Richard Sturtzel (rechts) überreicht Hans-Jürgen Müller und seiner Lebensgefährtin Ulrika Skala den Preis. Foto: Schuon Foto: Schwarzwälder-Bote

Hans-Jürgen Müller startet mit seinem Alfa Romeo 2000 Touring Spider bei der Baiersbronn Classic 2014

Von Kevin Schuon

Baiersbronn/Herzogsweiler. Baujahr 1959, 115 PS, Vierzylinder-Doppel-Nockenwellen-Motor: Der Alfa Romeo 2000 Touring Spider von Hans-Jürgen Müller ist ein wahrer Traum in Rot. Mit diesem Schmuckstück nimmt er vom 25. bis 28. September an der Schwarzwaldrallye für Genießer teil.

Mit diesem Auto hat sich Hans-Jürgen Müller einen Lebenstraum erfüllt. "In den 60er-Jahren bin ich mit so einem Modell Bergrennen und Rallye gefahren und wollte in den 80er-Jahren dann unbedingt wieder genau so eines haben", erinnert er sich an den Anfang dieser Liebesbeziehung zurück. Also ist er 1981 extra bis nach Rom gefahren, um sein Auto abzuholen, denn in Deutschland sei dieses Modell kaum gefahren worden.

Der Verkäufer versicherte ihm damals, dass sich das Fahrzeug, mit Baujahr 1959, in einem guten Zustand befindet. "Als ich das Auto dann sah, bin ich fast aus allen Wolken gefallen. Löcher im Boden, die Armaturen waren blind und so weiter", kann er sich noch genau an den miserablen Zustand erinnern, den das Auto damals in Wirklichkeit hatte. Trotzdem hat er das Schmuckstück auf seinen Anhänger geladen und mit nach Hause genommen.

Dort angekommen, machte er sich daran, überwiegend in Eigenarbeit, aber auch mit professioneller Hilfe seinen "2000er" bis auf das letzte Einzelteil zu zerlegen und von Grund auf komplett neuaufzubauen. Das Problem: Weil das Modell in Deutschland so selten ist, war die Ersatzteilbeschaffung äußerst schwierig, sodass sich die Restaurierung über neun Jahre lang hinzog. Um sein Fahrzeug dann aber für alle Ewigkeit haltbar zu machen, hat er es komplett spritzverzinkt und kleine Unebenheiten in der Karosserie anstatt mit Spachtelmasse mit Zinn ausgebessert. Das Highlight an seinem Alfa sind jedoch die originalen Borrani- Speichenräder, die in Mailand angefertigt wurden.

1990 war es dann endlich so weit. Am Nürburgring ließ er seinen Oldtimer versichern und machte dort die Jungfernfahrt.

Nun nimmt er mit seinem Schmuckstück an der zweiten Baiersbronn Classic teil. Müller hat an der Leseraktion des Schwarzwälder Boten in Zusammenarbeit mit der Baiersbronn Touristik teilgenommen und den Preis – ein Rallye-Paket mit Startplatz im Wert von 1600 Euro – gewonnen. Richard Sturtzel, stellvertretender Tourismusdirektor in Baiersbronn, freut sich auf die Teilnahme von Müller: "Es ist herrlich, dass wir hier im Kreis so ein tolles Fahrzeug haben, das mit so viel Liebe behandelt und gefahren wird", sagt er bei der Preisübergabe.

Für sein Auto hat der Schwarzwälder bereits Rallyes organisiert

Aber auch sonst ist der Alfa das ganze Jahr über viel unterwegs, sogar in Finnland sei er mit seinem "2000er" schon gewesen. Denn Hans-Jürgen Müller ist ein ehemaliger Motorsportler, der schon bei vielen Berg- und Rundstreckenrennen teilgenommen und auch gewonnen hat. Auch an diversen Ausfahrten und Rallyes hat er mit seinem Alfa schon teilgenommen. Für seinen Alfa Romeo 2000-2600 Club hat er sogar selbst schon zwei Rallyes im Schwarzwald – eine in Freudenstadt und eine in der Ortenau – organisiert, bei der Clubmitglieder aus ganz Europa teilgenommen haben. "Wir Besitzer kennen uns untereinander sehr gut, weil es nur noch wenige Fahrzeuge von unserem Modell gibt. Deshalb tun wir uns zusammen. So können wir uns bei Reparaturen und der Ersatzteilbeschaffung gegenseitig unter die Arme greifen", erklärt der Auto-Liebhaber.

Seine ständige Beifahrerin ist seine Lebensgefährtin Ulrike Skala, sie wird vermutlich auch bei der Baiersbronn Classic neben ihm im Wagen sitzen. "Ich hoffe, dass er die Rallye trotz seines Ehrgeizes ein wenig genießen und Spaß haben kann", grinst sie, als Sturtzel ihr das Roadbook der Rallye von 2013 zum Üben überreicht. Das Roadbook ist das Herzstück der Rallye, in dem Informationen zu den Streckenabschnitten und Wertungsprüfungen in tabellarischer Form abgebildet sind.

Mit der Baiersbronn Classic wird die Motorsporttradition im Nordschwarzwald wieder zu neuem Leben erweckt. Sie erinnert an das legendäre Ruhestein-Bergrennen von 1946. Anders als beim Bergrennen damals, geht es bei der Baiersbronn Classic aber nicht um Geschwindigkeit, sondern um Präzision und Konstanz. Bei der Gleichmäßigkeits- und Genauigkeitsfahrt ist das Ziel, bestimmte Streckenabschnitte in einer bestimmten Zeit zu absolvieren, erklärt Sturtzel. Dabei gibt es an drei Tagen rund 20 Wertungsprüfungen.

Auf rund 500 Kilometern führt die Strecke auf fahrerisch anspruchsvollen Strecken durch den Nordschwarzwald bis hinunter in die Weinregion der Ortenau. Die Strecken führen zum Teil auch über für Rallyes eher ungewöhnliches Gelände – durch ein Sägewerk beispielsweise. "Auch die ein oder andere Überraschung wird dabei sein", freut sich der stellvertretende Tourismusdirektor von Baiersbronn.

Weitere Informationen: Im Internet unter: www.baiersbronn-classic.de