Skivergnügen in Tonbach: Marco und sein Vater Jörg Frey lassen sich vom eigenen Lift befördern. Foto: Haier

Jörg Frey macht’s möglich: Tiefschneefahren in Tonbach mit Rücktransport am Berg.

Baiersbronn-Tonbach - Die ersten Skiversuche auf heimischen Wiesen zu unternehmen, ist für Kinder im Schwarzwald nicht außergewöhnlich. Mit einem Privatlift nach oben gebracht zu werden, hingegen schon. In diesen Genuss kann kommen, wer Familie Frey aus Tonbach gut kennt.

Es ist ein Wintertag wie aus dem Bilderbuch: klirrende Kälte, strahlend blauer Himmel, jede Menge Schnee. Wer hier nicht regelmäßig unterwegs ist, reibt sich auf der Fahrt durchs Tonbachtal verwundert die Augen, wenn er den Blick auf die Höhen schweifen lässt: Ein Skilift in Tonbach? Seit wann gibt’s denn so was?

Schon lange. Jörg Frey ist schon als kleiner Steppke die Wiesen im Gebiet Freyenhöfe hinabgeschwungen, und ein Lift hat ihn schon damals wieder nach oben befördert. Kurt Braun, sein Nachbar, hatte sich den Lift damals zugelegt. Jörg Frey führte die Tradition später fort.

Anders als Braun, der den Lift gekauft hatte, hat Frey den seinen aber selbst gebaut. Gar nicht so einfach sei es gewesen, die Enden des Drahtseils "verdickungsfrei" aneinanderzufügen, berichtet Frey. Dafür, dass sich das Seil dauerhaft zwischen den Halterungen am Berg, im Tal und entlang der Strecke bewegt, sorgt ein 6,5-PS-Benzinmotor – vergleichbar mit einem Rasenmäher, meint der Liftbesitzer. Eine Füllung für den kleinen Tank reiche für einen Nachmittag, sagt Frey – und die paar Euro dafür seien das Vergnügen wert. Das Geld zahlt Frey aus eigener Tasche, denn seine Fahrgäste will er nicht zur Kasse bitten. Fehlt also nur noch eine praktikable Möglichkeit, sich auf der Fahrt nach oben an dem Drahtseil festhalten zu können, ohne dass man sich die Handschuhe aufschlitzt. Dies geschieht am Tonbacher Skihang mit einem metallenen Klemmbügel, den jeder Skifahrer selbst mit sich führt.

Jörg Frey gehört ein Teil der landwirtschaftlichen Grundstücke, die für wenige Tage im Jahr zum Skigebiet werden, den anderen Teil stellt ein "wohlgesonnener Nachbar" zur Verfügung. Der 46-Jährige hat seine Skier abgeschnallt. Immer ein Auge darauf, dass am Lift Marke Eigenbau alles rund läuft, blickt Frey auf den Hang, wo an diesem Tag vielleicht zehn Fahrer dem alpinen Skilauf frönen.

Freilich: Im Gegensatz zu einem Skigebiet in den Alpen ist das Panorama hier etwas übersichtlicher und die Abfahrt etwas kürzer. Wer den direkten Weg nimmt, ist nach rund 200 Metern schnell unten angekommen. Wer weiter ausholt, kann im Tiefschnee wedeln, und irgendwo mittendrin gibt es als Zusatzattraktion eine kleine Schanze. Allerdings entfallen die Anfahrt zum Lift, das Anstehen an der Talstation und Behinderungen auf der Piste durch pflugfahrende Skitouristen – schließlich darf hier nicht jeder fahren, sondern nur der engste Kreis aus Familie, Freunden und Nachbarn.

In erster Linie für seine Kinder betreibt Jörg Frey seinen Hobbylift. Die Zwillinge Sanja und Marco Frey werden bald zehn Jahre alt. In diesem Alter ist Jörg Frey auch selbst schon auf den heimischen Wiesen Ski gefahren – und geliftet.

Seine Motivation, für wenige Tage im Jahr zum Liftbetreiber zu werden, ist deshalb ganz simpel: "Weil’s mir Spaß macht – und weil’s den Kindern Spaß macht."