Die Teilnehmer der Mahnwache Freudenstadt trafen sich ausnahmsweise in Baiersbronn. Foto: Weinbrecht Foto: Schwarzwälder-Bote

Mahnwache: Bürgerinitiative informiert sich über Gemeindewerke

Baiersbronn. Jeden Montag trifft sich die Mahnwache Freudenstadt, eine Bürgerinitiative, die nach der Katastrophe in Fukushima die Energiewende vorantreiben will. Vor Kurzem war die Mahnwache zu Besuch in Baiersbronn und informierte sich über das Baiersbronner Energiekonzept. Der technische Leiter Claus Lieb stellte die Gemeindewerke Baiersbronn engagiert und detailliert vor. Baiersbronn ist mit seinen fünf Wasserkraftanlagen, Fotovoltaik und Blockheizkraftwerken so ausgestattet, dass 15 Prozent des Strombedarfs aus eigener Produktion gedeckt werden kann. Die Gemeindewerke Baiersbronn betreiben auf etwa der Hälfte der Gemeindefläche das Stromnetz. Ein kostspieliges Unterfangen, in Anbetracht der Tatsache, dass Baiersbronn die zweitgrößte Flächengemeinde in Baden-Württemberg ist.

Besonders ausführlich wurde über die Vor- und Nachteile der Nutzung der verschiedenen Energieformen diskutiert. Denn Form, so wurde betont, sei mit einem Eingriff in die Natur verbunden. So effektiv Wasserkraft sein könne, so sehr belaste der Trockenfall eines Flussbetts die Tier- und Pflanzenwelt.

Nach der neuen Gesetzeslage müsse die verbleibende Restwassermenge so groß sein, dass der Lachs wieder in der Murg heimisch werden kann. Die verringerte Stromerzeugung soll durch effizientere Technik ausgeglichen werden, was hohe Investitionen verlangt.

Ein weiteres Problem ist das mögliche Speichern von Spitzenstromerträgen. Claus Lieb sieht in "Power-to-Gas" (Umwandlung von Strom in synthetisches Erdgas) eine entwicklungsfähige Technologie und in der Speichermöglichkeit im bestehenden Gasnetz ein hohes Potenzial.

Regionalität als Qualitätsmerkmal

Darüber hinaus kam zur Sprache, dass die Regionalität der Energieerzeugung ein Qualitätsmerkmal darstellen könnte, dem die großen Energiekonzerne aber entgegenarbeiten würden.

Im Jahr 2025 steht das gemeinsame Grünprojekt von Baiersbronn und Freudenstadt an, die kleine Landesgartenschau – nach Meinung der Bürgerinitiative eine Gelegenheit, gemeindeübergreifend regenerative Stromerzeugung im Murgtal zu demonstrieren. Oder die Besucher klimaneutral durch die Gartenschau zu befördern.

Auch beim Produkt "Strom" sei es zielführend, von reinem Wirtschaftlichkeitsdenken und kurzfristigen Renditen wegzukommen, hin zu langfristiger und regional ausgerichteter Verantwortung.

Die Mahnwache schloss mit dem Gedicht "Verantwortung" von Helmut Gollwitzer: "Nichts ist gleichgültig... Alles, was wir tun oder nicht tun, kann unendliche Perspektiven haben."

Die nächsten Mahnwachentermine sind wieder auf dem Marktplatz in Freudenstadt, jeden Montag um 18 Uhr, außer in den Ferien.