Beim Spatenstich (von links): Klaus Hermann, Geschäftsführer der Bauunternehmung Reif, die Landtagsabgeordneten Norbert Beck und Timm Kern, Staatssekretärin Gisela Splett, Landrat Klaus Michael Rückert, Abteilungspräsident Klaus-Dieter Lang vom Regierungspräsidium Karlsruhe, Bürgermeister Michael Ruf und Ortsvorsteher Karlheinz Nestle Foto: Michel Foto: Schwarzwälder-Bote

Startschuss für den Ausbau der Ortsdurchfahrt Klosterreichenbach auf der Landesstraße 409

Von Helga Michel

Baiersbronn-Klosterreichenbach. Ein Spatenstich im Gewann Reuthäberle war gestern der Startschuss für den Ausbau der Landesstraße 409 in der Ortsdurchfahrt Klosterreichenbach. Allerdings geht es an der Straße noch nicht los, zunächst stehen Zauneidechsen im Fokus.

Großer Bahnhof gestern auf der Wiese im Tal unterhalb der Landessstraße 409: Staatssekretärin Gisela Splett, Abteilungspräsident Klaus-Dieter Lang vom Regierungspräsidium, die Landtagsabgeordneten Norbert Beck und Timm Kern, Landrat Klaus Michael Rückert, Bürgermeister Michael Ruf, Ortsvorsteher Karlheinz Nestle sowie Vertreter der beteiligten Baufirmen und Ingenieurbüros, des Ortschaftsrats und beteiligter Behörden waren zum feierlichen Spatenstich für den Ausbau der Ortsdurchfahrt Klosterreichenbach auf der Landesstraße 409 gekommen – der allerdings weit unterhalb der Straße stattfand.

So eine illustre Gesellschaft ist da unten im Tal wohl eher selten zu finden. Zwischen Kuhfladen und Trockenmauern waren eigens für den Spatenstich ein Pavillon und ein Rednerpult aufgebaut worden, die Gäste wurden mit dem Panoramabähnle ins Tal gebracht.

Mit dem Beginn der vorgezogenen Artenschutzmaßnahme im Gewann Reuthäberle werde eine langjährige Planung abgeschlossen und der Startschuss für den Ausbau der Landesstraße 409 gegeben, erklärte Staatssekretärin Gisela Splett. Sie erinnerte an die lange Planungsgeschichte, die bereits in den frühen 70er-Jahren mit ersten Überlegungen zum Ausbau der Ortsdurchfahrt begonnen hatte. Der Planfeststellungsbeschluss war im vergangenen Jahr rechtskräftig geworden, nachdem die Klage eines Anliegers mit einem außergerichtlichen Vergleich geendet hatte. Durch das sogenannte Lückenschlussprogramm und damit die Aufstockung der Mittel für den Landesstraßenbau war der Ausbau der Ortsdurchfahrt im Zeitplan nach vorne gerutscht.

Die Ortsdurchfahrt soll laut Splett auf einer Länge von rund 760 Metern ausgebaut werden, wobei sich der Ausbau an der Bestandstrasse orientiert. Die Fahrbahn wird sechs Meter, der talseitige Gehweg 1,5 Meter breit. Außerdem ist für die Baugebiete Beckenberg und Oberer Beckenberg ein neuer Anschluss geplant, um die Gebiete besser zu erschließen. Anstelle der Trockenmauern werden neue Stützmauern gebaut, die Treppenaufgänge werden den neuen Mauern angepasst. Außerdem wird die Gemeinde Baiersbronn Kanalisation und Wasserleitung erneuern, um Synergieeffekte zu nutzen.

Die eigentlichen Bauarbeiten zum Ausbau der Ortsdurchfahrt sollen im April nächsten Jahres starten und ein Jahr später weitestgehend abgeschlossen sein. Für diese Arbeiten sei eine Sperrung der Ortsdurchfahrt erforderlich, erklärte Splett und ging auf Umleitungsmöglichkeiten für die Anlieger ein. Doch als Lohn für die Beeinträchtigungen während der Bauzeit versprach Splett eine gut ausgebaute Straße, die die Bedürfnisse der Fußgänger ebenso berücksichtige wie die des motorisierten Verkehrs.

Zunächst geht es aber noch nicht in die Vollen, sondern um die sogenannten vorgezogenen Artenschutzmaßnahmen. Denn für die Straße muss eine geschützte und von Zauneidechsen bewohnte Trockenmauer teilweise beseitigt werden. Die Staatssekretärin erläuterte, dass deshalb eine neue Trockenmauer gebaut wird. Sie wird im Gewann Reuthäberle auf einer Fläche der Staatsforstverwaltung entstehen. Steht die neue Trockenmauer, werden die Zauneidechsen im kommenden Jahr umgesiedelt. Erst dann kann die alte Mauer abgebrochen werden. Die gesamte Aktion werde durch eine Umweltbaubegleitung überwacht.

Mit dem Spatenstich ende eine jahrzehntelange Planungsgeschichte, betonte auch Klaus-Dieter Lang vom Regierungspräsidium. Der Ausbau sei dringend erforderlich, sagte er. Zuvor hatte er eine Art Mängelliste aufgeführt: die geringe Fahrbahnbreite, zum Teil nur 4,50 Meter, fehlende Gehwege und aufgrund dessen immer wieder gefährliche Situationen, Schäden an der Fahrbahn, einsturzgefährdete Trockenmauern.

Lang versprach, dass man in zwei Jahren dort eine gut ausgebaute Ortsdurchfahrt vorfindet. Anstelle der Trockenmauern sollen in Zukunft standfeste Stützmauern die Hanglage sichern. Das Land und die Gemeinde Baiersbronn werden laut Lang zusammen rund 3,4 Millionen Euro in die Maßnahme investieren.

Bürgermeister Michael Ruf sprach von einem besonderen Tag für die Gemeinde und den Ortsteil Klosterreichenbach. Die ersten Ideen für den Ausbau seien wahrscheinlich so alt wie er selbst. Die Landesstraße 409 sei einer der wichtigsten Verkehrswege in der Gemeinde. Deshalb freue es ihn umso mehr, dass der Ausbau aufgrund glücklicher Umstände vorgezogen werden konnte. Ruf dankte Gisela Splett für die gute Zusammenarbeit, aber auch den beiden Landtagsabgeordneten Norbert Beck und Timm Kern, die sich für das Projekt eingesetzt hatten. Der Ausbau der Landesstraße sei ein sehr gutes Infrastrukturprojekt für die Gemeinde Baiersbronn und den Landkreis.

Die eigentlichen Bauarbeiten auf der Landessstraße 409 sollen im April nächsten Jahres beginnen und im April 2017 weitestgehend abgeschlossen sein. Dafür ist eine Vollsperrung erforderlich. Im Zuge des Gesamtprojekts werden 760 Meter Straße erneuert, und auf rund 400 Metern Länge werden neue Stützmauern errichtet. Die Straße wird auf sechs Meter verbreitert. Dazu kommt talseitig ein 1,50 Meter breiter durchgehender Gehweg.

Laut dem Verkehrsministerium werden 10 000 Kubikmeter Erdbewegungen ausgeführt und 5300 Quadratmeter Asphalt eingebaut.