Zahlreiche Interessierte nahmen am Waldforum mit dem Umweltexperten Olfert Dorka (hinten rechts) teil. Foto: Braun Foto: Schwarzwälder-Bote

Kursteilnehmer sammeln zahlreiche Erkenntnisse und schildern ihre Empfindungen / Nationalpark nicht zum Event werden lassen

Von Monika Braun

Baiersbronn/Ruhestein. Welchen Erholungswert hat der Wald für die Seele? Diese Frage war Grundlage für die Abschlussdiskussion von rund 35 Teilnehmern eines viertägigen Waldforums.

Unter der Leitung von Olfert Dorka aus Freudenstadt hatten die Landschaftstherapeuten einige aufschlussreiche Tage und informative Vorträge erlebt. Den Wald als Wirtschaftswald zu erkennen, aber auch den wilden, ursprünglichen Wald des neuen Nationalparks Schwarzwald zu erkunden, brachte den Teilnehmern viele Erkenntnisse, die sie in flammenden Statements wiedergaben.

"Was bedeutet uns der Wald ganz persönlich, und ist er nicht auch so etwas wie ein seelischer Erholungsraum?", fragte Olfert Dorka ganz bewusst in die Runde und bekam viele Rückantworten mit persönlichen Erfahrungen und Eindrücken. "Mir ist klar geworden, wie wichtig gerade der wilde, ursprüngliche Wald für unsere Seele ist und was die besondere Qualität ist", so eine Kursteilnehmerin.

Eine andere Teilnehmerin grenzte sich von den Bestrebungen der Gesellschaft ab, die Menschen nach bestimmten Vorstellungen zu formen. Dies dürfe auch nicht mit dem Wald geschehen. "Die Natur hier im Nationalpark lebt wie sie kann und wird einfach gelassen, das ist das Tolle und Einzigartige daran", betonte eine begeisterte Naturpädagogin. Es habe gut getan, in eine andere Zeit einzutauchen und zwei Stunden entlang des Wilden Sees zu wandern, ein Erholungswert der mit einer Woche Urlaub zu vergleichen sei, bemerkte ein anderer Kursteilnehmer. Das Wort "wild" gab dem ehemaligen Förster und Kursteilnehmer Walter Trefz Anlass zur näheren Betrachtung. Er sei der Ansicht, man habe an den Wäldern wieder etwas gut zu machen. "Wollt Ihr nicht zu Grunde gehen, lasst noch ein bisschen Wildnis stehen", zitierte er. Der Wald sei ein Bürgerwald und dürfe nicht durch Maschinen und Geld ruiniert werden. Nationalparkmitarbeiter Charly Ebel beschrieb den ursprünglichen Wald als Märchenwald, denn nicht umsonst hätten sich Hänsel und Gretel im wilden Wald verirrt, dies hätte im Wirtschaftswald nicht passieren können. "Wenn der Wald stirbt, fliehen die Märchen", zitierte Ebel Schriftsteller Günter Grass. Im neu eingerichteten Nationalpark sei daher auch ein Waldgebiet angedacht, in dem man alles machen dürfe, Hütten bauen und Bäche stauen, doch alles müsse hinterher wieder auf den Ausgangspunkt zurückgebracht werden, so Ebel.

"Ich war heute glücklicher im wilden Wald, als gestern im Fichtenforst", beschrieb eine weitere Kursteilnehmerin ihre Empfindungen. Im Nutzwald werde alles ausgeräumt was nicht passt, "im Urwald hingegen habe ich erlebt dass dort alles zugelassen wird – Tod und Leben gleichzeitig".

Problematisch sahen die Teilnehmer die Tatsache, dass auch durch den Nationalpark viele Besucher laufen und somit wieder eine Störung von außen vorhanden sei. Zudem sei das Gebiet "einfach nur mini. "Wichtig ist uns aber dem Wald keine Käseglocke überzustülpen und ihn erlebbar zu machen, damit er nach außen strahlen kann", betonte Ebel, der von einer großen Aufgabe sprach, den Menschen wieder die Natur nahe zu bringen.

Olfert Dorka warnte davor den Nationalpark zum Event werden zu lassen, trotzdem müsse man die Natur fühlen und in sie hinein gehen können. Die Pädagogen unter den Teilnehmern legten ihren Fokus auf die kindliche Offenheit und die Wichtigkeit die Kinder naturnah zu erziehen. "Kinder sind offen und brauchen Erfahrungen, das ist oft besser als sie durch irgendwelche Medikamente ruhig zu stellen", so eine Lehrerin die ein spezielles Eltern-Kind- Konzept im Nationalpark anregte. "Vergiss dich selber nicht" legte Olfert Dorka den zufriedenen Kursteilnehmern abschließend ans Herz und rief dazu auf, in vielerlei Hinsicht als Vorbild voranzugehen.