gäste kostenfrei zu ermöglichen", rief Lieb ins Gedächtnis.

Nachdem sich nun auch die rechtliche Seite dahingehend geändert habe, dass die Gemeindewerke bestimmen könnten, welcher Strom abgegeben werde, sei theoretisch auch die Abrechnung möglich. "Das Problem ist nur, dass jeder Dienstleister, der den Strom für uns abrechnet, sich das teuer bezahlen lässt", erklärte Lieb. Nach der Angebotsabgabe durch verschiedene Dienstleister habe sich gezeigt, dass der Anschluss der beiden E-Ladesäulen an eine Bezahl-Plattform jährlich Kosten in Höhe von rund 1000 Euro verursachen würde. "Ziehen wir unsere Stromkosten ab, würde dies bedeuten, pro Jahr rund 435 Euro Verlust zu machen. Das ist einfach nicht wirtschaftlich", erklärte Lieb. Die Ladesäulen seien bisher nicht in solche Bezahlsysteme integriert. Dies sei so vom Hersteller damals nicht deutlich gemacht worden und ärgere ihn sehr.

Bürgermeister Michael Ruf fragte in die Runde, ob das Gremium nun auf einer Abrechnung bestehe oder die kostenlose Stromabgabe als eine Art Marketingaktion sehe. Gemeinderat Michael Ruoss (CDU) betonte, wie wichtig in dieser Angelegenheit Transparenz sei. Bisher habe den Räten die Information gefehlt, dass eine Abrechnung des Stromverbrauchs nicht möglich sei. Wichtig sei noch zu wissen, wer diese Art von Säulen vorgeschlagen hat. "War das eine Beratungsfirma?", fragte Ruoss. Claus Lieb erklärte, dass es Kontakte zwischen Beratungsfirma und Säulenhersteller gab. Auch andere Kommunen hätten solche E-Ladesäulen aufgestellt. Daher hoffe er auf einen Zusammenschluss, um entsprechend Druck auf den Hersteller ausüben zu können.

Auf Nachfrage von Thomas Haist (CDU) teilte der stellvertretende kaufmännische Betriebsleiter Marius Thiel mit, dass ein Verschenken des Stroms zu Werbezwecken möglich sei, ein rechtliches Problem sehe er da nicht. "Läuft es weiter so, oder baut man die Dinger einfach ab?", fragte Michael Seitz (SPD). Da die Gemeinde für die Aufstellung Fördergelder erhalten habe, sei das schwierig, sagte Bürgermeister Ruf, es mache auch keinen Sinn. Ruf schlug vor, die Sache weiter zu beobachten und, sobald es eine wirtschaftliche Alternative gibt, diese zu nutzen.

Christine Günter (FWV) bemängelte das hohe Beraterhonorar. Es sei eine Frechheit, wenn man am Ende die Ladesäulen nicht nutzen könne. "Wenn die Gemeinde etwas zu verschenken hat, kann sie ja auch jedem Einwohner ein bisschen Strom schenken", meinte Günter. Bürgermeister Ruf stellte klar, dass in dem Honorar die gesamte E-Mobilität samt E-Bus enthalten war.

Auf Nachfrage von Ernst Schleh (FWV) teilte Claus Lieb mit, dass besonders ein Kunde sehr häufig tanke. Dies wolle man kritisch beobachten. Eventuell müsse man in diesem Fall Möglichkeiten einer Begrenzung prüfen.

Einstimmig beschloss der Gemeinderat, die Angelegenheit weiter zu beobachten, zu reagieren, sobald es eine wirtschaftliche Alternative gibt, und zunächst auf einen Anschluss an eine Bezahl-Plattform zu verzichten.