Ein junger Mann aus Pakistan stimmt ein Liebeslied an. Foto: Schwarzwälder-Bote

Flüchtlingsarbeit: Im Café Asyl wird Gastfreundschaft gelebt / Organisatoren wünschen sich mehr Helfer

Von Monika Braun

Alle zwei Wochen öffnet der ehemalige Gasthof Pflug in Tonbach seine Türen und ist Herberge für das Café Asyl. Ein fröhlicher Treff, bei dem der Kontakt zwischen den Einheimischen und den Asylsuchenden in der Gemeinde Baiersbronn im Mittelpunkt steht.

Baiersbronn-Tonbach. Bereits zum sechsten Mal treffen sich an diesem Nachmittag ausländische Gäste, ehrenamtliche Helfer und sonstige Bürger zum gemütlichen Beisammensein. Spiele und die Vermittlung von Deutschkenntnissen stehen diesmal auf dem Programm.

Am Rand des großen Raums steht ein buntes Buffet mit süßen und herzhaften Speisen, an dem sich jeder bedienen kann. "Das sind alles Spenden", erklärt Gisela Samlow, Mitglied im Helferteam und Mitorganisatorin. "Jeder, der möchte, trägt etwas zum Nachmittagsbuffet bei." Auch zum aktuellen Treffen hat sich das Helferteam einiges einfallen lassen. Gleich nach der gemütlichen Kaffeerunde wird mit dem Bilderraten begonnen. "Ich habe einige Winterbilder mitgebracht, und es geht darum, die passenden Begriffe auf Deutsch zu finden", wendet sich Gisela Samlow an die ausländischen Gäste. Schon erscheinen Schneepflug und Eiszapfen auf der Leinwand. Eifrig raten die Flüchtlinge munter drauf los und zeigen bereits erstaunliche Deutschkenntnisse.

Helfer und Gäste tragen Namenschilder, sodass man sich leichter ansprechen kann und weiß, mit wem man es zu tun hat. Wichtig sei es auch, Übersetzer dabei zu haben, um Dinge einfach klären zu können, sagt Gisela Samlow im Gespräch mit unserer Zeitung. Ab und an verständige man sich auch mit Händen und Füßen.

Der Spaß an der Abwechslung im sonst eintönigen Alltag ist den jungen Menschen anzumerken, und es dauert nicht lange, bis ein junger Pakistani zum Mikrofon greift und ein Liebeslied schmettert.

"Streit gab es eigentlich noch nie", berichtet Gisela Samlow. "Manche Bevölkerungsgruppen kommen besser miteinander aus als andere, aber es ist immer entspannt, obwohl so viele Kulturen aufeinander treffen."

Eine große Herausforderung sei es, noch mehr Einheimische zu motivieren, einfach zu kommen und auf die Menschen zuzugehen. "Integration ist auch eine gesellschaftliche Aufgabe", sagt sie, "das könnte noch besser werden."

Walter Faisst ist einer der Helfer, die dies längst verinnerlicht haben. Er bestätigt die freundschaftliche Basis, auf der miteinander umgegangen wird. "Ich war selbst viel im Ausland und bin durch die Welt gereist. Da habe ich viel Herzlichkeit und Gastfreundschaft erfahren, die möchte ich einfach auch hier bei uns weitergeben und sehe das als eine moralische Verpflichtung an", sagt der gebürtige Tonbacher. Schön sei es, dass nun auch ganze Familien ins alle 14 Tage stattfindende Café Asyl kommen, nachdem am Anfang nur Männer erschienen seien. "Das zeigt doch den Erfolg", freut sich Faisst, "die Leute fühlen sich wohl und bringen ihre Familie mit."

Kaum ist wieder ein wenig Ruhe eingekehrt und das lustige Ratespiel beendet, greift auch schon Silke Mohr zur Gitarre und stimmt mit vielen anderen das bekannte Winterlied "Schneeflöckchen, Weißröckchen" an. Auch wenn die meisten nicht so ganz textsicher sind: Die Melodie gefällt, und es wird fröhlich mitgesummt.