Setzen sich für das Projekt in Burundi ein: (von links) die Ofenbauer Niklas Cybulla und Christoph Steudinger, Zimmerer Jonas Klumpp, Bauingenieur Günter Seibold, der Arzt Blaise Bisabwa aus Burundi, der zurzeit im Krankenhaus Freudenstadt praktiziert, Zimmermeister Ernst Schleh, Zimmerer Tobias Finkbeiner und Bauhandwerker Fritz Kirschenmann. Foto: Zimmerei Schleh Foto: Schwarzwälder-Bote

Soziales: Handwerker-Delegation reist nach Burundi / "Helfende Hände" engagieren sich für Waisenhaus

Noch ein paar Tage – dann geht es nach Burundi. Dort baut ein Team von Handwerkern unter Leitung der Zimmerei Schleh das Herzstück eines neuen Küchenhauses für ein Waisenhaus: den großen Herd. Zeitgleich gehen vom Verein Helfende Hände auch Ärzte auf die Reise

Baiersbronn/Region. Die Baiersbronner Zimmerei Schleh engagiert sich schon seit vielen Jahren für den Verein Helfende Hände mit Sitz in Nagold, unter anderem war sie maßgeblich beteiligt beim Aufbau einer Krankenstation in der mauretanischen Hauptstadt Nouakchott vor knapp zehn Jahren als Teil einer großen Hilfsaktion.

Miserable Zustände

Den Anstoß für das neue Projekt der Zimmerei gab Günter Seibold aus Waldachtal, Vorsitzender des Vereins Helfende Hände. Denn Mauretanien sei auf dem Land durch Al-Quaida zu gefährlich geworden, um sich dort vor Ort als Gruppe zu engagieren, so Ernst Schleh im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten. Seibold schlug vor, ein Waisenhaus in der Stadt Nyabiraba zu unterstützen. Dort leben rund 60 hilfsbedürftige Kinder, die in dem Heim unter der Leitung des katholischen Paters Leopold versorgt werden. Seibold, der als Ingenieur bei den Fischerwerken arbeitet, wollte dem Heim helfen, denn er kannte die miserablen Zustände, von der mangelhaften Ernährung bis zur Unterkunft in primitiven Lehmbauten.

2014 reiste eine Delegation der Helfenden Hände – mit dabei auch Seibold und Schleh – in das christlich geprägte Burundi und machte sich vor Ort selbst ein Bild. Einiges hat sich seitdem getan. "Das, was bis jetzt steht, haben wir finanziert und geplant", sagt Schleh, und da schwingt schon ein wenig Stolz mit. Das Waisenhaus hat nun ein neues Küchenhaus. Und nicht nur das. Schon zuvor war über den Verein unter der Federführung von Günter Seibold eine ein Kilometer lange Wasserleitung von einer Quelle zum Kinderheim gelegt und das Heim über eine 300 Meter lange Starkstromleitung ans Netz angeschlossen worden. Seitdem arbeite Pater Leopold auch mit einer großen elektrischen Getreidemühle für das Dorf, so Seibold.

Anders als bei dem Projekt in Mauretanien wurde das Küchenhaus von Einheimischen selbst gebaut. Vor Ort sei das Projekt von Seibold und Pater Leopold gemanagt worden, berichtet Schleh. So profitierten von dem Engagement neben dem Waisenhaus auch die Handwerker vor Ort, und es ergebe sich ein anderer Bezug zu dem Gebäude. Inzwischen hat es sogar ein Richtfest für das Küchenhaus gegeben. Dafür hat sich Pater Leopold extra im Internet schlau gemacht, wie so etwas in Deutschland gefeiert wird. Jetzt fehlt nur noch das Herzstück des Küchenhauses: der holzbefeuerte Herd. Und um den zu bauen, reisen nun die Helfer an. Einen Meter breit und 4,50 Meter lang soll der Herd werden. Die drei Kochplatten, jede etwa ein mal ein Meter groß, sind schon in Nyabiraba, genauso wie das andere Material wie Ofentüren und Schamottsteine. Mit der Abwärme, die beim Kochen auf dem Herd entsteht, soll Wasser in einem 300-Liter-Stahltank angeheizt werden. Den haben die Helfer aus Baiersbronn extra anfertigen lassen. Allein das Material für den Ofen hat laut Schleh einen Wert von rund 7500 Euro.

Start am 24. September

Am 24. September startet die Gruppe von Handwerkern, zeitgleich mit einem Ärzteteam der Helfenden Hände, unter Federführung der Zimmerei Schleh nach Nyabiraba. Zu der neunköpfigen Delegation gehören neben Günter Seibold und Ernst Schleh, der auch die beiden Zimmerleute Jonas Klumpp und Tobias Finkbeiner aus seinem Betrieb an seiner Seite hat, die beiden Ofenbaumeister Christoph Steudinger aus Baiersbronn und Niklas Cybulla aus Freiburg, der Bauhandwerker Fritz Kirschenmann, der Mechanikermeister Karl-Friedrich Steudinger und die Fotografin Ulrike Klumpp. Einige von ihnen waren schon in Mauretanien mit dabei.

Schleh rechnet mit einem Zeitaufwand von zehn Tagen für den holzsparenden Ofen. Außerdem gebe es noch einiges andere zu tun – elektrische und Wasserinstallationen in Küchenhaus und Waschhaus, Holztore für ein anderes Gebäude, weitere Arbeiten am Dach und die Inbetriebnahme von Gerätschaften wie einer Kreissäge. Ein Generator müsse auch noch repariert werden. Und das ist noch lange nicht alles. "Auch bei der Einrichtung einer Gesundheitsstation im Kinderheim wollen wir praktische Hilfe leisten", so Seibold. Das medizinische Team, aus fünf Personen bestehend, werde zwei Wochen lang im Distriktkrankenhaus Kirundo die dortigen Ärzte und Pfleger in der Diagnose, Operationstechnik und Pflege praktisch anleiten und gemeinsam mit burundischen Ärzten operieren. Dafür hätten die Helfenden Hände im vergangenen Jahr einen großen Container mit 20 Tonnen medizinischem Material geliefert, das jetzt noch in Betrieb zu nehmen sei.

Insgesamt 25 000 Euro sind laut Schleh auf dem Spendensonderkonto gewesen. Zusammengekommen war das Geld durch Aktionen der Zimmerei sowie weitere Aktionen von Reinhard Bosch, Niklas Cybulla und einer Schweizer Kochschule. "Ein ganzer Batzen ist schon ausgegeben worden", stellt Schleh fest. Ganz werde es für die Aktion Küchenhaus wohl nicht reichen. Deswegen werde noch weiter gesammelt.

Warum es ihn und die anderen Helfer immer wieder dazu treibt, Hilfe in armen Ländern zu leisten? Es liegt wohl daran, dass bei Menschen, für die Überfluss ein Fremdwort ist, auch kleine Dinge große Freude bringen. Schleh sagt: "Wenn ich sehe, wie sich diese Kinder freuen können, bloß weil man Luftballons verteilt – das ist der Grund, warum ich mitgehe."

Weitere Informationen: www.zimmerei-schleh.de