Sie sprachen im Rosensaal in Baiersbronn über die Sorgen und Nöte der Hotellerie und Gastronomie (von links): Rolf Berlin, Norbert Beck, Guido Wolf und Egon Finkbeiner. Foto: Sannert Foto: Schwarzwälder-Bote

CDU-Spitzenkandidat der Landtagswahl zu Gast im Sternedorf Baiersbronn / Beate Gaiser: "Wir fühlen uns gegängelt"

Von Doris Sannert

Baiersbronn. Es gibt einige Punkte, die Hoteliers und Gastronomen derzeit schwer im Magen liegen – Arbeitszeitgesetz, Dokumentationspflicht, Fachkräftemangel und die unterschiedliche Handhabung des Mehrwertsteuersatzes. Von Guido Wolf wollten sie wissen, wie er dazu steht.

Der Spitzenkandidat der CDU für die Landtagswahl im kommenden Jahr kam mit einem ganzen Bus voller Parteifreunde ins Sternedorf Baiersbronn: mit dabei die Landtagsabgeordneten Norbert Beck (Landkreis Freudenstadt), Thomas Blenke (Calw), Marianne Engesser (Stadtkreis Pforzheim) und Victoria Schmid (Enzkreis) sowie Mitglieder der Jungen Union. Im Rosensaal wurden alle von den Dehoga-Kreisstellenleitern Egon Finkbeiner (Freudenstadt) und Rolf Berlin (Calw) mit Kaffee und Kuchenspezialitäten empfangen.

Finkbeiner sprach von einem "engen Korsett", das Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) Hoteliers und Gastronomen angelegt habe. Doch nicht der Mindestlohn sei es, der der Branche schwer im Magen liege. "Wenn wir gute Leute wollen, müssen wir sie auch gut bezahlen." Vielmehr sei es die Aufzeichnungspflicht der Arbeitszeit, die Sorge bereite. Denn wer könne im Voraus schon sagen, wann eine Hochzeit enden oder ob am Abend im Biergarten viel los sein wird und deshalb zusätzliches Personal bereitgestellt werden muss. "Viele Kollegen sind demotiviert, und es gibt nichts Schlimmeres als das", machte Finkbeiner deutlich.

Beate Gaiser vom Hotel Adler in Freudenstadt machte ihrem Ärger über das schlechte Image der Branche und über Zoll-Kontrollen in Uniform Luft: "Wir fühlen uns gegängelt – wir sind scheinbar nur dazu da, um den Staat zu betrügen und um Mitarbeiter schlecht zu entlohnen!" Für alle Hoteliers und Gastronomen wünscht sie sich mehr Wertschätzung, mehr Selbstbestimmung und eine Verschiebung der Grenze zwischen Klein- zu Großbetrieben, die derzeit gerade einmal bei elf Mitarbeitern liegt.

Laut Jörg Möhrle vom Hotel Tanne in Tonbach war keine Maßnahme so erfolgreich wie die Senkung des Mehrwertsteuersatzes für Hotels. Davon hätten auch Handwerksbetriebe profitiert, denn es sei viel investiert worden. Sein Wunsch, den er an Guido Wolf herantrug: "Eine einheitliche Regelung auch für die Gastronomie."

Als der CDU-Spitzenkandidat zum Mikrofon griff, wurde schnell klar, dass er weiß, wie die Branche tickt. Die Pflicht, Arbeitszeit von Familienangehörigen zu dokumentieren, "war völlig daneben", sagte Wolf.

"Jeder darf Fehler machen, sollte dann aber auch bereit sein, sie zu korrigieren", schickte er an die Adresse von Andrea Nahles. Kleine Korrekturen, wie geschehen, reichten nicht aus, schließlich handle es sich hier um ein Saisongeschäft, bei dem man nicht abschätzen könne, wie es abends ausgeht. "Wir bleiben am Ball", versprach der CDU-Politiker, der die Arbeitszeitregelung notfalls zum Thema im Landtagswahlkampf machen will, sollte sich in Berlin nichts bewegen.

Stark machen will er sich auch für den Erhalt des dualen Bildungssystems. Denn eines ist für ihn klar: "Wir müssen den ländlichen Raum besonders stärken." Wolf wünscht sich aber auch mehr Eigenverantwortung und "Freiheit statt Bevormundung". "Wir brauchen weniger Bürokratie, mehr unternehmerische Freiheit und mehr politische Impulse", zog er am Ende seiner Rede Bilanz.

"Der Wegfall von Hotels, Gastronomiebetrieben und Dorfkneipen ist ein Wegfall von Kultur auf dem Land, in Dörfern und Städten", so der Politiker, der versprach, alle Anregungen mitzunehmen. Einem eigenen Tourismusministerium erteilte er jedoch eine klare Absage. Für Wolf gehört dieser Bereich allerdings ins Wirtschaftsministerium und nicht ins Ministerium für ländlichen Raum. Dass dem Tourismus mehr Bedeutung beigemessen werden sollte, unterstrich auch Norbert Beck, der die 280 000 Mitarbeiter der Branche in Baden-Württemberg heranzog, die ein Bruttosozialprodukt erwirtschaften, das noch höher sei als das der Automobilbranche. "Mit diesem Pfund sollten wir viel mehr wuchern", forderte er.

Auch wenn Egon Finkbeiner sich einen Regierungswechsel wünscht, wie er betonte, so bot er Guido Wolf dennoch einen neuen Job an: "Sie wären ein idealer Kollege für uns – ich könnte ihnen die passende Dorfkneipe vermitteln!"