Bei der Einweihung der neuen Elektrotankstelle am Wilhelm-Münster-Platz: Bürgermeister Michael Ruf, Landesverkehrsminister Winfried Hermann, Landrat Klaus Michael Rückert und Busunternehmer Andreas Klumpp (Dritter bis Sechster von links) mit Vertretern der Gemeindewerke und des Gemeindebus-Herstellers Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Verkehrsminister Winfried Hermann und Bürgermeister Michael Ruf weihen Ladesäule in Baiersbronn ein

Von Monika Braun

Baiersbronn. "Nun können Elektroautos auch in Baiersbronn betankt werden", freute sich Bürgermeister Michael Ruf, der zusammen mit Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die neue Elektrotankstelle auf dem Wilhelm-Münster- Platz einweihte.

Der Verkehrsminister wurde dem Anlass entsprechend mit dem neuen e-mobilen Gemeindebus zur neuen Zapfsäule gefahren und freute sich über das Modellprojekt. "Sie haben Pionierarbeit geleistet", lobte er, "und ich würde mich freuen, wenn dieses Projekt auch im Nationalpark aufgegriffen würde." Wie gestern berichtet, spricht sich Hermann für ein umweltfreundliches Verkehrskonzept im Nationalparkgebiet aus. "Der Schwarzwald muss für seine Touristen gute Angebote schaffen, Sie haben hier einen schönen Anfang gemacht."

"Ausschlaggebend war der Besuch einer politischen Vertreterin, die mit ihrem Elektromobil in Baiersbronn zu Besuch war und in Freudenstadt tanken musste" erklärte Bürgermeister Michael Ruf und scherzte: "Das geht ja gar nicht!" Ruf lobte die Idee des kürzlich eingeführten Bürgerbusses. "Ohne die Initiative der Firma Klumpp-Bus, die den Kleinbus angeschafft hat und diesen nun betreibt, hätten wir das Projekt so nicht umsetzen können." Weiter führte Ruf aus, dass die neue Elektrotankstelle mit "Grünstrom" aus den eigenen fünf Wasserkraftwerken versorgt wird. "Das ist uns wichtig, denn hier soll kein Strom aus Atomkraftwerken verwendet werden. Wir sind der Überzeugung das ist der richtige Weg, auch für das Unterdorf", so der Bürgermeister weiter. "Während die Gäste ihre Autos hier laden können, bieten die umliegenden Cafés und Geschäfte entsprechende Einkaufsmöglichkeiten an." Pilotprojekte seien eben eine Stärke Baiersbronns.

Beim anschließenden Besuch in der Firma Klumpp-Bus war der Tarifvertrag im öffentlichen Nahverkehr das beherrschende Thema. Tim Streefkerk vom Baiersbronner Busunternehmen freute sich über die neu geschaffene Linie des e-mobilen Gemeindebusses, die mit der Wanderhüttenrunde und den Haltepunkten an wichtigen Zentren der Gemeinde eine neue Attraktion für Bürger und Touristen sei. "Wir müssen natürlich als Unternehmer auch den Kosten-Nutzen-Faktor sehen und langfristig schauen, wie sich das entwickelt", sagte Streefkerk. "Wir sehen die Investition in den e-mobilen Bus als Zukunftsinvestition und als einen wichtigen Baustein für unser Unternehmen, aber von Kostendeckung können wir nicht sprechen."

Verkehrsminister Winfried Hermann stellte in Aussicht, künftig nur noch Elektrobusse zu fördern. Auch die Förderung für Elektrotaxis sei bisher nicht am Geld gescheitert, vielmehr zögerten die Taxiunternehmen noch. Eine Umstellung bei den Reise- und Schulbussen auf Elektromobilität sei wünschenswert. Dabei warb Hermann für eine Auslastung der Busse und eine Entzerrung des Verkehrs. "Ich finde es auch einen verkehrstechnischen Blödsinn, dass alle Schulen zeitlich anfangen." Ein besserer öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) werde angestrebt, an den Tarifen werde gearbeitet. "Diese sind teilweise im Land nicht gerecht verteilt, und wir möchten dies auf neue Beine stellen", sagte Hermann.

"Bitte achten Sie dabei auf den ländlichen Raum", forderte Landrat Klaus Michael Rückert und wies darauf hin, dass die Auslastung der öffentlichen Verkehrsmittel in den Ballungsgebieten natürlich höher sei als im ländlichen Raum. "Die Latte darf nur so hoch gelegt werden, wie es möglich ist, letztlich ist es eine Frage des richtigen Verhältnisses", so Rückert. "Wir möchten den ländlichen Raum stabilisieren, aber auch den Wettbewerb und Anreiz erhalten, jedoch nicht um jeden Preis und zu Lasten der Beschäftigten", beteuerte der Minister und verwies auf einen "Pakt für den Mittelstand".