Oft sind es nur kleine Dinge, wie beispielsweise ein dickerer Griff am Besteck, die dem Patienten zu größerer Selbstständigkeit verhelfen, was die Nachbarschaftshelferinnen bei einem Rollenspiel erfahren konnten. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder-Bote

Mitarbeiterinnen von "Helfende Hände" und "für uns" erhalten Tipps für Betreuung durch Nachbarschaftshilfe

Von Steffi Stocker

Seewald/Oberreichenbach. Das Besteck liegt nicht mehr sicher in den Händen, und es ist kein präziser Schnitt mit dem Messer mehr möglich. Wer im Alter oder wegen einer Erkrankung an seine Grenzen gerät, kämpft auch um seine Selbstständigkeit. Oft sind es nur kleine Stellschrauben, an denen gedreht werden muss, um das Leben zu erleichtern.

Beim Kurs für Alltagsgestalterinnen, den das Netzwerk "für uns" in Oberreichenbach ausrichtete, und bei dem auch Mitglieder des Vereins "Helfende Hände" aus Seewald teilgenommen haben, lernten die Mitarbeiterinnen der Nachbarschaftshilfe, wie sie die Betreuten am Besten unterstützen können. Mit diesen Hilfestellungen soll es den einzelnen Patienten ermöglicht werden, ihren Alltag möglichst selbstständig zu meistern. Da diese Betreuung aber von Person zu Person unterschiedlich ist, "ist es von grundlegender Bedeutung, dass Sie die Menschen beobachten", wiederholte Martina Feulner ein ums andere Mal.

Die Referentin unterstrich in diesem Zusammenhang auch, dass die eigene Entscheidung des Betroffenen an erster Stelle steht. Das beginnt schon bei alltäglichen Dingen wie dem Essen. Wie klein soll das Fleisch geschnitten werden, oder kann ein kleines Hilfsmittel dazu anregen, dass der Patient es selbst versucht?

"Schon ein Stück Rohrisolierung, das unter Umständen im Keller vorhanden ist, kann den Griff verstärken", nannte Feulner ein Beispiel, wie die Helferinnen mit einfachsten Mitteln den Alltag des Patienten erleichtern können.

In kleineren Rollenspielen mussten die Teilnehmerinnen Alltagssituationen nachstellen. Dabei wurden ihnen mögliche Lösungsansätze vermittelt, aber auch wie es ist, selbst in einer Situation der Hilflosigkeit gefangen zu sein.

So mussten die Frauen beispielsweise Kuchen essen, während ihr Gehör und die Sehkraft eingeschränkt waren. "Nicht alles übernehmen, sondern mit kleinen Mitteln Hilfe zur Selbsthilfe anregen", betonte Feulner immer wieder.

"Das ist ein Rucksack voller praktischer Anregungen, die allesamt anwendbar sind", zog Deborah Höfflin ihr Fazit am Ende des dreitägigen Kurses. Auch deshalb sieht die gastgebende Organisation "für uns" die Fortbildung als wichtigen Schritt auf dem Weg der Qualifizierung des Netzwerks an. "Es ist eine Freude zu sehen, wie man sich hier auf dem Land gegenseitig hilft, da will ich gerne einen Beitrag leisten", sagte Dieter Rauser, der die Fortbildung finanziell unterstützte.