Tobias Deuringer – ein Musiker und ein Musiklehrer durch und durch. Foto: Faißt Foto: Schwarzwälder-Bote

Jubiläum: Tobias Deuringer ist seit 30 Jahren Leiter der Jugendmusikschule Baiersbronn

"My Way" singt und spielt Tobias Deuringer auf der CD "... the bar is open". Der Musikschulleiter feiert in diesem Jahr sein 30-jähriges Dienstjubiläum. Er ist schwer krank. Und er feiert sein Jubiläum auf seine Art – in dem er von seinem Weg erzählt.

Baiersbronn. Es war schon lange geplant. Die Geschichte zum Jubiläum "30 Jahre musikalischer Leiter der Jugendmusikschule Baiersbronn" war schon im vergangenen Jahr fest mit dem Schwarzwälder Boten ausgemacht. Und Tobias Deuringer lässt sich solche Pläne nicht so einfach durchkreuzen. Auch nicht von Krebs. Auch nicht davon, dass ihm wohl nicht mehr viel Zeit bleibt. Deuringer liegt im Krankenhaus, blickt zurück, erzählt seine Geschichte, die so klingt wie seine perlenden Pianoläufe.

Denn Musik zieht sich durch sein ganzes Leben. Wie könnte es auch anders sein, wenn man der Sohn Hubert Deuringers, erfolgreicher Kapellmeister, Musiker und Komponist, ist. Und anders als seine beiden Geschwister schlug Tobias Deuringer wie sein Vater in der Musik auch eine berufliche Laufbahn ein.

Als Tobias Deuringer vor 30 Jahren Leiter der Jugendmusikschule Baiersbronn wurde, die damals noch Jugendmusikwerk hieß, hatte sie mit ihm insgesamt vier Musiklehrer und 153 Schüler. "Ich sollte die Jugendmusikschule aufbauen", so Deuringer. Das tat er. Absolutes Spitzenjahr sei 1989 gewesen mit einer Schülerzahl von 538. "Da lief die Schule wie verrückt", freut sich der Musikschulleiter noch heute. Zurzeit habe die Schule 17 Lehrer und rund 400 Schüler.

Fröhlicher und motivierter Lehrer

Blockflöte, Klavier und Keyboard – das sind Deuringers Fächer. Und die Schüler sind es, die ihm als Musiker am meisten am Herzen liegen. Lächelnd erzählt er von den Erstklässlern. 25 Jahre lang hat er regelmäßig um 7.10 Uhr Schulanfänger im Fach Blockflöte unterrichtet, ziemlich früh für einen Musiker. "Die Kinder haben mich zu einem fröhlichen und motivierten Lehrer gemacht", sagt er. Wenn ein Erstklässler seinen Blockflötenlehrer mit den Worten "Deuri, Du bist schon wieder zu spät" tadelt, dann kommt der ums Lachen halt kaum herum.

Sein Beruf bringt Deuringer ins Schwärmen. Zum Beispiel, wenn er von den ganz besonderen Zeiten im Richard-von-Weizsäcker-Gymnasium erzählt, in dem die Musikschule verschiedene Räume nutzt: "Es ist ein Genuss, in die Schule zu gehen, und aus jedem Raum kommt ein anderer Sound." Seine Musiklehrer, die habe er in Ruhe gelassen. "Aber sie mussten bei mir ein fantastisches Jahreskonzert abliefern", sagt er und lacht.

Besonders stolz ist Deuringer auf seine jungen talentierten Musikschüler, von denen mittlerweile einige selbst erfolgreich auftreten – Yannik Seiferling, Kevin Dilper und Darius Finkbeiner zum Beispiel. "Ich hatte größten Spaß an der Förderung hochbegabter Schüler", so Deuringer. Um solche jungen Talente zu fördern, hat er in diesem Jahr einen Musikpreis ins Leben gerufen, der über zehn Jahre hinweg regelmäßig von den Musiklehrern des Richard-von-Weizsäcker-Gymnasiums vergeben werden soll.

Als ein Arzt ihn gefragt habe, wo er noch hinwolle, habe seine Antwort "nirgendwo" gelautet, sagt der Musikschulleiter. Er war in Chile, in China, in den USA, in Kanada, in Südafrika... Oft war er in Sachen Musik unterwegs, mit Abordnungen der Jugendmusikschule zum Beispiel in Kaliningrad und Aserbaidschan.

Bei all dem habe seine Familie – seine Frau Regina, seine Tochter Julia und sein Sohn Benedikt-Tobias – immer hinter ihm gestanden.

Deuringer mit Krawatte und Anzug – das ist auch der Mann am Piano in verschiedenen Hotels der Tourismusgemeinde. Das mache viel Spaß, auch oder gerade weil das Programm je nach Hotel ganz unterschiedlich ist – von anspruchsvoller Barmusik über Tanz- bis zur reinen Unterhaltungsmusik. Und da kommt wieder die CD ins Spiel, die er gemeinsam mit Sängerin Miriam Holz gemacht hat – "... the bar is open". Sie klingt so ganz nach Deuringer, so ganz nach jemanden, der die Dinge auf seine Art macht.

Tobias Deuringer (56) wurde in Rottweil geboren und wuchs in Empfingen auf. Er studierte am Hohner-Konservatorium Trossingen Klavier, Akkordeon und Orgel, außerdem an der Musikhochschule Trossingen Klarinette und Saxofon. Ab 1982 war er Musiklehrer in Baiersbronn an der Jugendmusikschule, die damals noch Jugendmusikwerk hieß. 1986 beauftragte der Gemeinderat unter dem Vorsitz von Bürgermeister Ernst-Ullrich Köpf den damals 26-jährigen Musiklehrer Tobias Deuringer mit der musikalischen Leitung der Jugendmusikschule. Von 1984 bis 1992 leitete Deuringer zudem das Trachtenblasorchester Baiersbronn. Außerdem ist er seit rund 25 Jahren Kreisverbandsdirigent des Blasmusikkreisverbands Freudenstadt, zehn Jahre lang – von 1989 bis 1999 – leitete er das Kreisjugendblasorchester. 30 Jahre lang war er zudem Dirigent des Akkordeonorchesters Ehningen. Im November 2001 ernannte ihn die Gemeinde Ehningen zum Musikdirektor des Handharmonika-Clubs Ehningen.