Schüler der Hartranft-Grundschule Freudenstadt tauchten in Mitteltal für einen Vormittag in die Welt der klassischen Musik ein. Foto: Müller Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Grundschüler befassen sich bei Workshop und offener Probe mit klassischer Musik

Von Claudia Müller

Viel "Oh!" und "Wow!" war von Kindern der Hartranft-Grundschule Freudenstadt bei einer Veranstaltung des Schwarzwald Musikfestivals zu hören.

Baiersbronn-Mitteltal/Freudenstadt. Die Grundschüler waren bei einem Workshop und einer offenen Probe von ARD-Preisträgern im evangelischen Gemeindehaus Mitteltal. Für einen Vormittag tauchten die Jungen und Mädchen in die Welt der klassischen Musik ein. Der Workshop begann mit einer Vorstellungsrunde.

Dabei schlug jeder im Sitzkreis zunächst die Stimmgabel an, hörte auf den Klang und sagte dann seinen Namen und was er in seiner Freizeit macht. Natürlich ging es auch darum, ob der eine oder andere vielleicht ein Instrument spielt. Großes Gelächter erntete dabei Lehrer Stefan Kircher. Er habe früher mal Gitarre gespielt, erzählte er. Heute singe er hingebungsvoll unter der Dusche. Er selbst finde, das klinge richtig gut. Seine Frau sei da allerdings anderer Meinung.

Die Kinder stellten fest, dass die Stimmgabel ja irgendwie auch ein Instrument sei. Workshopleiterin Rosa Maria Paz stimmte zu. Aber es sei eben keines, auf dem man spiele, sondern eins, an dem sich Musiker orientieren. Sie erklärte, dass der Ton, den die Stimmgabel von sich gibt, der Kammerton A ist. Wenn ein Sänger den im Ohr hat, findet er, davon ausgehend, den richtigen Anfangston für ein Musikstück. Dem Instrumentalisten hilft der Kammerton, sein Instrument genau zu stimmen. Die Kinder staunten. Alles nur anhand eines Tons! Es war Zeit für ein erstes "Wow".

Nach einem eher kläglichen "Oh" sah das Gesicht mancher Schüler aus, als sie mit Rosa Maria Paz die Benimmregeln für den Besuch eines klassischen Konzerts erarbeiteten. Still sein, still sitzen und erst ganz am Schluss des Konzerts klatschen, ist aber auch ein anspruchsvoller Dreiklang – nicht nur für Kinder. Mit einem anschließenden Exkurs in die Welt der Komponisten und in die Welt der Instrumentenfamilien legte der Workshop die Grundlage für den anschließenden Besuch der offenen Probe.

Während die eine Gruppe der Kinder ein kleines Konzert mit dem Querflötisten Francisco López Martin hörte, erlebte die andere die Interpretation eines bekannten Violinthemas von Paganini für Marimbafon (Alexej Gerassimez) und Klavier (Ani und Nia Sulkhanishvili).

Wie verabredet saßen die Grundschüler dabei die meiste Zeit recht still und redeten nur selten. Man sah den Kindern an, dass sie das ganz schön forderte. Da half es, dass Alexej Gerassimez ihnen das eine oder andere über sein Instrument erklärte. Besonders seine große Schlegel-Sammlung entlockte den Kindern mal wieder ein "Wow!".

Zum Schluss nutzten die Grundschüler die Gelegenheit, den Preisträgern des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD Fragen zu stellen. Die Sängerin Seeyeon Lee beantwortete die Frage nach ihrem Lieblingsgericht mit: "Fleisch natürlich." Ein überraschtes Kichern entfuhr den Kindern.

Vom Percussionisten Gerassimez und dem Querflötisten López Martin wollten sie wissen, ob diese schon mal ein Blackout hatten und nicht mehr wussten, wo sie im Stück waren. Beide bejahten und fanden das auch ganz normal. "Wer Musik macht, der darf auch Fehler machen. Sie soll ja auch noch Spaß machen. Wir sind keine Maschinen." Ob er auch mal aufgeben wollte, fragte ein Grundschüler López Martin. Der erzählte, dass ihm der Druck als Profimusiker manchmal schon zu groß werde. Zum Glück finde er die Freude am Spielen aber immer wieder.

Wie sie angefangen hätten mit dem Klavierspielen, wollte jemand von den Zwillingen Ani und Nia Sulkhanishvili wissen. Sie hätten in ihrer Kindheit stundenlang auf einem Flügel herumgeklimpert, der bei ihnen zu Hause stand. Das habe ihnen so viel Spaß gemacht, dass sie mit sieben Jahren mit dem Klavierunterricht begonnen hätten. Spaß war ein Stichwort, das, trotz aller Benimmregeln, am häufigsten auftauchte. Gebraucht von den Musikern selbst. Weil sie ihre Arbeit lieben, konnten sie Lust an der Musik auch an eine Gruppe Grundschüler vermitteln. Die haben entdeckt: Musik ist eine Sprache, die jeder versteht.