Nationalpark: Wegekonzept stößt auf Unmut bei Mountainbikern / Waldenspuhl: "Alle Seiten berücksichtigt"

Fahrradfahrer wollen mehr Strecken im Nationalpark Schwarzwald. Der vorgestellte Plan scheint ihnen zu wenig. Die Verwaltung des Parks hingegen meint, ihnen genug Möglichkeiten zu bieten.

Kreis Freudenstadt. Das Wegekonzept des Nationalparks Schwarzwald wurde auf einer Internet-Plattform öffentlich zur Diskussion gestellt. Über 120 Vorschläge wurden gemacht, mehr als 1 200 Bewertungen und um die 280 Kommentare abgegeben. Der Dialog war von Mitte Januar bis zum 12. Februar geöffnet.

Auch Heiko Mittelstädt hat dort seine Vorschläge eingebracht. Mittelstädt vertritt die Deutsche Initiative Mountain Bike (DIMB), ein Verein mit ungefähr 70 000 Mitgliedern, sozusagen eine Lobby für die Mountainbiker.

Was der Verein bemängelt, ist die Aussicht, dass statt mehr als 1 000 Kilometern theoretisch nutzbarer Strecken für Mountainbiker im Nationalpark Schwarzwald laut dem vorgestellten Wegekonzept nur noch 154 Kilometer ausgeschildert und somit befahrbar sein sollen. "Was hier passiert, geht meiner Meinung nach weit über den Bedarf und das gesetzlich vorgesehene Maß hinaus", sagt Mittelstädt. Laut Nationalparkgesetz ist ein Wegegebot auf die Kernzonen eines Nationalparks beschränkt.

Die Verwaltung des Nationalparks Schwarzwald möchte mit ihrem Konzept aber ein zonenübergreifendes Wegegebot durchsetzen, das auch die Entwicklungszonen mit einschließt. Nationalparkleiter Thomas Waldenspuhl erklärt dazu: "Wir haben uns für diesen Schritt entschieden, da wir transparent sein wollen. Denn im Zuge der Verwilderung werden sich in den nächsten 30 Jahren auch die Entwicklungszonen zur Kernzone entwickeln und bedürfen dann eines Wegeplans. Die Wege, die wir jetzt festlegen, werden auf jeden Fall begehbar bleiben, das können wir garantieren." Außerdem seien es vorher nur 138 Kilometer ausgewiesene Radwege gewesen, jetzt belaufe sich die Gesamtstrecke auf 154 Kilometer.

Neben den Kern- und Entwicklungszonen gibt es zudem andere Gebiete, die im Konzept mit einem Wegeplan bedacht sind, denn viele der Flächen seien auch sogenannte Natura-2000-Flächen. Das sind Schutzgebiete innerhalb der Europäischen Union, die diese festlegt. "Deshalb haben sie bereits einen Wegeplan. Dazu gehören zum Beispiel die Grinden. Auch diese Wege haben wir in unseren Plan einbezogen", sagt Waldenspuhl.

"Wir akzeptieren den Nationalpark und verstehen auch, dass dort andere Regeln gelten, aber wir sollen nur noch ausgewiesene Wege nutzen, obwohl es außer diesen noch mehr Wege gibt", sagt Heiko Mittelstädt. Die beschilderten Routen und Wege seien für Touristen interessant, "aber Einheimische, die nach der Arbeit auf ihr Mountainbike steigen und sich ein paar Stunden erholen wollen, fahren auch abseits dieser Routen".

Überhaupt sei die Nationalparkverwaltung sehr auf den Naturschutz fokussiert und vernachlässige den Erholungs- und Naturaspekt eines Nationalparks, der auch wichtig sei, meint der Vertreter des DIMB. Er sieht darin eine Art "Verbots-Naturschutz" – "aber wenn die Leute nicht in diese Natur dürfen, dann verstehen sie sie auch nicht".

Der Nationalparkverwaltung sei klar, dass sie mit dem Plan nicht alle Wünsche erfülle, aber das werde auch nie möglich sein, sagt Thomas Waldenspuhl. Und im Zweifel entscheide man für den Naturschutz. "Mit unserem Konzept, so glauben wir, haben wir eine gute Lösung gefunden, mit der wir auf der einen Seite den Naturschutz, auf der anderen Seite aber auch die Erholung gewährleisten können und gleichzeitig alle Seiten berücksichtigt haben", ergänzt Waldenspuhl.

Am 7. März wird der Nationalparkbeirat über das Wegekonzept beraten. Danach geht es in den Nationalparkrat, wo wiederum beraten und schließlich abgestimmt wird.

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